Gelsenkirchen. .
Die Frau eines Gelsenkirchener Polizisten ist seit Wochen verschwunden. Die Mordkommission hat wenig Hoffnung, die 44-jährige Mutter von vier Kindern noch lebend zu finden. Der Fahndungsdruck wächst.
Wer hat ihn Ende Juni tief in den Haard-Wald zwischen Marl und Haltern am See gefahren und dann angezündet, ausbrennen lassen, wohl um Spuren zu beseitigen? Den schwarzen Mercedes-Van von Annette Lindemann, der Polizisten-Ehefrau aus Gelsenkirchen, die seit dem 2. Juni vermisst wird. Und warum erst Wochen nach ihrem Verschwinden? In der 20-köpfigen Essener Mordkommission schwindet zugleich die Hoffnung, die 44-jährige Mutter von vier Kindern lebend zu finden. Umso größer ist der Fahndungsdruck auf den oder die möglichen Täter.
Am Tag ihres Verschwindens vor dem Fronleichnams-Feiertag hatte die Mutter noch ihre Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren versorgt und wollte mit dem Auto zum Einkaufen. Nicht bestätigen will die Essener Kripo, dass die 44-jährige Polizisten-Ehefrau, die selbst bis zur Geburt ihres ersten Kindes Polizeibeamtin war, am Nachmittag noch eine SMS geschickt haben soll, nach der ihr Einkauf im Essener Einkaufszentrum Limbec-ker Platz länger dauern würde. Danach soll das Handy abgestellt worden sein.
Zunächst noch hatte die Gelsenkirchener Polizei intern ermittelt, ihr Ehemann hatte im Dienst berichtet: Meine Frau ist weg. Eine „Auszeit“? Von „außergewöhnlichen Ehestreitigkeiten“ war nichts bekannt. Ihr Bruder wurde in Zeitungsberichten mit den Worten zitiert, dass seine Schwester nie einfach verschwinden und ihre vier Kinder alleine lassen würde.
Nachbar-Kripo übernahm den Fall
Nach fünf Tagen ohne Lebenszeichen stellte der Ehemann Vermisstenanzeige. Er hat seitdem dienstfrei und kümmert sich um die Kinder. Die Essener Nachbar-Kripo übernahm die Ermittlungen. Das ist üblich und „Neutralitätsgebot“, wenn eine Behörde in einem Fall betroffen ist. Und sie ermittelt, wie es so oft heißt, „in alle Richtungen“.
Aufrufe und die Veröffentlichung des Suchbildes blieben ohne messbaren Erfolg. Bundes- und europaweit wurde gesucht. Auch ihr schwarzer Mercedes-Van „Viano“, Kennzeichen GE - AL 2701 war wie vom Erdboden verschluckt. Bis zum Freitag, den 25. Juni.
An dem Tag entdeckten Spaziergänger in einem Waldstück in der Haard an der Landstraße 551 gegenüber der Einfahrt zur Haardklinik ein brennendes Auto. Einen Tag dauerte es, bis das total ausgebrannte Wrack als der Wagen der 44-Jährigen identifiziert war. Der oder die Täter hatten ihn einige 100 Meter tief in den Wald gefahren, ihn aber offenbar nicht gezielt versteckt. Ein großes Polizeiaufgebot auch mit Leichenspürhunden suchte das Waldstück großräumig ab. Erfolglos.
Spuren trotz des Feuers
Im Wagen fanden sich trotz des Feuers Spuren. Welche, sagt die Polizei nicht. Dass der Mercedes vorsätzlich angezündet wurde, ist sicher. Wie? Die Mordkommission will ihr Wissen nicht preisgeben: „Das soll uns der Täter sagen.“ Auch muss der Täter irgendwie aus dem Wald wieder herausgekommen sein. Zu Fuß? Mit einem Komplizen?
Lange kann der Wagen nicht in dem Wald gestanden haben. Einen Tag vielleicht. Der Autofund nährt Spekulationen. Wenn es von der Frau seit Wochen kein Lebenszeichen gibt, wie kam der Wagen in den Wald? Und warum erst so spät? Wäre Annette Lindemann direkt zum Opfer geworden, wäre das Auto mutmaßlich sofort entsorgt worden. Die Ermittlungen konzentrieren sich aufs nördliche Ruhrgebiet. Irgendwo muss der Mercedes in den Wochen geblieben sein. Möglicherweise stand er versteckt in einer Garage oder auf einem Parkplatz. „Wurde irgendwo kurzfristig eine Garage angemietet oder das Auto eventuell sogar zum Kauf angeboten?“, fragt Polizeisprecher Peter Elke. Und hofft auf Antworten.