Ruhrgebiet. Die AOK-Nordwest hat die Behandlungsqualität der Kliniken im östlichen Ruhrgebiet verglichen. Expertin gibt Tipps für die Kliniksuche.
Welche Klinik eignet sich am besten für eine Hüft-OP? Wo lassen sich guten Gewissens die Mandeln entfernen? Viele Patientinnen und Patienten haben Schwierigkeiten, die passende Klinik für ihr Anliegen zu finden. Für Westfalen-Lippe hat die AOK Nordwest die Qualität während der Behandlung und Behandlungsergebnisse bei ihren Versicherten analysiert.
Zwar sind alle Kliniken dazu verpflichtet, regelmäßig und nach einheitlichen Vorgaben Berichte über ihr Leistungsspektrum zu erstellen. Im neuen Klinikvergleich der AOK Nordwest zeigen sich allerdings große Qualitätsunterschiede. Aufgeschlüsselt sind sie nach den 13 häufigsten Eingriffsarten. Ein Überblick, welche Krankenhäuser im östlichen Ruhrgebiet überdurchschnittlich gut abschneiden.
Deutliche Unterschiede in den Behandlungsergebnissen
Bei Eingriffen zum Herzklappen-Ersatz zum Beispiel, bestätigt sich laut Tom Ackermann, Vorstandschef der AOK Nordwest, was bei vielen planbaren Operationen gilt: Es gibt deutliche Unterschiede bei den Behandlungsergebnissen der einzelnen Krankenhäuser – selbst, wenn die Versorgung auf wenige Kliniken konzentriert ist wie bei der Aortenklappen-Implantation, kurz TAVI. So zeigen sich laut AOK-Studie große Unterschiede bei der Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen innerhalb von 30 Tagen nach einem solchen Eingriff. Geprüft wurde bei der Analyse nur nach „harten Kriterien“, beispielsweise nach möglichen Komplikationen beim Behandlungsverlauf und der anschließenden Nachsorge. „Weiche Kriterien“, wie zum Beispiel Patientenbefragungen, wurden nicht berücksichtigt.
In Westfalen-Lippe wurden bei der Aortenklappen-Implantation 1159 Fälle ausgewertet, jede fünfte Klinik erzielte ein gutes Ergebnis. „Daher lohnt es sich für einweisende Ärztinnen und Ärzte und betroffene Patientinnen und Patienten, sich vorab über die Ergebnisse zur Behandlungsqualität und über die Fallzahlen der Kliniken in ihrer Umgebung zu informieren“, betont Ackermann. Als überdurchschnittlich gut gilt bei der TAVI das St.-Johannes-Hospital in Dortmund.
Kein Ruhrgebiets-Krankenhaus bei Mandel-Entfernung
Für eine Blinddarmentfernung stehen gleich mehrere Krankenhäuser im östlichen Ruhrgebiet auf der Bestenliste: Das St. Josef-Hospital in Bochum, das St. Barbara-Hospital in Gladbeck, das Christliche Klinikum und das Katharinen-Hospital in Unna. Die beiden Kliniken in Unna haben laut AOK-Nordwest zudem eine überdurchschnittlich gute Versorgung, wenn es um das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks geht.
Bei der gängigen Mandel-Entfernung schafft es allerdings keine östliche Ruhrgebiets-Stadt auf die Liste. Für einen Hüftprothesenwechsel empfiehlt die AOK in Westfalen-Lippe überhaupt kein Krankenhaus.
Verbraucherzentrale NRW gibt Tipps für die richtige Klinik-Suche
Aber wie gehen Patientinnen und Patienten am besten bei der Suche vor? „Wenn es um eine größere Operation, einen speziellen Eingriff oder eine Krebserkrankung geht, sollte man sich vorher gut über die Qualität der Krankenhäuser informieren“, rät Sabine Wolter, Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Hier lohne sich eine intensivere Suche anstatt direkt das Krankenhaus um die Ecke zu wählen. Dafür sei es ratsam, zuvor mit dem behandelnden Arzt zu sprechen.
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Für eine anschließende Eigenrecherche am Computer eigneten sich laut Wolter Krankenkassenportale. „Dort werden alle seriösen Informationen zur Verfügung gestellt.“ Dabei nennt sie den AOK-Krankenhausnavigator, die Barmer Kliniksuche und den BKK-Klinikfinder. Zudem verweist die Expertin auf die Webseite Weisse-Liste.de, ebenfalls ein Portal, das bei der Suche nach dem passenden Krankenhaus hilft. Die Such-Portale basieren auf den Qualitätsberichten der Kliniken. Darin enthalten sind unter anderem Allgemeine Infos zum Krankenhaus, zu den Fachabteilungen und zur Qualitätssicherung, wie zum Beispiel Patientenbefragungen, Berichte über Komplikationen bei der OP oder über den Hygienezustand vor Ort.
Expertin rät: „Nicht nur auf Google verlassen“
Wichtig sei vor allem, auf die Anzahl der Behandlungen und Operationen zu achten, sagt Wolter. Denn je mehr Operationen oder Behandlungen in einem Bereich bereits durchgeführt wurden, desto versierter seien die Fachkräfte vor Ort auf den speziellen Fall. Wolter: „Das ist immer ein gutes Zeichen.“ Zudem rät sie Patientinnen und Patienten die Qualitätskriterien der jeweiligen Klinik zu überprüfen. So könne man beispielsweise bei einer Krebserkrankung darauf achten, ob die behandelnde Klinik bereits ein Zertifikat in dem Bereich hat. Natürlich könnten Betroffene auch die klassische Google-Suche nutzen, so Wolter. „Wenn sich dort andere Betroffene beispielsweise über überlastetes Klinikpersonal oder fehlende Schmerzmittel beklagen, ist das schon ein Indiz.“
Aber: „Nur nicht ausschließlich auf die Google-Bewertungen verlassen“, warnt die Expertin. Allgemein rät sie Betroffenen, sich vor einer OP eine Zweitmeinung eines Arztes oder einer Ärztin einzuholen. Bei Operationen am Kniegelenk, einem Herzschrittmacher oder einer Mandel-Entfernung haben gesetzlich Versicherte einen Anspruch darauf. Denn nicht immer sei eine Operation auch wirklich notwendig, erklärt Wolter.