Bochum. .
St. Epiphanias mit ihrer zechenähnlichen Architektur ist die erste „Raststätte der Seele” im Ruhrgebiet und liegt direkt an der Bochumer A40.
Auch für Autobahnkirchen gibt es ja ein Regelwerk. Sie sollen zum Beispiel auf Dauer bestehen, mindestens tagsüber geöffnet sein und höchstens 1000 Meter entfernt von Ausfahrt oder Raststätte; insofern war die Wahl von St. Epiphanias in Bochum-Hamme als erste Autobahnkirche inmitten des Ruhrgebiets besonders logisch: Sie steht an einer, sagen wir, hoch komplexen Kreuzung aus mehreren Stadtstraßen, A-40-Aus- und Auffahrten und Straßenbahnlinien, die Autobahn selbst ist höchstens 50 Meter entfernt und auf der Rückseite der Kirche ist ein Parkplatz. Mehr Auto geht nicht.
Was für ein Gegensatz zu den meisten anderen Autobahnkirchen, oft abgelegenen Kapellchen im rauschenden Wald. „Das war schon ein Nachteil, mitten auf der Kreuzung Gottesdienst halten zu müssen”, sagt Pfarrer Karl-Heinz Gehrt von der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK): „Der Lärm und der Staub, und der Platz um die Kirche ist immer kleiner geworden.”
Ein Projekt der Kulturhauptstadt Ruhr2010
Kulturhauptstadt-Projekt Doch allein schon wegen der Lage lag der Gedanke nah, und dann bekam man Kontakt zu dem Essener Pfarrer Andreas Volke, der sozusagen der Verbindungsmann ist zwischen evangelischer Kirche und Kulturhauptstadt. Und die Errichtung einer Autobahnkirche gehörte zu deren Projekten.
Pfarrer Volke war schon öfter hier vorbeigefahren und hatte sich gewundert: Warum bloß auf einem Förderturm ein Kreuz steht? Bis er dann mal abfuhr. Und tatsächlich kann man den Kirchturm im Stil des Bauhauses zügig für ein Zechengebäude halten. Es wäre sozusagen die Umkehrung des Begriffs von der „Industriekathedrale”.
Epiphanias bleibt eine ganz normale Gemeindekirche
Reichlich 100 000 Fahrzeuge kommen täglich hier vorbei, doch Gehrt, der Pfarrer, sieht da eher „100 000 Menschen mit Schicksalen, Fragen, Sorgen und Erfahrungen”. Für sie soll Epiphanias künftig eine ökumenische Raststätte der Seele sein, Tankstelle der Zuversicht, erste Ausfahrt Tröstung. Um hier in der „Autobahnkirche Ruhr” zu beten oder zu danken, zu rasten oder auch nur zu entschleunigen – jedenfalls regeln die dicken, 81 Jahre alten Mauern das Tosen der Autobahn deutlich herunter zum Hintergrundrauschen. Und so finden sich schon wenige Tage nach der Eröffnung von Deutschlands 36. Autobahnkirche Einträge im Gästebuch wie „So schön, so still, so einladend” oder „Grüße und Gottes Segen für diese Kirche in der größten Hektikzone”.
Ganz normale Gemeinde Davon ab, bleibt Epiphanias aber auch eine ganz normale Gemeindekirche, und ab und zu weichen die Mitglieder vor den ganzen Autos aus in den Hammer Park zu einem „Gottesdienst im Grünen”. Das muss auch mal sein! Die „Autobahnkirche Ruhr”, St. Epiphanias in Bochum (A-40-Abfahrt Hamme, Dorstener Straße 263) ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. In der Regel sind Gemeindemitglieder als freiwillige Helfer in der Kirche präsent und wären für ein Gespräch bereit. Welches Thema auch immer, Gott und die Welt...