Essen. Der Architekt Thomas Sevcik ist am 8. Februar Gast im Video-Talk mit Chefredakteur Andreas Tyrock. WAZ-Leser können vorab Fragen stellen.

Das Ruhrgebiet muss sich abschaffen, um endlich erfolgreich zu sein. Mit dieser provozierenden These macht der Architekt und Stadtplaner Thomas Sevcik derzeit von sich reden. Der Mitgründer des Züricher Think Tanks Arthesia, der Unternehmen, Organisationen, Städte und Regionen bei Avantgardeprojekten berät, ist nächster Gast im Videotalk „Ruhrgebiet, wir müssen reden!“: Sevcik spricht am kommenden Mittwoch mit WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock.

Metropolen und Megastädte

Thomas Sevcik kennt sich aus mit Metropolen und Megastädten. Er studierte Architektur an der TU Berlin und ist am Central Saint Martins College of Arts and Design in London tätig. Sevcik entwickelt Ideen für große Immobilienprojekte, urbane Distrikte und besondere Stadtquartiere. Er gilt unter anderem als einer der Vordenker der Autostadt in Wolfsburg und des Innovationszentrums „LabCampus“ am Flughafen München. Auch die Stadt Duisburg hat er bereits beraten. Thomas Sevcik rät dazu, Städte ganz neu in den Blick zu nehmen und neben den Kernen der Metropolen den Außenquartieren, die er „Zwischenstädte“ nennt, mehr Beachtung zu schenken.

„Das Ruhrgebiet ist nichts Besonderes“

Sevciks Sicht auf das Ruhrgebiet klingt dabei überraschend und für viele Ohren im Revier sicher auch gewöhnungsbedürftig. Lasse man die Verklärung und Überhöhung der Region beiseite, sei das Ruhrgebiet genau genommen ein Ballungsraum wie jeder andere, schrieb Sevcik jüngst in der „Zeit“: Die Wiege der Industrialisierung? Sachsen sei das auch. Sevcik: „Das Ruhrgebiet ist nichts Besonderes.“ Was er stattdessen fordert: Die einzelnen Ruhrgebietsstädte müssten ihre eigene Identität finden. Essen, Dortmund oder Bochum sollten ihre Stärken und Besonderheiten herausarbeiten – und zwar ohne den Ruhrmythos. Den hält er für „auserzählt“. Zumindest für die größeren Ruhrgebietsstädte wachse dadurch die Chance, erfolgreiche Secondary Citys zu werden – ausreichend große, sehr gut gelegene Städte mit toller, aufregender Urbanität zu vergleichsweise niedrigen Preisen.

Doch wie lassen sich diese Thesen mit Kumpelgefühl und Ruhrgebietsnostalgie vereinen? Was bedeutet das für Ruhr-Projekte wie Kulturhauptstadt und Universitäts-Allianz? Und liegen die eigentlichen Stärken des Reviers nicht gerade im Zusammenhalt und in der schieren Größe?Viel Stoff und viele Fragen also für eine spannende Diskussion.

Der WAZ-Videotalk mit Thomas Sevcik ist am Mittwoch, 8. Februar, ab 17 Uhr auf waz.de zu sehen. WAZ-Leserinnen und -Leser können vorab ebenfalls Fragen an den Wissenschaftler richten – per Mail: chefredaktion@waz.de (Betreff „Frage“).