Am Weltfrauentag steht die Gleichbehandlung von Frauen im Vordergrund. Doch in vielen Situationen bleibt es schreiend ungerecht.

Als junge Frau im Alter von 26 Jahren stehen mir viele Türen offen, um das zu tun, was ich tun möchte. Davon konnte meine Oma vor 60 Jahren nur träumen. Warum brauchen wir den Weltfrauentag dann überhaupt noch? Nun: Erst kürzlich wurde ich bei einem Interviewtermin vom Gesprächspartner für eine Praktikantin gehalten, während mein Fotografenkollege wie selbstverständlich als der Interviewführer begrüßt wurde. Nicht weiter schlimm? Doch, denn genau solche kleinen Momente zeigen stellvertretend für das große Ganze, dass zu viele Männer Frauen immer noch für das schwächere oder inkompetentere Geschlecht halten.

Am Ziel sind wir Frauen also noch lange nicht: Nach wie vor verdienen Frauen im Schnitt weniger Gehalt als Männer. Noch immer sind Frauen in vielen Führungspositionen unterrepräsentiert. Weiterhin orientiert sich die Medizinforschung am männlichen Körper und lässt die Unterschiede zum weiblichen Körper außer Acht. Immerfort wird über solche Probleme berichtet. Doch was bringt es, wenn wir Frauen uns den Mund fusselig fordern – und sich kaum was ändert? Oder von Männern gesagt bekommen, dass wir einfach zufrieden sein sollen mit dem Erreichten?

Ein Weltfrauentag im Jahr reicht nicht aus, um gegen Ungleichbehandlung vorzugehen

Ja, richtig, heute ist vieles besser als früher. Zugleich bleibt es schreiend ungerecht. Der Weltfrauentag ist wichtig, um genau daran zu erinnern. Aber es braucht die anderen 364 Tage im Jahr und viele Jahrzehnte oben drauf, um Mann und Frau auf Augenhöhe zu bringen.

Ein verwegener Gedanke zum Schluss: Wie schön wäre es, wenn sich meine Enkeltochter in 60 Jahren gar nicht mehr vorstellen kann, dass Frauen schlechter bezahlt wurden als Männer?