Gelsenkirchen. .
Die Bilanz 2009 ist für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr wenig erfreulich. Denn: Nur 48 Prozent der Kosten konnten durch Einnahmen gedeckt werden. Auch die Deutsche Bahn erntet Kritik. An Verspätungen sei vor allem das schlechte Schienennetz schuld.
30 Jahre alt wird der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Doch Partylaune will im Jubiläumsjahr nicht aufkommen. Denn: Nur 48 Prozent der VRR-Kosten wurden durch Einnahmen gedeckt.
Daran ändert auch die konstant hohe Zahl von 1,1 Milliarden Fahrten mit Bahn und Bus nichts, die Deutschlands größter Verkehrsverbund 2009 verzeichnete. Kein gutes Vorzeichen bei der Finanznot der Kommunen, die für die Defizite ihre Nahverkehrstöchter aufkommen.
Zwar konnte der VRR im letzten Jahr seine Einnahmen um 40 Millionen auf 958 Millionen Euro steigern. Trotzdem bleibt der Kostendeckungsgrad das große Problem: „Perspektivisch ist zu befürchten, dass immer weniger öffentliche Mittel für den ÖPNV zur Verfügung stehen“, konstatierte VRR-Vorstand Klaus Vorgang bei der Jahrespressekonferenz. Ob und wie an der Tarifschraube gedreht wird, sei noch unklar. Darüber werde der Verwaltungsrat befinden, der sich bis März konstituieren soll.
Schadhaftes Schienennetz der Bahn beklagt
Um die Qualität des ÖPNV an Rhein und Ruhr zu sichern, dürften bestimmte Projekte nicht gestrichen oder auf die lange Bank geschoben werden, forderte VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann und nannte dabei den Ausbau des Knotenpunktes Köln. Der sei enorm wichtig, obwohl er außerhalb des VRR-Einzugsbereiches liege. Aber auch zwei zusätzliche Gleise zwischen Duisburg und Düsseldorf müssten her. „Die Pünktlichkeit würde dadurch enorm ansteigen.“ Nicht zuletzt müsse der Ausbau der Betuwe-Linie zwischen Rotterdam und dem Ruhrgebiet endlich beginnen: „Unverantwortlich, wenn er nicht kommt.“
Den Großteil der Verspätungen führte Husmann auf das schadhafte Schienennetz der Bahn zurück. Von ihr verlangt der Manager „mehr Transparenz bei Investitionen“ und fragt nach den Trassenentgelten, die der Verbund zahlen muss: „Da ist Schindluder getrieben worden zugunsten von Prestige-Projekten.“ Aber auch die Tatsache, dass für NRW vorgesehene Mittel im Osten investiert wurden, sei für den VRR eine „fatale Entwicklung.“
Zum sorgenvollen Blick in die Zukunft gesellt sich bei den VRR-Machern aber auch der Stolz auf das Geleistete. Zum Start im Jahr 1980 aus 20 Tarifen einen zu machen und die Fahrpläne der verschiedenen Verkehrsunternehmen abzustimmen, war sicher eine Großtat. Zudem stieg die Zahl der Abonnenten stark an. Inzwischen sind 1,25 Millionen Fahrgäste Dauerkunden des Nahverkehrs. Ein neues S-Bahn-Konzept mit 116 neuen Wagen und das für Ende 2010 angekündigte Regionalexpress-Konzept werden die oft angespannte Situation hoffentlich entkrampfen. Nicht zuletzt war die Tarif- und Fahrplanauskunft dank Internet noch nie so gefragt wie heute: Während auf vrr.de im Jahr 2003 noch zwei Millionen Seitenaufrufe im Monat registriert wurden, waren es 2009 über 16 Millionen.
Seit 2008 ist der VRR auch Bewilligungsbehörde für den ÖPNV und hat im letzten Jahr für 150 Maßnahmen mit einem Volumen von 145 Millionen Euro grünes Licht gegeben. Für 2010 stehen 92 Projekte mit einem Fördervolumen von 120 Millionen bereit. Ob die Gelder fließen werden, ist eine ganz andere Frage. Vielen Kommunen fehlt das Geld, um ihren Eigenanteil von 15 Prozent zu finanzieren.