Ruhrgebiet. Der Ansturm auf das 9-Euro-Ticket passiert zunächst vor allem online. Kurze Schlangen an Verkaufsstellen. Kunden müssen Gültigkeit beachten.

Die kluge Frau kauft vor: Mit gleich drei 9-Euro-Tickets in der Hand verlässt Elke Wengemann das Kundencenter der DSW21 in Dortmund. Eines für Juni, eines für Juli, eines für August. „Es ist ja schon günstig, verglichen mit den Fahrpreisen sonst“, sagt sie: „Ich fahre sehr viel zu Ärzten.“

Fünf Minuten hat sie vielleicht in einer kurzen Schlange warten müssen, bis sie ihre Fahrscheine in der Hand hielt. Das Dortmunder Bild bestätigt sich so auch in Bochum oder Recklinghausen: Am ersten Vorverkaufstag für das 9-Euro-Ticket ist das Interesse groß, aber Ansturm sieht anders aus.

„Da haben wir Probleme mit dem Zugriff bekommen“

Außer online: Die Bogestra in Bochum hat über eine App bis 6.30 Uhr 700 dieser Tickets verkauft, aber dann beginnt die App zu zicken. „Da haben wir Probleme mit dem Zugriff bekommen“, sagt Sprecherin Sandra Bruns: „Das Ticket lässt sich nach wie vor buchen, aber man muss es vielleicht zweimal versuchen.“ Umfrage 9-Euro-TicketUmfrage 9-Euro-Ticket

Und die Kunden? Dieses Rentner-Ehepaar hat sich auch bereits sechs Tickets gekauft. „Wir wollen Tagesausflüge machen, vielleicht nach Düsseldorf oder Köln“, sagt sie: „Aber keine Zehn-Stunden-Reise, und auch nicht am Wochenende.“ Wie diese beiden, sehen auch andere Befragte das billige Ticket nicht in erster Linie als Ausflugsschnäppchen.

Christoph von Bürk von den Vestischen Straßenbahnen im Kreis Recklinghausen rechnet damit, dass das Interesse am Ticket vor dem 1. Juni und dem nahenden Pfingstfest wächst, da es dann gültig ist. Auch werde es ja auf vielen Wegen verkauft: Kundencentern, Vertriebsstellen, App, bei Fahrern und Fahrerinnen. „Es ist heute nicht so, dass die Leute mit brennenden Fackeln und Mistgabeln vor den Kundencentern stehen und fordern: Rückt das 9-Euro-Ticket raus!“, sagt van Bürk.

„Wenn Sie heute schon damit fahren, sind Sie gleich 60 Euro los“

Das 9-Euro-Ticket soll neue Kunden für die öffentlichen Verkehrsbetriebe gewinnen und die Menschen von Energiekosten entlasten. Sein Preis ist extrem niedrig: Im Bereich des VRR kann man heute beispielsweise für 7.30 Euro eine Tageskarte für eine einzige Großstadt bekommen. Oder: Für über sechs Euro ganze ein Mal von Bochum nach Dortmund fahren, aber nur noch halb zurück.

Die eigens aufgestellten Ordnungskräfte in so manchen Kundencentern jedenfalls sind eher als Auskunftei gefragt. „Das Schoko-Ticket wird dann auch neun Euro kosten.“ „Sie müssen später Namen und Geburtstag darauf eintragen.“ Und zu einer etwas übereifrigen Dame: „Gültig ab 1. Juni. Wenn Sie heute schon damit fahren, sind Sie gleich 60 Euro los.“