Ratingen/Düsseldorf. Vergeblich hat ein Ratinger gegen einen Geldautomaten unter seiner Wohnung geklagt. Jetzt wurde der Automat von Unbekannten gesprengt.

Ulrich Möller hat es geahnt, hat fast schon gewusst, dass es irgendwann einmal knallen würde, unten in der Bank, über der seine Wohnungen in der Ratinger Fußgängerzone liegen. „Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis auch hier etwas passiert“, hat er vor fast einem Jahr auf dem Flur des Düsseldorfer Oberlandesgerichts gesagt. Wo seine Klage verhandelt wurde, in der er den Abbau des Automaten forderte. Verloren hat Möller vor Gericht. Jetzt haben Unbekannte den Automaten der Bank gesprengt und auch Möllers Haus schwer beschädigt.

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Mittwoch, kurz nach vier Uhr in der Nacht, ist es, als die Anwohner in der Düsseldorfer Straße in Ratingen innerhalb weniger Sekunden zwei Explosionen hören. Den ersten Polizeikräften, die kurz darauf in der Fußgängerzone eintreffen, bietet sich ein Bild der Verwüstung. Gleich zwei Automaten haben die Sprenger in die Luft gejagt. Einen in der Santander-Filiale unter Möllers Wohnungen, den anderen nur wenige Meter weiter gegenüber an der Wand einer Deutschen Bank Filiale.

Richter hielten Gefahr für „abstrakt und gering“

Durch die Wucht der Sprengungen wurden sowohl der Filialraum als auch die Gebäudefassade der Santander-Bank erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Glück im Unglück: Eine Einsturzgefahr der betroffenen Wohn- und Geschäftshäuser besteht laut Polizei nicht. Die Anwohner mussten ihre Wohnungen nicht verlassen. Wie hoch der Schaden ist, ist noch nicht klar.

Das Haus und die Bankfiliale vor der nächtlichen Tat.
Das Haus und die Bankfiliale vor der nächtlichen Tat. © Andreas Buck / FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Dennoch ist es exakt das Szenario, vor dem Möller immer wieder gewarnt hat. Genutzt hat es ebenso wenig wie seine Klage vor Gericht, die im Frühjahr 2022 abgewiesen wurde. Die Richter hielten die Gefahr einer Sprengung für „abstrakt und gering“. Schließlich liege die Zahl der Sprengungen bei 70.000 Geldautomaten bundesweit bei 350: „Das sind 0,5 Prozent“, sagte der Vorsitzende Richter.

Eigentümer sind sich uneinig

Eine Statistik, die Möller nichts mehr nutzt. „Ich empfinde Ohnmacht und Groll. Nach meiner Auffassung hätte das hier vermieden werden können“, hat der dem WDR Stunden nach der Sprengung gesagt und sich geärgert: „Sowohl die Banken als auch meine Miteigentümer scheinen die Sicherheit des Geldes vor die Sicherheit von Gebäude und Menschen zu stellen.“

In der Tat ist im vorliegenden Fall eine Teilungserklärung der Eigentümer aus dem Jahr 1971 – also eine formelle Aufteilung des Gebäudes – das Problem. Sie erlaubt eine Bankfiliale im Erdgeschoss und damit grundsätzlich auch einen Geldautomaten. Sein Einbau sei weder „eine unzulässige Veränderung am Haus noch eine unzulässige Nutzung“, so Unger.

Bloß kein neuer Geldautomat

Um so eine Teilungserklärung nachträglich zu ändern, ist die Zustimmung aller Miteigentümer erforderlich. „Einigen Sie sich“, hatte das Gericht Möller in der Verhandlung mit auf den Weg gegeben. Dann ließe sich der Abbau des Bankomaten wohl durchsetzen. Eine Einigung aber ist schwierig. Denn der Miteigentümer, der seine Zustimmung beharrlich verweigert, ist – wenig überraschend – der Vermieter der Bankfiliale.

„Wahrscheinlich“, unkte Möller nach der Verhandlung im Vorjahr, „müssen wir warten, bis das Ding in die Luft fliegt. Dann hat sich das Problem erledigt.“ Darauf will er sich mittlerweile nicht mehr verlassen. Er will jetzt das Gespräch mit seinen Miteigentümern suchen: „Damit an diese Stelle nicht erneut ein Geldautomat kommt.“

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In der Nacht zu Donnerstag ist es im Ratinger Stadtteil Lintorf zu einer weiteren Geldautomatensprengung gekommen. Zeugen konnten mehrere Personen beobachten, die mit einem dunklem Fahrzeug, vermutlich von der Marke BMW, flüchteten. Alarmierte Einsatzkräfte stellten bei ihrem Eintreffen fest, dass sie einen Geldautomaten in einer Bankfiliale,gesprengt hatten. Durch die Detonation wurden sowohl die Räumlichkeiten der Bankfiliale als auch der gesamte Gebäudekomplex mit den darüber befindlichen Wohneinheiten sowie mehrere vor dem Haus geparkte Fahrzeug zum Teil schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Bankfiliale wird nach Sprengung dauerhaft geschlossen

„Unterdessen hat die Volksbank Schermbeck nach der Sprengung eines ihrer Geldautomaten einen drastischen Schritt angekündigt: Die betroffene Filiale am Kerkerfeld wird dauerhaft geschlossen. Das teilte die Bank am Donnerstag per Pressemitteilung mit. Diese Entscheidung hätten Vorstand und Aufsichtsrat nach Gesprächen mit dem dortigen Vermieter getroffen.“