Essen. Die Preise für Öl und Gas steigen. Ist das Heizen mit Holz eine Alternative, um im nächsten Winter nicht zu frieren?
Der nächste Winter kommt ja bekanntlich bestimmt. Genau das macht vielen Menschen derzeit angesichts der explodierenden Gas- und Ölpreise Angst. Ist Heizen mit Holz eine Alternative? Das sollten Sie wissen.
Ist die Nachfrage nach Holz größer geworden?
Eindeutig ja. „Es ist der Wahnsinn“, sagt etwa Ruhr-Grün Revierförster Harald Klingebiel. Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine werde er mit Anfragen überhäuft. Klaus-Peter Wensauer, Eigentümer des Brennholzhandels „Waldwerk“ in Dortmund, hat sogar bereits „Panikkäufe“ festgestellt.
Bei der Nachfrage ist der Preis doch bestimmt gestiegen?
Das ist er. Um wie viel genau, ist schwierig zu sagen. Anders als etwa bei Heizöl gibt es keine tagesaktuelle Tabelle. Zudem sind die regionalen Unterschiede enorm. „Moderat“ nennt Klaus Egly, der 1. Vorsitzende des Bundesverbandes Brennholzhandel und Brennholzproduktion (BuVBB) die Preissteigerung. Vergleicht man den Juni mit dem Mai, ist das richtig. Blickt man allerdings zwölf Monate zurück, sieht das anders aus. So ist der Preis für einen Raummeter Buchenholz – dem Lieblingsholz der Deutschen – in der Zeit von 90 auf 120 Euro und mehr geklettert. Und der Preis für Holzpellets hat sich seit Dezember 2021 um ca. 70 Prozent erhöht. Im Vergleich zu Öl oder Gas ist das Heizen mit Holz allerdings immer noch viel günstiger.
Auch interessant
Gibt es derzeit überhaupt noch Holz zu kaufen?
Grundsätzlich ja. Aber auch hier ist die Lage unübersichtlich. Viele Händler gehen nicht einmal mehr ans Telefon, weil die Lager derzeit leer sind und die im Herbst eintreffende Ware bereits verkauft ist. Andere liefern nur noch an Stammkunden, während einige immer noch etliche Meter vorrätig haben. In vielen Filialen der großen Baumarktketten gibt es längst keine Raummeter mehr, sondern nur noch kleine Säcke. Mehr Glück kann man bei Forstämtern haben, egal ob sie privat, von Ruhr-Grün oder Wald & Holz unterhalten werden. „Rufen Sie an“, sagt Klingebiel, „fragen Sie nach.“ Bei ihm, wie bei fast allen anderen Ämtern auch, gibt es Holz allerdings meist nur als drei bis vier Meter langen Stamm direkt vom Polter am Wegesrand. Es ist mit rund 50 Euro pro Raummeter günstig, muss aber von Menschen, die einen Motorsägenschein besitzen, zerkleinert und aus dem Wald geschafft werden.
Was ist der Unterschied zwischen Raummeter und Schüttraummeter?
Unter einem Raummeter – auch „Ster“ genannt - versteht man vereinfacht gesagt einen Würfel mit der Seitenlänge von einem Meter, der mit geschichtetem Holz gefüllt ist. Beim Schüttraummeter dagegen wird das Kaminholz einfach ins Gitter geschüttet, so dass sich in einem Kubikmeter Holz natürlich deutlich mehr Luft befindet als bei einer sorgfältigen Stapelung.
Kann ich eigentlich auch Nadelholz verbrennen?
„Ja“, sagen Förster und Brennholzhändler. Wichtig ist aber, dass es wirklich trocken ist. Sonst kann der Kamin versotten und es zu einem Kaminbrand kommen. Deshalb kommt auch frisch geschlagenes Laubholz für den nächsten Winter zu spät, da es auf natürlichem Weg nicht schnell genug trocknet.
Ich brauche nicht viel. Kann ich nicht sammeln, was im Wald so auf dem Boden liegt?
Keine gute Idee, sondern ökologisch eine Katastrophe, weil das Totholz ein Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen ist. „Außerdem ist es Diebstahl“, sagt Harald Klingebiel. Ausnahme ist der „Handstrauß“, also so viel Holz, wie man unter den Arm klemmen kann. Holzsammelscheine, wie es sie früher einmal gab, werden in den meisten Städten und Gemeinden des Landes übrigens nicht mehr ausgestellt.
Im Internet wird mir gegen Vorkasse sehr günstiges Kaminholz aus dem Ausland angeboten. Kann ich zugreifen?
Sagen wir es mal so: Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sie mehr davon haben, ihr Geld in kleinen Scheinen direkt in den Kamin zu werfen. „Wir bekommen in letzter Zeit immer mehr Anrufe von Menschen, die bei solchen Angeboten betrogen worden sind und kein Holz bekommen haben“, warnt Klaus Egly. Und selbst für den Fall, dass kein Betrug im Spiel ist – nachhaltig ist die Holzlieferung aus dem Ausland auf keinen Fall.
Wie seht es denn bei Kaminen aus? Gibt es überhaupt noch welche?
In den manchen Baumärkten stehen noch welche. Ofenbauer und Installateure aber können sich vor Aufträgen besorgter Kunden kaum retten. „Mit Ausbruch des Krieges ist die Nachfrage explodiert“, sagte ein Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) in Sankt Augustin. Zumindest einige Kunden werden ihren Ofen, nach Aussage des Verbandes, wohl nicht mehr vor Ende des nächsten Winters bekommen.