Ruhrgebiet. Schlafstörungen können damit zusammenhängen, wann und was man isst. Welche Lebensmittel hilfreich sind für guten Schlaf - und welche nicht.

Wer im Internet Gesundheitsfragen recherchiert, kann auch gleich ein Los ziehen. Schnell drohen mindestens Tod und Teufel, bestenfalls prallen Lehrmeinungen aufeinander, die sich ausschließen. Hier das harmloseste Beispiel der Welt: Hilft Baldrian beim Einschlafen?

Die Antwort ist auf zahllosen Seiten ein gut begründetes Ja sowie auf ebenso zahlreichen Seiten ein völlig logisches Nein. Hier kommen wir nicht weiter. Also vertrauen wir doch lieber gleich Nicole Janz, was Ernährungsfragen angeht. Das hat sie schließlich studiert: Ernährungswissenschaft.

Zwischen dem Abendbrot und dem Zubettgehen sollten zwei Stunden liegen

Viele Menschen verzichten spätestens ab mittags auf Kaffee, weil sie fürchten, nicht einschlafen zu können. Andere merken nichts Derartiges.
Viele Menschen verzichten spätestens ab mittags auf Kaffee, weil sie fürchten, nicht einschlafen zu können. Andere merken nichts Derartiges. © Getty Images | alvarez

Erholsamer Schlaf ist wichtig, und die gute Nachricht ist: Wir können selber etwas dafür tun. „Was und wann wir essen, hat Einfluss auf unseren Schlaf“, sagt die 32-Jährige. Sie arbeitet im „Ernährungszentrum am Berger See“ des Bergmannsheils in Buer. So sollten zwischen einem klassischen Abendbrot und dem Zubettgehen zwei bis drei Stunden vergehen, nach sehr fettigem Essen auch vier Stunden - bis die Verdauung ein Stück vorangekommen ist.

Sonst können Völlegefühl oder Sodbrennen das Einschlafen verhindern. Und „der Darm braucht auch eine Pause“: Seine Arbeit des Verdauens stört die Nachtruhe, wenn doch der Körper möglichst weit herunterfahren möchte.

Cola, Kaffee und Energy-Drinks haben das Zeug zum Teufelskreis

Aber Einfluss hat auch, was wir essen. Das Hormon Melatonin spielt eine große Rolle beim Schlafen, und der Körper kann es nur produzieren, wenn er eine Aminosäure bekommt namens Tryptophan. Und worin, Frau Janz, ist Tryptophan? „In Bananen, Eiern, Milchprodukten und Fleisch“, sagt die Dortmunderin: „Auch in Schokolade.“ Da aber der Zucker kontraproduktiv wirkt, sei es möglichst „bittere Schokolade“.

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Kontraproduktiv ist auch das schwere Essen, das hatten wir schon. Aber auch Getränke können das Einschlafen behindern. Kaffee und schwarzer Tee wegen des Koffeins. Cola und Energy-Drinks mit ihrer Zucker-Koffein-Kombination. Das hat das Zeug zum Teufelskreis: Man hat schlecht geschlafen, kämpft sich mit Energy-Drinks durch den anstrengenden nächsten Tag - und wird wieder schlecht schlafen.

„Die Nacht ist das Zentrum der Fettverbrennung“

Bei Alkohol kann man - je nach Dosis - vielleicht ganz gut einschlafen, aber tief wird der Schlaf nicht. Wegen des Alkoholabbaus „ist die Leber die ganze Nacht am Schaffen“. Das stört den Schlaf genauso wie der verdauende Darm von oben.

Doch weiter. Wir wollen uns hinlegen und kriegen Hunger. Was denn nun? Vielleicht einen Jogurt mit Gemüsesticks, empfiehlt uns die Expertin. Oder eine Handvoll Nüsse. Und wenn man nachts mit Appetit erwacht? „Nachts am Kühlschrank ist . . .“ Das Wort, das sie an dieser Stelle genutzt hat, haben wir wegzensiert.

Jedenfalls: „Die Nacht ist das Zentrum der Fettverbrennung“, sagt Nicole Janz, „wenn ich da was nachwerfe . . .“ Es mache aber noch einen Unterschied, ob man sich im Kühlschrank eine Scheibe Käse oder einen Schokoriegel greift. Der Schokoriegel setzt sowieso stärker an und dann auch noch nachts stärker, als wenn man ihn tagsüber wegschnuckert.

Wer sich an die Regeln gesunder Ernährung hält, fördert damit auch den Schlaf

Ernährungsberaterin Nicole Janz: „Wenn ich zwei Nächte schlecht geschlafen habe, habe ich Heißhunger auf Süßes.“ So geht es vielen.
Ernährungsberaterin Nicole Janz: „Wenn ich zwei Nächte schlecht geschlafen habe, habe ich Heißhunger auf Süßes.“ So geht es vielen. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Und dann ist die Nacht rum. Frühstück und Mittagessen spielen für unsere Frage keine Rolle, wobei: Wer sich insgesamt an die Grundregeln der gesunden Ernährung hält, der hat in Sachen guter Schlaf schon viel erreicht. Aber die Beeinflussung funktioniert auch in Gegenrichtung: Der Schlaf wirkt auf das Essverhalten.

„Ich bin selbst das beste Beispiel. Wenn ich zwei Nächte schlecht geschlafen habe, habe ich Heißhunger auf Süßes.“ Denn das Gehirn kommt aus dem schlechten Schlaf mit wenig Energie und erinnert sich: „Zucker funktioniert doch immer ganz gut.“ Es könne seinen zügellosen Appetit aber auch auf Kohlenhydrate lenken (Pommes!).

„Wenig Widerstandskraft, zu Gelüsten nein zu sagen“

„Wer wenig geschlafen hat, hat wenig Widerstandskraft, zu Gelüsten Nein zu sagen.“ Die Energie ist ja auch nicht da, sich hinzustellen und den Salat zu schnibbeln. Die Folge: „Fertiggericht, Mikrowelle, was bestellen.“

Wie böse Buben und Mädel angeblich gern zum Tatort zurückkehren, so kehren auch Journalisten mit dem Ende ihrer Geschichten gern an den Anfang zurück. Ach, Frau Janz, was ist mit Baldrian? „Baldrian hat eine beruhigende Wirkung“, sagt sie: „Aber auch nicht gleich. Es braucht eine oder zwei Wochen, bis sich der Spiegel aufbaut.“ A ja. Das erklärt manches.