Düsseldorf. .
Es könnte ein erfolgreiches Jahr für die Polizei in NRW im Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität werden: Wie das Landeskriminalamt betont, wird in diesem Jahr deutlich mehr Rauschgift sichergestellt als in den Jahren zuvor.
Das Jahr 2010 wird für die Polizei in Nordrhein-Westfalen als besonders erfolgreiches Jahr im Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität eingehen. Bereits jetzt steht für die Verantwortlichen beim Landeskriminalamt (LKA) fest, dass in diesem Jahr wohl erheblich mehr Rauschgift sichergestellt wird als in den Vorjahren. Verantwortlich dafür ist unter anderem der größte Kokain-Fund der vergangenen 20 Jahre. Zwischen Bananen waren in Straelen (Kreis Kleve) mehr als 300 Kilo Kokain aus Südamerika entdeckt worden.
„Das war allerdings ein Zufallsfund“, räumt Kriminaldirektor Dietmar Kneib ein, der als Dezernatsleiter beim Landeskriminalamt NRW in Düsseldorf für den Bereich organisierte Kriminalität zuständig ist.
Ein holländischer Spediteur, der Lagerhallen sowohl im niederländischen Venlo als auch auf der deutschen Seite der Grenze in Straelen besitzt, hatte das Rauschgift entdeckt. „Bananas stand auf den Kisten, es waren aber keine Bananas drin“, erinnert sich der Mann, der sich aus Angst vor den Hintermännern des Drogenschmuggels nicht zu erkennen geben möchte. Rund ein halbes Dutzend Mal hatte er nach eigenen Angaben bereits Rauschgift zwischen Obstlieferungen gefunden, noch nie allerdings so viel wie Ende März dieses Jahres. Dabei sind Obstlieferungen offenbar generell beliebte Verstecke der südamerikanischen Rauschgiftmafia.
Cannabis-Pflanzen in einem ehemaligen NATO-Bunker in Afghanistan
„Wir müssen davon ausgehen, dass auf diesem Wege erhebliche Mengen Drogen aus Übersee nach Europa gelangen“, sagt Kneib. Man habe kaum die Möglichkeit, alle Lieferungen zu kontrollieren. Absender der Kokain-Lieferungen sind laut Kneib häufig organisierte Tätergruppen in Ecuador. „Von dort kam auch eine Lieferung von 66 Kilo Kokain, die wir in der jüngeren Vergangenheit in Münster sichergestellt haben.“
Leicht rückläufig sei 2010 bislang die Zahl der gefundenen Cannabis-Plantagen. „Derartige Plantagen waren in den letzten Jahren bei uns in NRW immer wieder gefunden worden, beispielsweise in einem ehemaligen NATO-Bunker in Kevelaer. Hier wurden Tausende Cannabis-Pflanzen auf einmal sichergestellt und vernichtet“, sagt der LKA-Experte. Inzwischen habe sich das „Plantagen-Problem“ in andere Teile Deutschlands verlagert. Dank der guten Ermittlungsarbeit der Polizei hätten sich organisierte Drogenkriminelle vielfach aus NRW verabschiedet. „Wir stellen fest, dass jetzt immer häufiger solche Hanfplantagen in anderen Bundesländern enttarnt werden.“
Auch das Internet habe der Polizei geholfen, den Betreibern entsprechender Plantagen auf die Spur zu kommen. „Vielfach bestellen diese Personen im Internet das komplette Zubehör für eine Plantage, beispielsweise die entsprechenden Hochleistungslampen, Bewässerungssysteme und vieles mehr. Sollte jemand hier große Mengen ordern oder häufiger bestellen, muss er mit einem Besuch von uns rechnen“, berichtet der Kriminaldirektor.
Heroin aus Afghanistan
Der Schmuggel von Heroin bewege sich derweil auf einem „konstanten bis leicht steigenden“ Niveau. „Heroin wird meist aus Afghanistan über die Türkei nach Deutschland eingeführt“, sagte Kneib. Er warnt deshalb auch unmittelbar vor Beginn der Hauptreisezeit Urlauber davor, aus Gefälligkeit Gepäckstücke aus der Türkei mit nach Deutschland zu nehmen. „Auch wenn der Koffer auf den ersten Blick nur Kleidung enthält - man weiß nie, was im doppelten Boden steckt.“ Immer wieder würden Touristen auffallen, die aus Gefälligkeit Koffer oder Reisetaschen mit nach Deutschland bringen würden - unwissend, dass sie dadurch als Drogenkurier missbraucht werden. „Auch der Zoll warnt eindringlich vor diesen vermeintlichen Hilfeleistungen für Personen, die in der Türkei Urlauber ansprechen und auf deren Gutmütigkeit hoffen.“
Am häufigsten musste 2009 in NRW die Polizei in Köln in Sachen Drogenkriminalität ermitteln. Mehr als 5600 Fälle zählten hier die Fahnder, 3450 Fälle waren es in Düsseldorf. Direkt dahinter folgten die grenznahen Gebiete wie der Kreis Viersen, der Kreis Borken und der Kreis Kleve mit jeweils mehr als 2500 Drogendelikten. Die geringsten Probleme mit Rauschgift hatte die Polizei im Kreis Höxter. Hier wurden nur knapp 150 Drogendelikte im Jahr 2009 gezählt. (ddp)