Dortmund. Am Wasserkreuz Castrop-Rauxel plant die Emschergenossenschaft erstmals Weinbau im kommerziellen Maßstab. Auch Herne will anbauen.

Zum Wohl! Auf den zehnten Jahrgang. So lange baut die Emschergenossenschaft schon Wein an am Dortmunder Phoenixsee. Nummer Zehn ist nun trinkreif. Aber wie immer ist der Wein nicht verkäuflich, die rund 60 Flaschen – es war wegen der Witterung ein schwieriger Jahrgang – werden verschenkt an die ehrenamtlichen Weinbergpfleger. Doch das soll sich ändern. Bald soll es tatsächlich kommerziellen Wein aus dem Revier geben!

Am Wasserkreuz Castrop-Rauxel, dort wo die Emscher den Rhein-Herne-Kanal unterquert, bereitet die Emschergenossenschaft einen Weinberg vor. 2024 will Tina Krachten hier bis zu 9000 Reben pflanzen lassen (was etwa 50 Hektoliter Ertrag verspricht). „Wir denken in Richtung Burgundersorten.“

Ein Vielfaches der bisherigen Produktion

Auf dem Emscherwein darf nichts mit Emscher stehen. Denn der Hinweis auf die geografische Herkunft ist den eingetragenen Weinanbaugebieten vorbehalten. „83.1“ steht für den Flusskilometer.
Auf dem Emscherwein darf nichts mit Emscher stehen. Denn der Hinweis auf die geografische Herkunft ist den eingetragenen Weinanbaugebieten vorbehalten. „83.1“ steht für den Flusskilometer. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Zum Vergleich: Am Phoenixsee steht nur rund ein Prozent davon. Am zweiten Weinberg der Emschergenossenschaft in Dortmund-Barop wachsen immerhin 420 Reben der roten Sorte Cabaret Noir. Im August soll der erste Jahrgang von hier trinkreif sein. Doch weil beide Weinberge in Parks stehen, darf der Wein nicht verkauft werden. Ein Jungwinzer baut zudem am Hengsteysee 3000 Reben an.

Ein „Indikator für den Klimawandel“ sollte der Weinanbau von Anfang an sein, erklärt Mario Sommerhäuser, Abteilungsleiter „Fluss und Landschaft“ der Emschergenossenschaft. Vor zehn Jahren seien zwei bis drei Sorten in Frage gekommen für diese nördliche Lage. Nun könne man schon zehn Rebsorten erkennen, die hier gedeihen.

Tina Krachten hat es sich mal für das Jahr 2018 genauer angeschaut: „An einer Hanglage in Castrop-Rauxel hätte man selbst Cabernet Sauvignon anbauen können. Aber selbst das durchschnittliche Jahr 2015 hätte für die meisten gängigen Weißweinsorten ausgereicht. Müller-Thurgau etwa. Perspektivisch ist Weinanbau im Ruhrgebiet kein Problem mehr.“

Herne will nicht nachstehen

So ist es nicht verwunderlich, dass auch Herne seinen eigenen Weinberg mit der Emschergenossenschaft plant – „im Gysenberg“, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda. Bodenproben werden derzeit genommen. Die Sorte steht schon. So viel verrät er: ein Weißer soll es werden.

Und wie schmeckt nun der Zehnte? „Würzig mit exotischen Früchten und spritziger Note“, sagt Winzerin Tina Krachten. „Maracuja und Cassisholz“. Die wenigsten dürften den Duft von frisch gebrochenem Holz des Johannisbeerstrauches abgespeichert haben, aber wenn der Verfasser nun findet, dass der Emscherwein schon an Riesling erinnert, einen durchaus leckeren, gesteht die Fachfrau zu, dass der Vergleich sich aufdrängt. Und sei es wegen der lebendigen Säure.