Essen/Neuss. Ein neues Lagebild zeigt einmal mehr: Nirgendwo anders in NRW sind kriminelle Clans so aktiv wie im Ruhrgebiet.

Die Zahl der Straftaten durch kriminelle Clan-Angehörige ist 2021 in NRW im Vergleich zum Vorjahr gesunken - von 5780 Straftaten auf 5460 (-5,8 Prozent). Die Zahl der Tatverdächtigen fiel um 5,1 Prozent von 3830 auf 3630. Das teilte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag in Neuss bei der Vorstellung des aktuellen Lagebilds Clan-Kriminalität mit.

Gleichzeitig, so der Minister weiter, habe sich die Höhe des beschlagnahmten und vorläufig gesicherten Vermögens von knapp vier auf über zehn Millionen Euro mehr als verdoppelt. „Das geht denen an die Substanz“, zeigte sich Reul überzeugt. „Nordrhein-Westfalen ist kein Honigtopf für kriminelle Clans mehr.“

Zwei Clans für fast 20 Prozent der Taten verantwortlich

Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, sbei der Vorstellung des Lagebildes „Clankriminalität 2021“.
Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, sbei der Vorstellung des Lagebildes „Clankriminalität 2021“. © dpa | Federico Gambarini

Das Ruhrgebiet aber bleibt ein Schwerpunkt ihrer Aktivitäten. Die meisten Straftaten mit Clan-Bezug ereigneten sich im vergangenen Jahr in Essen. gefolgt von Recklinghausen, Gelsenkirchen, Duisburg, Bochum und Dortmund.

Die Zahl der bekannten kriminellen Clan-Namen in NRW liegt laut Lagebild bei 113. Auffällig: Allein Zwei dieser Clans sind für knapp 20 Prozent aller Straftaten verantwortlich. „Grundsätzlich beobachten wir weiterhin, dass wir es bei der Clan-Kriminalität mit ausgeprägten Intensivtätern zu tun haben“, bestätigt Reul. „Das zeigt, wie wichtig es ist, früh einzusteigen mit der Intensivtäterbekämpfung und vor allem bei Heranwachsenden präventiv tätig zu sein.“

Deutlich weniger Gegenwehr bei Tumultdelikten

In Sachen „Tumultdelikte“ gebe es Veränderungen, berichtete Michael Schemke, Inspekteur der Polizei in NRW. Wo Freunde und Verwandte in den vergangenen Jahren oft binnen kürzester Zeit in hoher zweistelliger Zahl erschienen und Beamte bedrohten, wenn einer der ihren von der Polizei kontrolliert oder gar festgenommen wurde, erlebe man mittlerweile „deutlich weniger Gegenwehr“. „Wir haben“, ist Schemke überzeugt, „den Respekt auf der Straße zu großen Teilen zurückgewonnen.“