Düsseldorf. Die Zahl der Krankmeldungen an Rhein und Ruhr steigt, zeigt die Auswertung der AOK Rheinland/Hamburg für 2023. Ein Grund sticht heraus.
Die Menschen an Rhein und Ruhr sind im vergangenen Jahr so oft am Arbeitsplatz ausgefallen wie nie zuvor - das hat die AOK Rheinland/Hamburg am Mittwoch gemeldet. Berufstätige Versicherte waren demnach im Schnitt 26,21 Tage krankgeschrieben. Im Jahr 2022 seien es 25,52 Tage gewesen.
Der Rekord-Krankenstand von 7,18 Prozent bedeute, dass im Schnitt täglich mehr als 7 von 100 Beschäftigten ausfielen, so die Krankenkasse. Im Jahr zuvor habe der Krankenstand noch bei 6,99 Prozent gelegen und vor zehn Jahren bei 5,57 Prozent.
Mit dem Krankenstand stieg auch die Zahl der Krankenscheine (AU-Fälle), von 2,15 je beschäftigter Person im Jahr 2022 auf 2,38 im Jahr 2023. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit, so die AOK, habe sich dagegen um sieben Prozent reduziert, von 11,8 auf 11,0 Kalendertage je Krankenschein. Das heiße: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer waren häufiger, aber kürzer krankgeschrieben. Das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) der AOK Rheinland/Hamburg habe für diese Zahlen die Arbeitsunfähigkeitsdaten von mehr als einer Million Versicherten in Teilen Nordrhein-Westfalens analysiert.
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„Egal ob Atemwegserkrankungen, Muskel-Skelett-Beschwerden oder Herz-Kreislauf-Probleme: Unsere Auswertungen zeigen, dass die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle im vergangenen Jahr in allen Diagnosehauptgruppen gestiegen ist“, sagt Andreas Schmidt, Geschäftsführer des BGF-Instituts. Besonders ausgeprägt aber sei die Zunahme bei den psychischen Erkrankungen mit einem Plus von 14,2 Prozent und bei den Infektionen mit einem Plus von 13,3 Prozent. Schmidt hält es für möglich, dass dabei auch die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) eine Rolle gespielt habe und mehr Kurzzeiterkrankungen erfasst worden seien, die vorher häufig gar nicht an die Krankenkasse gemeldet wurden.
Der höchste Krankenstand sei 2023 mit 9,55 Prozent erneut in der Pflegebranche gemessen worden. „Die Beschäftigten in der Pflege sind in ihrem Arbeitsalltag immer stärkeren psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Das müsse berücksichtigt werden, wenn es darum gehe, Pflegeberufe attraktiver zu machen. Neben guten Arbeitsbedingungen, einer angemessenen Entlohnung, fairen Dienstplänen und einem positiven Betriebsklima, so Deutscher, sollte deshalb auch an professionelle Unterstützung für den Umgang mit belastenden Situationen und traumatischen Erlebnissen gedacht werden.