Köln. Der 11.11. fällt auf einen Samstag. Köln erwartet noch mehr Besucher als üblich. Wie sicher können sie den Karnevalsauftakt dort feiern?
In einem Punkt sind sich die Stadt Köln und die Polizei der Domstadt einig: Es wird voll am Elften im Elften, wenn unter dem Titel „Wat e Theater – wat e Jeckespill“ die Karnevalssession 2023/2024 beginnt. Das wird es natürlich immer zum Start in die fünfte Jahreszeit. Dieses Mal aber fällt der 11.11 auf einen Samstag – ein Wochentag, an dem viele Menschen frei haben und ausgiebig feiern können. Erwartet wird deshalb „ein erhöhter Zulauf“. Auch aus dem Ruhrgebiet.
„Wir rechnen damit, dass aufgrund des Samstags die Leute mehr und länger unterwegs sind,“ sagt Polizei-Einsatzleiter Frank Wißbaum. Während die traditionellen Karnevalisten zur Sessionseröffnung eher auf den Heumarkt, in die Südstadt oder zum Tanzbrunnen gehen, zieht es jüngere Menschen vor allem auf die Zülpicher Straße. Für viele sei das der „place to be“, sagt Athene Hammerich, Leiterin des Kölner Ordnungsamtes – der „Platz, an dem man sein muss“.
Elfter im Elften: Über 2000 Sicherheitskräfte im Einsatz
Sehr zum Leidwesen der Menschen, die dort leben. Viele von ihnen beklagen sich schon in „normalen“ Jahren, dass ihr Viertel an den Karnevalstagen zur „Saufmeile“ verkomme. Feiernde übergeben sich in Hauseingänge, pinkeln in ihre Gärten und jede freie Ecke und hinterlassen riesige Müllberge. Der Start am Samstag lässt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke Böses ahnen. Er befürchte, die Masse der Besucher werde so groß, dass „sie nicht mehr handelbar ist“.
Genau das wollen Stadt und Polizei verhindern, indem sie 1000 Polizisten, 1000 Sicherheitsleute und 183 Ordnungskräfte am 11.11. auf die Straßen der Domstadt schickt – die meisten davon ins Kwartier Latäng, wie das Viertel genannt wird, in dem die Zülpicher Straße liegt. Zudem wird das komplette Viertel weitgehend abgeriegelt. Die beiden Eingänge werden von Mitarbeitern einer privaten Sicherheitsfirma kontrolliert. Es gilt ein Glasverbot. Mehrere bekannte Kneipen im Viertel glauben allerdings, dass das alles nicht reicht und wollen zum Schutz von Stammgästen und Personal gar nicht erst öffnen.
Synagoge in der Nähe wird besonders geschützt
Bis zu 15.000 Menschen sollen auf der Zülpicher Straße feiern können. Ist diese Zahl erreicht, werden die Zugänge dicht gemacht. Dann sollen die Feiernden auf die durch Bodenplatten geschützte Uniwiese ausweichen, wo nach Aussage der Stadt bis zu 50.000 Menschen Platz finden. Dort gibt es zwar ebenfalls Musik sowie ein Getränke- und Speisenangebot, dennoch betont Ordnungsamtsleiterin Hammerich, es gehe „hierbei um Gefahrenabwehr, nicht um Party“. Mit der großen Wiese in der Hinterhand sieht sie die Stadt im grünen Bereich. „Nach unseren Einschätzungen reicht der Platz aus.“
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Noch mehr als in den Vorjahren rückt nach den zahlreichen antisemitischen Straftaten seit den Terroranschlägen auf Israel die größte Synagoge der Stadt in den Blickpunkt der Polizei. Sie wird am 11.11. komplett mit Gittern abgesperrt. Es gebe „weitere Sicherheitsmaßnahmen“, sagt der Kölner Polizeisprecher Christoph Gilles, „aber über die sprechen wir in der Öffentlichkeit nicht“.
„Anscheinswaffen“ werden nicht geduldet
Worüber er allerdings spricht, sind „Anscheinswaffen“ und Kostümierungen, die Bezug zu Terror und Kriegshandlungen haben. „Die werden wir nicht dulden.“ Nicht in der Nähe der Synagoge und auch nicht im Rest von Köln. Wer sich so verkleide, heißt es seitens der Polizei, werde nicht lange feiern. „Wer jetzt meint, eine Verkleidung als Terrorist haben zu müssen, der ist offensichtlich nicht in der Lage, die „Tagesschau“ abends zu sehen“, sagt auch Einsatzleiter Wißbaum.
Auch sonst wird der latenten Terrorgefahr im ganzen Stadtgebiet Rechnung getragen. Sowohl im Zülpicher Viertel als auch in der gesamten Kölner Innenstadt gilt am 11.11. ab 8 Uhr ein Lkw-Fahrverbot. Bis Sonntagmorgen, 4 Uhr, dürfen dann keine Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 7,5 Tonnen in der Innenstadt unterwegs sein.
Keine Sonderzüge der Bahn zum Karnevalsauftakt
Feiernden von außerhalb rät die Polizei, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Aber in denen könnte es voll werden. Die Bahn jedenfalls bestätigt auf Anfrage, dass wir keine Sonderverkehre aus dem Ruhrgebiet zum 11.11. nach Köln bestellen werden. Hintergrund sind auch diverse parallel laufende Veranstaltungen, wie die Allerheiligenkirmes sowie Fußball Bundesliga Spiele“.
Wie viele Besucher am Ende genau kommen, kann niemand sagen. „Da gibt es keine Prognosen“, sagt Christoph Gilles, Sprecher der Polizei Köln. Die Zahl der Feiernden sei von vielen Parametern abhängig. „Vor allem das Wetter spielt eine Rolle.“ Das oberste Ziel der Behörden aber ist klar: „Unsere Maßgabe wird es sein“, sagt Wißbaum, „dass am 12. November alle Feiernden glücklich und unversehrt nach Hause gekommen sind.“