Rhein und Ruhr..

Das anhaltend trockene und heiße Wetter könnte für Bauern drastische Folgen haben: Landwirte fürchten massive Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent. „In ganz Nordrhein-Westfalen ist es zu trocken“, sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW.

Das anhaltend trockene und heiße Wetter könnte für Bauern drastische Folgen haben: Landwirte fürchten massive Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent. „In ganz Nordrhein-Westfalen ist es zu trocken“, sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW. „Dabei gibt es aber noch große regionale Unterschiede.“ Vor allem am Niederrhein müssen die Landwirte um ihre Erträge bangen: Hier, so Rüb, sei der Boden häufig sehr leicht und sandig. „Je leichter der Bo­den“, erklärt der Weseler Kreislandwirt Wilhelm Neu, „desto größer die Trockenheitsschäden.“

Zwei Wochen zu früh

Getreide, Futtermais, Kartoffeln – alles leidet unter dem Regenmangel. Vielerorts wird das Getreide, das eigentlich erst Ende Juli und im August gedroschen wird, notreif und muss geerntet werden. Landwirt Reinhard Mosch aus Duisburg hat seinen Hafer bereits gedroschen. „Mehr als zwei Wochen zu früh“, sagt er. Und deutlich weniger als üblich: 30 bis 40 Prozent weniger Ertrag habe er beim Hafer, so Mosch. Beim Weizen rechnet er mit bis zu 50 Prozent Ausfall.

Dass durch die Ernteausfälle Brot oder Brötchen teurer würden, halte er für unwahrscheinlich und ungerechtfertigt, erläutert Bernhard Rüb. „Der Weizen in einem Brötchen macht nur 0,8 Cent vom Preis aus. Das dürfte sich nicht bemerkbar machen.“ Verbraucher müssten allerdings in diesem Jahr mit kleineren Kartoffeln rechnen – und damit auch mit kürzeren und womöglich teureren Pommes.

Der trockenste Juni seit Beginn der Wetter-Aufzeichnung

Auch Viehbetriebe leiden unter der Trockenheit. „Der Mais sieht verheerend aus“, sagt Wilhelm Neu in Hamminkeln. Gras-Silage gebe es in diesem Sommer nicht in ausreichender Menge. Um seine 180 Milchkühe zu füttern, müsse er deshalb schon jetzt die Vorräte antasten, die eigentlich für den Winter gedacht waren. Später bleibe ihm dann nichts anderes übrig als Mais zuzukaufen. „Ich rechne mit zehn, zwanzig Prozent Mehrkosten“, sagt Neu.

Er habe solch eine extreme Trockenheit in mehr als 20 Berufsjahren noch nie erlebt, erzählt Reinhard Mosch – und der Ruhrverband bestätigt diesen Eindruck. Seit Beginn der Aufzeichnungen – Ende des 19. Jahrhunderts, wohlgemerkt – gab es keinen trockeneren Juni als diesen, berichten die Statistiker dort. Mit 28 Litern pro Quadratmeter sei nicht einmal ein Drittel der durchschnittlichen Regenmenge gefallen.

Gleichzeitig gibt der Wasserversorger Entwarnung: Die acht Talsperren in der Region seien noch zu mehr als 80 Prozent gefüllt, sagt Ruhrverbandssprecherin Britta Balt. „Egal wie der Sommer sich noch entwickelt, die Wasserversorgung ist für den Rest des Jahres gesichert. Und: „Niemand braucht sich Sorgen zu machen, dass er seinen Rasensprenger nicht mehr benutzen darf.“

„Wen ein solches Jahr aber in Existenznot bringt, der hat was falsch gemacht“

Apropos: Den Rasen im heimischen Gärtchen ein-, zweimal pro Woche zu gießen, reiche völlig aus, erklärt Heinz Binder vom Oberhausener Kreisverband der Kleingärtner. „Je mehr Wasser Sie dem Rasen geben, desto mehr verwöhnen Sie ihn.“ Auch wenn die Wiese jetzt womöglich etwas ungepflegt aussehe, sei das kein Grund zur Sorge. „Der Rasen erholt sich schnell wieder.“ Auch für Sträucher gelte die Faustregel: Zweimal pro Woche gießen reicht. „Gemüse und blühende Blumen brauchen häufiger Wasser, am besten täglich“, so Binder. Wichtig: Nie nachmittags wässern. „Ob es morgens oder abends besser ist, da scheiden sich die Geister.“

Bei Bauer Reinhard Mosch würde selbst künstliche Be­wässerung die magere Getreideausbeute jetzt nicht mehr retten. Auch wenn er noch auf bessere Erträge bei Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln hofft – das laufende Jahr, es wird ein schlechtes für sein Geschäft. „Wen ein solches Jahr aber in Existenznot bringt, der hat was falsch gemacht“, betont er. Es sei wichtig, in guten Jahren Rücklagen zu bilden. „Wir leben mit und von der Natur, und darauf müssen wir uns einstellen.“

Noch eine Folge der Hitze: Zuletzt hatte sich wiederholt eingelagertes Heu im Kreis Wesel selbst entzündet. Ab Mitte dieser Woche, so die Vorhersage der Meteorologen, soll die Trockenheit im Land vorerst ein Ende haben. Fürs Getreide sei dies eher schlecht, erklärt Rüb. „Die Folgen der Trockenheit bleiben.“ Bei der Ernte mache Regen jedoch „al­les nur noch schlimmer“.