Düsseldorf. .

Im Innenausschuss des Landtages wehrte sich die Stadt Duisburg gestern mit Hilfe eines 32-seitigen Papiers gegen Schuldvorwürfe, konnte sie aber nicht alle entkräften.

Innenminister Ralf Jäger (SPD) fuhr seine Familie nach der Trauerfeier für die Loveparade-Opfer nur kurz zum Gardasee, andere Abgeordnete unterbrachen ihren Urlaub – einzig ein Vertreter der Stadt Duisburg fehlte am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags. Vergeblich hatte die SPD versucht, OB Adolf Sauerland (CDU) in die Sondersitzung zu zitieren, doch die Geschäftsordnung bot keine Handhabe. Aber auch in Abwesenheit hatte die Stadt ihre anwaltlich abgesegnete Sicht der Dinge rechtzeitig über die Zeitung mit den großen Buchstaben in den medialen Kreislauf gespeist.

Auf 32 Seiten versucht die Kanzlei darzulegen, dass die Stadt keine Schuld an der Katastrophe treffe. Am 8. Juli seien bei einem Workshop 15 Szenarien für die Loveparade durchgespielt worden. Mit dabei: Veranstalter, Feuerwehr und Polizei. „Der Stadt Duisburg waren darin keine Zuständigkeiten für Besucherströme innerhalb des Veranstaltungsgeländes zugewiesen”, heißt es. Und: „In der Szenariobeschreibung bei Überfüllung ist als Verantwortlicher der Veranstalter gekennzeichnet.” Allein „Lopavent” und zur Unterstützung die Polizei seien für die Lenkung der Besucherströme zuständig gewesen.

Am Morgen der Loveparade, so der Bericht, hätten Mitarbeiter der Stadt den Veranstalter „mehrfach zu ordnungsgemäßem Handeln auffordern müssen”: Planen als Sichtschutz fehlten, das Ge-lände wurde nicht zeitig genug geöffnet. Abgeordnete werteten das Anwaltspapier dennoch als „ausgesprochen dünn”. Fragen von CDU und FDP bleiben darin weitgehend unbeantwortet. Weiter offen sei auch, warum die Stadt dem Veranstalter verkleinerte Fluchtwege genehmigt habe. Rainer Schmeltzer (SPD) verlangte Auskunft, wie die Stadt ihre Auflagen habe kontrollieren können, obwohl viele Mitarbeiter gar nicht auf dem Gelände gewesen seien.

Jäger forderte verbindliche Qualitätsstandards für Sicherheitsfirmen bei Großveranstaltungen. Bundesweite Vorgaben sollen verhindern, dass auf Kosten der Sicherheit gespart wird. Bei der Loveparade deute vieles darauf hin, dass – so Jäger – „auf der Veranstalterseite kommerzielle Erwägungen Leitlinie des Handelns waren”.