Bonn. .
Die Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelt weiter gegen einen 88-jährigen mutmaßlichen Nazi-Verbrecher aus dem Bonner Raum. Am Donnerstag wurde die Wohnung des Mannes durchsucht. Er soll an der Tötung von über 400.000 Juden in Polen beteiligt gewesen zu sein.
Die Staatsanwaltschaft Dortmund will die Ermittlungen gegen einen 88-jährigen mutmaßlichen Nazi-Verbrecher aus dem Bonner Raum zügig vorantreiben. Die Polizei habe am Donnerstag die Wohnung des Mannes durchsucht, sagte Staatsanwalt Andreas Brendel von der Zentralstelle für die Bearbeitung von Nazi-Verbrechen. Belastendes Material sei zwar nicht gefunden worden. Er sei aber dennoch recht zuversichtlich, dass Anklage erhoben werden könne.
Der gebürtige Wolga-Deutsche steht im Verdacht, als Wachmann im Vernichtungslager Belzec in Südostpolen zwischen Anfang 1942 und Mitte 1943 an der Tötung von über 400.000 Juden beteiligt gewesen zu sein. Außerdem wird er den Angaben zufolge beschuldigt, zwischen Anfang und Mitte 1943 eigenhändig mehrere jüdische Lagerinsassen aus niedrigen Motiven und grausam erschossen zu haben.
Angehörige von Wachmannschaften, die den 88-Jährigen kannten, haben dies laut Brendel in Strafverfahren in der früheren Sowjetunion und der Ukraine ausgesagt. Die Vorwürfen seien konkret belegt und im Zuge des Demjanjuk-Prozesses bekannt geworden. Bisher seien drei Zeugenaussagen übersetzt worden, weitere sollten folgen.
88-Jähriger bestreitet Vorwürfe
In seiner Vernehmung durch die Dortmunder Staatsanwaltschaft hat der mutmaßliche NS-Verbrecher am Donnerstag laut Brendel eingeräumt, als Wachmann im Vernichtungslager Belzec eingesetzt gewesen zu sein. Eine konkrete Beteiligung an den Tötungshandlungen bestreite er allerdings, sagte der Staatsanwalt. Nun müssten weitere Unterlagen ausgewertet werden.
In der Vergangenheit hat der Mann laut Staatsanwaltschaft bereits mehrfach als Zeuge in anderen Verfahren ausgesagt. Dennoch sei er nie selbst ins Visier der Justiz geraten. Erst zum Demjanjuk-Prozess sei sein Name wieder aufgetaucht. (apn)