Essen. Im Eifersuchtswahn soll ein Mann in Essen auf die Mutter seiner Kinder eingestochen haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Mit brutaler Gewalt soll der 30-jährige Amanuel T. am 1. September auf offener Straße im Essener Stadtteil Altendorf auf seine frühere Freundin, Mutter der zwei gemeinsamen Kinder, eingestochen haben.

Mehr als 20mal traf das Messer ihren Körper. So heftig stach er laut Anklage zu, dass die Klingenspitze abbrach und in einem Schädelknochen steckenblieb. Seit Donnerstag muss Amanuel T. sich vor dem Essener Schwurgericht wegen versuchten Mordes verantworten, er gilt als psychisch krank.

Auf dem Rückweg vom Kindergarten

Die 30-Jährige hatte gerade ihre beiden Kinder, vier und drei Jahre alt, zum Kindergarten gebracht und ging gemeinsam mit einer Freundin nach Hause. Auf der Röntgenstraße kam ihnen gegen acht Uhr morgens der Angeklagte entgegen. Freundlich soll er sich gezeigt haben, so dass seine ehemalige Freundin ihm die Hand reichte. Dann sei er weitergegangen, heißt es in der Anklage.

Plötzlich soll er sich umgedreht haben und ihnen gefolgt sein. Dabei habe er ein Messer mit einer 20 Zentimeter langen Klinge, das er vorher in seiner Kleidung versteckt haben soll, in der Hand gehalten. Heimtückisch habe er damit von hinten auf die Frau eingestochen.

Mehr als 20 Messerstiche

Als sie zu Boden ging, stach er laut Anklage noch 20mal auf ihren Körper ein. Er habe Gesicht, Hals, Knie, Brust und Rücken getroffen und auch noch zugestochen, als Passanten ihn anschrien. Erst als diese ihn fast erreicht hatten, sei er auf sein Fahrrad gestiegen und weggefahren. Die bereits alarmierte Polizei stoppte ihn aber um 8.10 Uhr in der Nähe an der Siemensstraße. Ein Messer mit Blutspuren hatte er bei sich.

Auch der Notarzt war schnell am Tatort, versorgte die lebensgefährlich verletzte Frau. Er brachte sie ins Uni-Klinikum. Mehrere Operationen retteten ihr Leben.

Schon vorher gewalttätig

Es gibt noch eine zweite Anklage, die Staatsanwältin Birgit Jürgens vorliest. Auch sie handelt von Gewalttätigkeiten des Angeklagten gegen die Mutter seiner Kinder. 2015 hatte der aus Eritrea stammende Mann in Hamburg Asyl beantragt. Nach kurzer Zeit muss er wohl die aus seiner Heimat kommende Frau kennengelernt haben. 2017 und 2018 kamen die Kinder zur Welt.

Im Frühjahr 2021 hatte sie sich von ihm getrennt. Am 6. April, so die zweite Anklage gegen Amanuel T., soll er an der Wohnung der Frau im Ostviertel aufgetaucht sein. Lautstark habe er einen Vaterschaftstest verlangt und ihr vorgeworfen, die Kinder seien nicht von ihm. Er soll sie geschlagen und gegen Gegenstände geschubst haben. Als sie sich ins Schlafzimmer gerettet habe, soll er die Tür eingetreten, sich danach aber beruhigt haben.

Verfolgungs- und Eifersuchtswahn

Hintergrund seiner Aggressionen soll eine psychische Erkrankung sein. Dem psychiatrischen Gutachter Frank Sandlos erzählte er, dass seine Frau ihm seit Jahren Schlafmittel verabreiche und vor seinen Augen Sex mit anderen Männern habe. Als politisch verfolgt soll er sich sehen, denn diese Männer seien alle Anhänger des eritreischen Regimes.

Er soll im Gespräch mit dem Gutachter sich immer mehr als das Opfer seiner Frau und dieser Männer dargestellt und Verschwörungstheorien entwickelt haben. In seiner vorläufigen Diagnose spricht Gutachter Sandlos von einem Eifersuchts- und Verfolgungswahn. Dem Angeklagten droht deshalb wegen anhaltender Gefährlichkeit die Einweisung in die geschlossene Psychiatrie.

Gericht stoppt Drohbriefe aus der Zelle

Aus seiner Zelle heraus schreibt der Angeklagte seiner früheren Freundin offenbar Briefe, die diese Gefährlichkeit belegen. Richter Martin Hahnemann weist ihn jedenfalls darauf hin, dass diese Schreiben in der Briefkontrolle durch das Gericht gestoppt worden sind und nicht an die Frau weitergeleitet werden. Drei weitere Prozesstage plant die Kammer.