Essen. Die Lage ist ernst. Bewirken kleine Veränderungen im persönlichen Alltag tatsächlich etwas – im Kampf gegen die große Klimakatastrophe?

Kälter duschen, mehr Bus fahren, weniger Fleisch essen? Muss es nicht eigentlich der ganz große Aufschlag sein, wenn wir die Klimakatastrophe überhaupt noch aufhalten wollen? Drei Fragen dazu an den Nachhaltigskeitsexperten der Verbraucherzentrale NRW, Philip Heldt.

Wir müssen uns anstrengen, wollen wir den Klimawandel noch aufhalten. Das haben die meisten inzwischen verstanden – und viele wollen ihren Beitrag leisten. Allzu sehr weh tun soll es indes nicht. Reichen kleine, einfache Veränderungen im Alltag, wie Sie sie empfehlen, tatsächlich aus, um – wie nötig – den persönlichen CO2-Fußabdruck um mehr als zehn Tonnen zu senken?

Philip Heldt: Dieses Ziel zu erreichen, ist sehr schwierig. Das haben wir als Verbraucher auch nicht allein in der Hand, da muss der Staat mit ran. Aber wir müssen nicht zurück in die Höhle. Mit den von mir genannten Maßnahmen lässt sich sehr viel CO2 einsparen, denn die zielen eben auf die Big Points. Den persönlichen Abdruck von elf auf 5,5 Tonnen zu halbieren, ist möglich, wenn man ein bisschen weniger Auto fährt, Sachen länger nutzt und gebraucht kauft.

Haushalte haben nur elf Prozent Anteil an den gesamten Treibhausgas-Emissionen, die Industrie doppelt so viel. Sollte man dann nicht eher dort ansetzen?

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Ja, natürlich. Im Bereich Industrie ist noch viel Luft nach oben, insbesondere was das Materialien-Einsparpotenzial angeht. Da geht noch deutlich mehr, wenn der Staat die entsprechenden Rahmenbedingungen schafft. Die Industrie produziert aber das, was wir nutzen. Deswegen darf man das nicht getrennt sehen.

Was sagen Sie Menschen, die sich keinen Deut bewegen wollen – und das damit begründen, dass andere Länder, Katar oder die USA etwa, viel schlimmere Klimaschädiger seien als wir?

Eine bequeme Haltung, resigniert im Sessel sitzen zu bleiben und von da aus zu beobachten, wie die Welt untergeht... Tatsächlich sind wir beim CO2-Ausstoß weit vorn dabei. Die meisten Menschen auf dieser Erde leben sehr viel bescheidener als wir, die in Bangladesch zum Beispiel. China produziert sehr viel CO2 – aber die produzieren auch für uns. Es lähmt nur, zu denken, ich kann eh nichts ändern.

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