Essen/Dortmund. Die Weihnachtsmärkte im Revier sind geöffnet. Wie Schausteller Energie sparen und auf welche Preiserhöhungen sich Besucher einstellen müssen.
Die Weihnachtsstadt Dortmund. Beleuchtete Tannengirlanden über den Straßen, illuminierte Marktstände und Weihnachtsbäume mit elektrischen Kerzen. „Es geht wieder los“, sagt Patrick Arens, Vorsitzender des Dortmunder Schaustellervereins Rote Erde. „Die Bevölkerung hat darauf gewartet“, ist er sich sicher und hat schon auf dem Hansemarkt, der vor wenigen Wochen in der Stadt stattfand gemerkt: „Es besteht ein großes Bedürfnis, zusammen zu sein.“
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Anders als befürchtet, kann das sogar in gewohnter Atmosphäre geschehen und nicht in einer weitgehend dunklen Stadt – so wie die Umwelthilfe sich das Ende September wünschte. Da hatte ihr Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch gefordert, angesichts der Energiekrise auf Weihnachtsbeleuchtung in den Städten zu verzichten. Ein Baum pro Gemeinde sei genug. Advent, Advent, kein Lichtlein brennt.
Lichter brennen kürzer als gewohnt
Nun brennen sie doch, die Lichter. In vielen Städten kürzer als üblich, auf manchen Märkten nicht so viele wie in den Vorjahren. Die Dortmunder Weihnachtsstadt etwa öffnet 2022 erst um elf (sonntags um 12 Uhr) statt um 10 Uhr, und ab 22 Uhr am Abend werden die Deko-Elemente abgeschaltet. Auch die Lichtinstallationen der „Essener Lichtwochen“ leuchten täglich zwischen eineinhalb und zwei Stunden weniger als in den vergangenen Jahren. Und in Bochum ist am Ende des letzten Markttages am 23. Dezember Schluss mit der Beleuchtung. Bisher funkelten Sterne und Lichterketten stets bis zu den Heiligen Drei Königen am 6. Januar.
Auf dem Weihnachtsmarkt in Essen, verrät Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, hat man zu dem an den vom Publikum abgewandten Seiten teilweise jede zweite Birne herausgedreht. „Aber das werden die Besucher nicht merken“, sagt Ritter, der selbst einen Stand auf dem Essener Markt betreibt.
20 Prozent Energie sollen eingespart werden
Überhaupt, heißt es in der Branche, habe man die „Hausaufgaben in Sachen Licht“, bereits vor Jahren gemacht. Schon aus eigenem Interesse. Weil die Versorgung der Märkte durch sehr teuren Baustellenstrom erfolgt, sparen Buden- und Karussellbetreiber schon lange Energie, wo sie nur können. „Wir haben bereits seit Jahren komplett auf LED umgestellt“, sagt Arens.
Auch sonst, sagt Ritter, „verbrauchen wir gar nicht so viel Energie, wie viele Menschen vermuten.“ Die Bratwurst komme vom Holzkohlegrill, „einem nachwachsenden Rohstoff also“. Permanent vor sich hinköchelnde Glühweinkessel gebe es auch immer seltener. An vielen Ständen seien längst spezielle Glühwein-Durchlauferhitzer in Betrieb, die den Wein erst dann per Heizspirale erhitzen, wenn er tatsächlich gezapft wird. „Alles in allem“, so Ritter, „sparen wir so in diesem Jahr in Essen noch einmal 20 Prozent“ – eine Zahl, die auf den meisten Märkten kursiert.
Einkaufspreise sind für viele Händler drastisch gestiegen
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Und dann ist da ja noch diese Studie, „die uns selbst überrascht hat“, sagt er. Nach ihr sind 40 Prozent der auf einem Weihnachtsmarkt benötigten Energie Strom, den die Schausteller sonst zu Hause verbraucht hätten. Und rechne man den Rest auf die Zahl der Besucher um, die auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs sind, sei der Verbrauch pro Kopf geringer er es im gleichen Zeitraum in den eigenen vier Wänden wäre. „Stubenhocker“, macht es der Präsident plakativer, „verbrauchen mehr Strom.“
Trotz aller Einsparungen, teurer wird es für die meisten Schausteller dennoch in diesem Jahr. „Allein seine Zugmaschine aufzutanken kostet statt 350 nun 700 Euro“, nennt Ritter ein Beispiel. „Und natürlich sind auch für uns alle Einkaufspreise drastisch gestiegen, dazu dann noch der neue Mindestlohn…“
Glühweinpreis bleibt auf vielen Märkten stabil
Eins zu eins an die Besucher weitergeben werde man all diese Kosten aber nicht. „Es muss ja volkstümlich bleiben“, sagt der Schaustellerpräsident und versichert: „Wir wissen auch, dass die Portemonnaies im Ruhrgebiet nicht so prall gefüllt sind.“
Tatsächlich sind die Preissteigerungen auf den meisten Märkten nicht sehr groß. Heißgetränk oder Bratwurst sind meist um 50 Cent, ganz selten auch mal um 1 Euro teurer geworden. In Essen und Dortmund bleibt der Preis für den Glühwein – für viele Besucher offenbar ein wichtiger Indikator – sogar gleich und liegt bei 3,50 Euro beziehungsweise 3 Euro. In Dortmund sei der Weihnachtsmarktbesuch in diesem Jahr insgesamt rund zehn bis zwölf Prozent teurer als im Vorjahr, hat Patrick Ahrens ausgerechnet. Für viele Aussteller ist das eigentlich zu wenig. „Aber“, sagt Ahrens, „wir dürfen wir die Besucher ja nicht durch zu hohe Preise von den Plätzen treiben