Dortmund. Die Messe Jagd & Hund in Dortmund feiert Jubiläum in den Westfalenhallen. Warum es zur 40. Auflage Kritik gibt.

Jubiläum in Dortmund: Seit Dienstag läuft dort in den Westfalenhallen die 40. Auflage der Messe „Jagd & Hund“. Der Andrang zum Auftakt war groß, aber nicht jeder wollte mitfeiern.

In vier Hallen – und erstmals auch auf einem kostenlos zugänglichen, großen Outdoorgelände – gibt es Meisterschaften, Vorträge und Talkrunden, (Koch)-Shows, Vorführungen mit Hunden und Greifvögeln sowie zahlreiche Spielmöglichkeiten für den Nachwuchs.

Hosen mit vielen Taschen

Auch Falkner sind zu Gast in Dortmund. Marco Wahl und sein Uhu. Foto:Ralf Rottmann/ Funke Foto Services
Auch Falkner sind zu Gast in Dortmund. Marco Wahl und sein Uhu. Foto:Ralf Rottmann/ Funke Foto Services © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Kaufen lässt sich bei rund 400 Ausstellern aus 31 Ländern, was das Herz des Jägers begehrt. Hier für wenig Geld die Lederpflege „mit der Sie alles wegkriegen“, dort die aufgemotzte Version eines Klein-SUV für 70.000 Euro, „mit dem Sie überall durchkommen“.

Die Hosen an den Verkaufsständen haben viele Taschen, die Oberhemden noch mehr Karos. Loden ist weiter angesagt, und für das abendliche Treffen nach der Jagd – quasi das „Après-Hunt“, warten spezielle Kosmetiklinien und Seidenschals.

Zahl der Jägerinnen steigt

Beides trifft auf reges Interesse, wohl auch, weil die Zahl der Frauen, die zur Waffe greifen, immer größer wird. „Die Jagd wird weiblicher“, bestätigt Gregor Klar vom Landesverband Jagd NRW (LJV NRW). Beträgt der Frauenanteil in der gesamten Jägerschaft derzeit noch rund zehn Prozent, liegt er in den so genannten Jungjägerkursen bereits bei knapp 30 Prozent.

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Die Nachwuchssorgen sind ebenfalls kleiner geworden. Immer mehr junge Leute würden erkennen, dass Jagd auch viel mit Naturschutz zu tun habe, erklärt sich das der Verband. „Und viele gehen mittlerweile auch auf die Jagd, um sich zumindest teilweise selbst zu versorgen“, sagt Klar.

Kritik von Tier- und Artenschützern

Aber wie in den vergangenen Jahren gibt es auch zum Jubiläum Kritik von Tier- und Artenschutzverbänden. Denn nach wie vor sind an vielen Ständen Reisen zur Trophäenjagd in afrikanischen Ländern im Angebot. In Namibia etwa kann man – buchbar in Halle 7 – einen Schakal für 50 Euro schießen, für einen Wasserbock werden 2000 Euro fällig, für einen Leoparden 6000 Euro – plus Reisekosten versteht sich. „Alles legal“, versichert eine Mitarbeiterin des Reiseunternehmens. Außerdem helfe der Jagdtourismus den Menschen vor Ort. „Die brauchen das Geld, das die Jäger bringen.“

Und natürlich sei auch keine der zum Abschuss freigegebenen Tierarten vom Aussterben bedroht. Einen Dämpfer müssen Großwildjäger dann aber doch einstecken. Für Geparden und Leoparden gibt es nur wenige Abschussgenehmigungen. Und selbst wenn man eine bekommt, ist das noch keine Gewähr für eine spektakuläre Trophäe, denn. „Wir können nicht garantieren, dass Sie überhaupt einen sehen.“

Streit um die Fuchsjagd

Zumindest greift die Messe das umstrittene Thema mittlerweile auf. „Mit und nicht über Afrika reden: Artenschutz, nachhaltige Nutzung und Menschenrechte“ lautet der Titel eines Forums, bei dem lokale Experten aus Namibia und Sambia erklären wollen, wie wichtig die Trophäenjagd für die Einheimischen ist.

Zahlreiche Züchter präsentieren ihre Hunde auf der Messe
Zahlreiche Züchter präsentieren ihre Hunde auf der Messe © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Ein weiteres großes Gesprächsthema auf den Hallengängen ist die mögliche Zusammensetzung der NRW-Landesregierung. „Wenn die Grünen das Umweltministerium übernehmen, wird es nicht einfacher für uns“, ahnt Werner (56), Jäger aus dem Sauerland. Umstritten ist vor allem die Fuchsjagd. Die Grünen halten sie nur in besonderen Ausnahmefällen im Interesse des Artenschutzes für sinnvoll. Füchse seien als Aasvertilger und durch die Erbeutung kranker und schwacher Tiere eine Art „Gesundheitspolizei“.

Kommt Gesetzesänderung?

Für Jäger dagegen ist die Fuchsjagd „zwingend notwendig“. Ihre Zahl sei so stark gestiegen, dass sie etwa am Boden brütende Vögel an den Rand des Aussterbens bringen könnten, warnt Klar. Ob das reicht, um eine Änderung des Jagdgesetzes zu verhindern? Klar zuckt die Schultern. „Ich habe keine Glaskugel.“ Aber vielleicht einen Verbündeten in der anderen Hälfte einer möglichen Koalition. Hendrik Wüst, potenzieller Ministerpräsident von NRW, ist nämlich selber Jäger.

Die Jagd & Hund läuft noch bis kommenden Sonntag; Freitag findet die Deutsche Meisterschaft der Hirschrufer statt. Geöffnet ist die Messe täglich von 10 bis 18 Uhr, Tickets kosten 18 Euro, ermäßigt 12 Euro. Weitere Infos unter www.jagdundhund.de im Internet.