Oberhausen. Die Preise für Hundefutter sind 2022 drastisch gestiegen. Viele Haustierbesitzer stellt das vor Probleme – und auch Hilfsangebote werden knapp.
Freitagmittag,12.15 Uhr – seit einer Viertelstunde läuft die Futterausgabe an der Tiertafel in Oberhausen. Petra Barth, Vorsitzende des Tierschutzvereins der Stadt, wirft einen Blick ins Lager. Der Verein organisiert die wöchentliche Futterausgabe an der Leopoldstraße. Türme aus Futterdosen? „Das war einmal“, sagt die 62-Jährige mit einem müden Lächeln. Die vielen Regale reichen in den zwei Lagerräumen bis zur Decke, was fehlt, sind die dazugehörigen Vorräte. Weniger Spenden, doch immer mehr Kunden – dieser Umstand stellt die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer inzwischen vor immer größere Probleme.
Petra Barth kennt die Sorgen ihrer Kunden. „Viele haben uns jahrelang Futterspenden gebracht und sind inzwischen aber selbst als Kunden bei uns.“ Für zwei Euro gibt es eine Wochenration Nass- und Trockenfutter, inklusive „Leckerchen“. „Wir mussten den Preis vor einiger Zeit um einen Euro erhöhen“, sagt Barth. Die Kunden hätten dafür Verständnis, denn im Vergleich zu den Preisen im Tierhandel ist der Beitrag, den die Tierbesitzer bei der Tafel zahlen müssen, noch immer verschwindend gering. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins, selbst Besitzerin eines mittelgroßen Hundes, rechnet es vor: „Pro Woche zahle ich allein für das Dosenfutter 30 Euro, Leckerchen sind da noch nicht mit drin.“
IT NRW: Hundefutter war 2022 rund 13 Prozent teurer als ein Jahr zuvor
Das statistische Landesamt Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT NRW) bestätigt die gestiegenen Preise. Laut den Zahlen, die das Institut am Montag (9. Oktober) veröffentlichte, kosteten Hunde- und Katzenfutter 2022 zehn Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Ein Trend, der sich auch in diesem Jahr fortsetzt. Demnach stiegen die Futterpreise von Januar bis September 2023 um weitere zehn Prozent. Die Daten beziehen sich auf Futterhersteller, die mindestens zehn Mitarbeitende beschäftigen.
Wer arbeitslos ist oder nur eine kleine Rente erhält, könne sich die Futterkosten so häufig nicht mehr leisten, sagt Barth, die von noch größeren Preissteigungen berichtet. „Hundefutter kostet mittlerweile doppelt so viel wie im Januar, das merken wir auch an unserer Kundenzahl.“ 60 bis 70 Kunden versorgen sie und ihr Team jede Woche an der Leopoldstraße in Oberhausen – Tendenz steigend.
„Wir würden gerne noch viel mehr helfen, aber mehr geht einfach nicht“, sagt Barth. Mit den Futterkosten sei es schließlich nicht getan, hinzu kommen Tierarztkosten und Versicherungen. Viele würden dann an den Impfungen oder den Kosten für die Kastration ihrer Katzen sparen. Ein Teufelskreis, wie Barth weiß. „Wenn die Tiere dann krank werden, wird es erst recht teuer.“
Wartelisten für Tierheimplätze sind in Oberhausen lang
Der letzte Ausweg: das Tier abgeben. Leichter gesagt, als getan, so die 62-Jährige. Die Tierheime sind voll, auch bei den Tierschutzvereinen der Städte gebe es kaum freie Kapazitäten. „Wir haben allein 35 Katzen auf der Warteliste für einen Heimplatz.“
Eine Besserung der Situation ist laut Barth vorerst nicht in Sicht. „Die fehlenden Spenden bleiben das Hauptproblem“, sagt sie. Jedes Jahr bekommt die Tiertafel Spenden aus Sammelaktionen, die die Tiermärkte zur Weihnachtszeit organisieren. Reichten die Futterspenden normalerweise bis August, waren sie in diesem Jahr schon im Februar aufgebraucht. „Die Inflation macht sich eben auch bei den Futterkosten enorm bemerkbar“, sagt sie. „Inzwischen müssen wir jede Woche für rund 300 Euro Futter dazukaufen, weil die Spenden nicht reichen.“
Aufgeben kommt für die 62-Jährige trotzdem nicht in Frage. „Die Leute verlassen sich ja auch auf uns.“ Doch allzu lange könnten sie und ihr Team nicht wie bisher weitermachen. „Wenn es nicht besser wird, müssen womöglich auch wir irgendwann über einen Aufnahmestopp bei der Futterausgabe nachdenken.“
>> Wer darf bei der Tiertafel Futter für sein Haustier kaufen?
Um bei der Tiertafel Futter kaufen zu können, müssen die Kunden ihre Bedürftigkeit nachweisen. Zum Beispiel durch einen aktuellen Renten- oder Arbeitslosenbescheid, erklärt Petra Barth, Leiterin der Tiertafel in Oberhausen. Eine weitere Bedingung: Die Tiere müssen schon in den Haushalten gelegt haben, bevor ihre Halter bedürftig geworden sind. „Tiere sind keine Ware, die man sich spontan kauft und jederzeit wieder zurückgeben kann“, betont Barth.
Aus diesem Grund habe der Tierschutzverein Oberhausen gerade während der Coronazeit auch besonders sorgfältig geprüft, an wen Tiere abgegeben werden. „Bis heute ist nicht ein Tier, was wir während Corona vermittelt haben zu uns zurückgekommen“, so die Vorsitzende des Tierschutzvereins.