Ruhrgebiet. Nicht alle dürfen feiern, viele müssen Weihnachten auch arbeiten. Wie ist das für Sie, Frau Kernspecht-Schletter, am Steuer?

Einer muss den Job ja machen, den Laden am Laufen halten: Weihnachten ist das Fest der Familie, doch längst nicht für alle. An den Feiertagen müssen viele Mütter, Väter, Söhne und Töchter auch arbeiten. Bei der Feuerwehr oder Polizei, in Notaufnahmen und Krankenhäusern, Stadtwerken, Restaurants oder Gefängnissen. Manche fahren Taxi, andere Lokomotiven; manche versorgen die Elefanten im Zoo, andere reparieren geplatzte Wasserrohre Wir haben drei Menschen getroffen, die in diesem Jahr an Weihnachten Dienst haben und sie gefragt: Wie ist das für Sie, Herr Duda, Herr Preuß, Frau Kernspecht-Schletter?

Lesen Sie hier das Protokoll von Raphaela Kernspecht-Schletter (41), sie ist Stadtbahnfahrerin bei der Dortmunder DSW21. Sie fährt Heiligabend und an beiden Feiertagen.

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„Ich bin erst seit anderthalb Jahren dabei. Ich war vorher Bestatterin, aber bei Corona ist mir alles zu viel geworden. Ich komme aus einer Straßenbahnfahrer-Familie, siebte Generation, mein Ur-Ur-Opa hat in Dortmund schon Pferdebus gefahren. Mein Vater war auch Straßenbahnfahrer. Ich wusste also, worauf ich mich einlasse. Es heißt, auch an Wochenenden, Feiertagen und Geburtstagen zu arbeiten.

Man bekommt lange vorher einen Dienstplan, da habe ich gesehen, ich bin für Weihnachten eingeteilt. Die Einteilung ist verhandelbar, man hat die Möglichkeit, zu tauschen. Es gibt nämlich auch immer den einen oder anderen Kollegen, für den Weihnachten nicht die Rolle spielt.

Heiligabend bis 19.20 Uhr, am ersten Weihnachtstag bis 1.40 Uhr

Wann genau?“ (Schaut auf ihr Mobiltelefon). „Ich fahre Heiligabend bis 19.20 Uhr, am ersten Weihnachtstag bis 1.40 Uhr und am zweiten Weihnachtstag bis 23.17 Uhr. Mein Partner kennt das, er hat selbst hier gearbeitet.

Raphaela Kernspecht-Schletter: „Alle sind ein bisschen besinnlich, lachen mehr.“
Raphaela Kernspecht-Schletter: „Alle sind ein bisschen besinnlich, lachen mehr.“ © Funke Foto Services | Lars Heidrich

An normalen Tagen hat man vor allem die Schüler, die Berufstätigen, es ist voller. Ich war ja letztes Jahr auch schon für Weihnachten eingeteilt. Das hat durchaus seinen Reiz. Es sind an Weihnachten andere Leute, die mit der Bahn fahren.

„Manche machen mal einen Scherz, es ist einfach entspannter“

Alle sind ein bisschen besinnlich, lachen mehr. Manche machen mal einen Scherz, es ist einfach entspannter. Die Menschen wollen zu ihren Familien, haben aber vielleicht kein Auto, und dann fahre ich sie.

Es ist auch stressfreier und angenehmer zu fahren. Die Stadtbahn ist ja sowohl als U-Bahn als auch im fließenden Straßenverkehr unterwegs. Im Straßenverkehr, das kann an Werktagen sehr anstrengend sein. Bei Diensten an Feiertagen fällt mein Wochenende dann in die Woche. Das kann ich nutzen, um Besorgungen zu machen oder mal in Ruhe einzukaufen.

Ich fahre Silvester bis 22.30 Uhr. Da bleibt nicht mehr viel. Ich gehe kurz zu meiner Mutter. Ich muss ja an Neujahr schon wieder arbeiten.“