Bochum.

Es sollte eine lustige Vorlesung mit prominenten Fernsehpolizisten werden. Doch während Toto und Harry an der Bochumer Uni mit Jura-Studenten diskutierten, wurden sie selbst zum Opfer einer Straftat. Ihr Auto wurde mit Marmeladengläsern attackiert und mit Farbe verwüstet.

Sonderauftrag für die Polizisten Torsten Heim und Thomas Weinkauf, nicht nur in der Unterwelt besser bekannt als Toto und Harry: Einsatz an der Ruhr-Uni. Sie folgten einer Einladung der Fakultät für Jura und – tatütata! – schon saßen die beiden aus Buch und Fernsehen bekannten Streifenpolizisten im Hörsaal vor rund 500 Studenten. Zu diesem Zeitpunkt ahnten sie noch nicht, dass sie am Ende einer eigentlich harmonischen Gastvorlesung selbst Opfer von Straftätern werden würden.

„Als wir die Uni verließen, kamen aufgeregte Frauen zu uns gerannt, die erzählten, dass Vermummte unseren Streifenwagen zermatscht haben”, sagte Torsten „Toto” Heim. Sie hatten Recht: Der Einsatzwagen, ein fast noch neuer VW-Bus, sah übel aus. Die Scheiben eingeworfen und drinnen alles mit roter und weißer Lackfarbe überzogen, „ein Totalschaden”, so Toto. Dabei hatten er und sein Kollege Harry kurz zuvor noch an einen menschlichen und respektvollen Umgang miteinander appelliert. „Übt Kritik, nehmt Euch das Recht zu demonstrieren, aber bleibt friedlich”, hatten sie zu den Studenten gesagt.

Und dann die böse Überraschung auf dem Parkplatz: Der Bus hatte direkt an der Uni hinter einer Schranke gestanden, kein Hindernis für die Täter, laut Zeugenaussagen zwei vermummte Männer und eine vermummte Frau. Großer Schreck nach einem gelungenen Auftritt, von dem Studenten, Professoren und die beiden Gast-Dozenten selbst noch lange schwärmten.

Die Uni – nur graue Theorie? Nicht, wenn Toto und Harry mitmischen. Mittiger aus dem Leben geht es kaum. Das wollte Professor Ines Härtel mit diesem Sondereinsatz auch erreichen: „Die Studenten sollten erfahren, wie es in der Praxis zugeht. Ich sehe das als Experiment.” Knapp zwei Stunden lang erzählten die beiden Gäste in der Vorlesung „Polizei und Ordnungsrecht” Schoten aus ihrem Alltag als Streife in Bochum.

Seit 1992 sind der 44-jährige Harry und der 46-jährige Toto gemeinsam unterwegs. An der Uni waren sie beide zum ersten Mal. „Ein Jura-Studium wäre für mich nichts gewesen”, sagte Thomas „Harry” Weinkauf. Zwar sei ihm das Lernen immer leicht gefallen, „aber irgendwann war auch mal gut, und ich wollte raus auf die Straße.” Inzwischen ist er nicht nur in Bochum der vielleicht bekannteste Harry nach Haribo.

Sexpflicht in der Ehe

Das liegt auch an der Fernsehsendung „Die Zwei vom Revier”. Die Gauner können über sie wohl eher nicht lachen, dafür aber die Studenten. Besonders an der Stelle, an der Toto und Harry über „die Sexpflicht in der Ehe” referierten. Harry zitierte „Paragraf 300 schlagmichtot aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch”. Da war das Gegibbel so groß wie der Hörsaal: einfach riesig. Sie sind eben eher Männer der Praxis und keine Paragrafenreiter. Auch Studenten aus höheren Semestern und einige Dozenten kamen zur Vorlesung.

Die Zwei vom Revier sprachen über Platzverweise, Einsätze im Rotlichtviertel und „das pralle Leben”. Eine ulkige Situation gegen Ende: Da löcherten die Studenten ihre Gäste dermaßen mit Fragen, dass das fast einem Verhör gleichkam. Toto und Harry mal auf der anderen Seite. Sie durften zwar wieder gehen, wurden aber trotzdem von der Polizei abgeholt. Von ihren Kollegen. Der eigene Wagen war ja hinüber.