Arnsberg. Emil Riggelsen gründete als 16-Jähriger die erste seiner drei Firmen. Mit 24 managt er internationale Aufträge für Veranstaltungen.
Als der Arnsberger Emil Riggelsen vor Jahren in seinem Kinderzimmer das erste Unternehmen startete, kam das Jugendamt, um zu prüfen, ob alles mit rechten Dingen zugeht und erklärte den Teenager für „eingeschränkt geschäftsfähig“. Sechs Jahre später unterstützt Emil Riggelsens Firma unter anderem einen Auftrag für eines der größten Sportevents in Saudi-Arabien, er studiert ein Semester lang in den USA und hat eine Jobzusage von einer weltweit führenden Unternehmensberatung. „Ein Streber oder Workaholic bin ich aber nicht“, erzählt er amüsiert. „Ehrgeizig bin ich schon, aber ich hatte immer viel Glück und mache, worauf ich Bock habe.“
Emils Freunde hatten mit 16 Jahren Minijobs in der Gastronomie, er gestaltete lieber Webseiten für Freunde und Bekannte. „Das habe ich mir selbst beigebracht“, blickt der 24-Jährige zurück. „Für manche Kunden von damals betreue ich immer noch die Webseiten.“ Da er sich auch sehr für Veranstaltungstechnik interessierte, gründete er 2018 mit Freunden BEVNT Eventtechnik. „Der Auslöser war, dass die Technik bei unserem Abiball nicht so toll war. Wir fanden, das könnten wir besser und haben unser Hobby in ein professionelles Unternehmen verwandelt.“
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Studium in Münster
Eine Ausbildung sollte das Ganze untermauern, und so studierte Emil an der IST-Hochschule für Management in Münster dual Kommunikation und Medienmanagement und sattelte dann Veranstaltungsökonomie drauf. Parallel arbeitete er in einer Werbeagentur in Münster und wurde dort nach zwei beziehungsweise vier Jahren Projektmanager und Teil des Führungsteams für Social Media und Content Produktion. „Dort hatte ich einen großen Vertrauensvorschuss“, lobt Riggelsen seine Vorgesetzten. „Ich habe den Verantwortlichen zugesichert, dass sie immer Vorrang haben.“ Mit 22 dort Führungskraft zu werden, war erstmal gewöhnungsbedürftig. „Man hat schließlich auch die Verantwortung“, so der Arnsberger. „Aber ich habe mich nie weggeduckt.“ Mit Fortbildungen machte er sich fit für Personalführung und weitere Aufgaben. „Dabei bin ich gar nicht so ein strukturierter Typ“, verrät Emil Riggelsen. „Der Running Gag in der Agentur waren meine 100 Klebezettel am PC.“
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Corona-Testzentrum gegründet
BEVNT Eventtechnik wuchs in diesen Jahren parallel immer weiter, dafür war schließlich am Wochenende Zeit. „Der Einschnitt kam mit der Corona-Pandemie“, berichtet Emil Riggelsen. „Mit der Veranstaltungstechnik sind wir voll eingebrochen.“ Der findige Jungunternehmer und sein Team spezialisierten sich schnell auf digitale Events. Das Wissen dafür konnte er wiederum hervorragend in der Werbeagentur einbringen. Damit nicht genug: „Uns wurde klar, dass die Corona-Testzentren eine mobile technische Infrastruktur brauchen. Wir haben dafür die vorhandene Technik von BEVNT vermietet.“
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Aufträge aus dem Ausland
Als in Arnsberg, wo Emil Riggelsen nach wie vor seinen ersten Wohnsitz hat, ein Testzentrum fehlte, gründete er selbst eins – sein drittes Unternehmen. In bester zentraler Altstadtlage baute er mit Freunden und seinen Eltern, die aus der Medizinbranche kommen, eine ehemalige Parfümerie in ein modernes Testzentrum um und absolvierte mal eben das erforderliche Hygienezertifikat. „Seit Weihnachten 2021 haben wir dort mit 14 Leuten gearbeitet“, erzählt Emil Riggelsen. „Das war eine sehr aufregende Zeit.“
„Mein Ziel war nie das große Geld“, betont der Jungunternehmer. „Ich hatte immer Bock auf coole Events, und eins hat sich aus dem anderen ergeben, es war eine Verkettung von Umständen. Und ich habe immer zur richtigen Zeit die richtigen Leute getroffen.“ Der Sauerländer findet, dass er immer genug Zeit habe, um etwas mit seinem Freundeskreis zu unternehmen. „Ich habe nie das Gefühl, zu wenig Freizeit zu haben.“
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Bei BEVNT Eventtechnik arbeiten inzwischen außer ihm und seinem Mitgründer, Veranstaltungstechniker Max Buchheister, vier Angestellte sowie freie Mitarbeiter. Emil Riggelsen verantwortet die Aufgabenfelder Strategie, Marketing, Verwaltung, Angebote und Rechnungswesen. Bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit die Veranstaltungstechnik auf- und abbauen, das machen inzwischen seine Mitarbeitenden. „Hier ist das Chefsein organisch gewachsen“, sagt Emil Riggelsen. Das Unternehmen ist längst nicht mehr nur „ein führender Anbieter von Veranstaltungs- und Medientechnik in Südwestfalen“, sondern Riggelsen leitet inzwischen internationale Projekte zum Beispiel für „einen der größten Player in der Uhrenherstellung“. Eröffnet dieser neue Standorte in Frankreich oder Spanien, stattet BEVNT die Events mit Technik aus. „Für große Events stellen wir unsere Expertise, unser Fachpersonal sowie die Veranstaltungs- und Medientechnik zur Verfügung.“ Ein anderer großer Auftrag ist eine Filmproduktion für einen Aktienkonzern, der sein Jubiläum mit einem aufwendig produzierten Imagefilm begehen will. Stadt- und Weihnachtsfeste technisch zu betreuen – das sind die kleineren Jobs.
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Klimafreundliche Logistik als Ziel
Aktuell ist die Arnsberger Firma als Partner eines deutschen Unternehmens in Saudi-Arabien aktiv. „Die hatten uns gefragt, ob Max für einen Kollegen einspringen könne“, berichtet Emil Riggelsen. „Unsere Aufgabe ist es, die Kommunikations- und Netzwerktechnik für ein riesiges Sportevent mit etwa 10.000 Menschen zu installieren.“ Zudem müsse die technische Infrastruktur für Hunderte von Mitarbeitenden bereitgestellt werden. „Wir machen dort mit, weil es wahnsinnig viel zu lernen gibt und unser Team sehr gute Einblicke bekommt“, begründet der junge Geschäftsführer die Beteiligung in Riad.
Dass für solche Aufträge Fernflüge und tausende Kilometer per Pkw und Lkw erforderlich sind, gehört zum Geschäft. „Wir fragen uns immer, was die jeweils umwelttechnisch beste Lösung ist“ versichert Emil Riggelsen. „Wir schieben das Thema Umwelt keineswegs zur Seite.“ Ein Beispiel: „Statt mit dem Lkw durch ganz Europa zu kurven, mieten wir vor Ort die Technik an. Das ist logistisch viel aufwändiger, aber wir wollen das so.“
Ihn ärgert, dass sich Großunternehmen oft mit ihrem vermeintlichen Einsatz für das Klima schmücken. „Für Kleinunternehmer ist Klimaschutz viel schwieriger.“
Der wissbegierige Arnsberger ist Ende des Jahres 2023 mit seiner Freundin, die Germanistik studiert, nach Seattle im US-Staat Washington umgezogen. „Das war mal wieder Zufall und eine sehr spontane Entscheidung“, sagt Emil Riggelsen lächelnd. „Ich hatte den Vertrag für einen Job in NRW bei einer großen Unternehmensberatung schon unterschrieben. Ich habe meinen Mut zusammengenommen und da angerufen, und zu meiner Erleichterung fanden sie die Idee gut, dass ich erst in den USA meinen Master mache.“
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Was er anfasste, funktionierte bislang
„Klar freue ich mich, dass ich schon so weit gekommen bin“, resümiert der 24-jährige Businessmann. „Aber alles hat super Spaß gemacht, und der Erfolg kommt dann von allein.“ Obwohl er wirklich viel um die Ohren hat, macht das Multitalent einen tiefenentspannten Eindruck. Er ist gut darin, Chancen zu erkennen, sie wahrzunehmen und sich neue Aufgaben zuzutrauen. Die Ansprüche vieler Gleichaltriger, von Anfang an etwa nur vier Tage in der Woche zu arbeiten, sind ihm fremd: Weil er in seinen Jobs aufgeht und bisher immer alles klappte, was er angepackt hat. Aber es stört ihn überhaupt nicht, wenn andere Menschen andere Vorstellungen vom Arbeiten und Leben haben.
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Nun ist erstmal wieder büffeln und Klausuren schreiben angesagt. „Jetzt bin ich noch ganz gut da drin.“ Sein Ziel ist es, noch mehr zu lernen. „Die Technik entwickelt und ändert sich ständig. Mein Fokus liegt auf Fachkompetenz und Knowhow“, erklärt Riggelsen. Und erste Kontakte lassen sich bestimmt auch schon knüpfen: Denn Projekte in den USA sollen zukünftig akquiriert werden. In Seattle lebt der Student mit seiner Freundin in einer WG und freut sich darauf, neue Leute kennenzulernen. Vielleicht machen sie sogar zusammen Musik: In seiner Freizeit spielt Emil Riggelsen gerne Schlagzeug.
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