Dortmund. In der Dortmunder Innenstadt kann man E-Autos jetzt an grünen Laternen laden. Wie das funktioniert und wo es noch Probleme gibt.

Rund 52.000 „Lichtpunkte“ gibt es im Stadtgebiet von Dortmund – die meisten davon sind klassische Straßenlaternen – fünf Meter hoch und oben gebogen. „Peitschenform“ heißt das. 160, bis Herbst sogar 320 von ihnen aber sorgen nicht nur für Licht in der Dunkelheit. Lackiert in grellem Grün sind sie, sind etwas dicker als üblich und haben einen grauen Kasten samt Display an der Seite. „Hier können Sie , sagt Meinolf Pflug vom Tiefbauamt der Stadt, „ihr Elektroauto aufladen.“

Betreuen das Projekt: Jan Brechmann und Meinolf Pflug (r.)
Betreuen das Projekt: Jan Brechmann und Meinolf Pflug (r.) © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Die Idee ist nicht ganz neu, wird bisher aber nirgendwo in einem Umfang umgesetzt wie in Dortmund. Während in Bochum und Essen in kleinerem Umfang und mit leicht veränderten Zielvorgaben getestet wird, hat Dortmund im April 2021 – konzentriert auf den Innenstadtbereich – damit begonnen, alte Laternen großflächig gegen die neuen Exemplare auszutauschen. Dass die Wahl auf den Stadtkern fiel, war kein Zufall. „Hier gibt es, so Pflug, „viele Mietshäuser, vor denen sich nicht mal eben Wallboxen aufstellen lassen“, wie die Ladegeräte für Elektro- oder Hybridautos genannt werden.

Es gibt noch ausreichend Reserven

Ein E-Auto an einer Laterne aufzuladen, ist allerdings schwieriger, als es zunächst klingt. Das liegt unter anderem daran, dass – auch in Dortmund – ein Teil der Laternen von eigenen Beleuchtungskabeln versorgt werden. Dünn und viel zu schwach sind sie, um die Batterien von E-Autos aufzuladen. Ganz zu schweigen davon, dass die tagsüber gar nicht aktiv sind.

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Deshalb ist man in Dortmund auf die Idee gekommen, die Ladelaternen an das „Netz der allgemeinen Stromversorgung“ zu hängen, das auch Haushalte und Kleingewerbe versorgt. „Da gibt es derzeit noch hinreichend Reserven“, sagt Jan Brechmann, Technischer Leiter, des lokalen Energieversorgers DEW 21. Buddeln muss das Tiefbauamt trotzdem, um an die Kabel zu kommen. Doch das seien in der meisten Fällen überschaubare Maßnahmen, sagt Pflug.

Parkplätze sind nicht reserviert

Ein anderes Problem ist dagegen noch ungelöst. Die Parkplätze am Straßenrand unter einer Lade-Laterne sind für Benziner oder Diesel nicht tabu. „Manchmal ist hier alles dicht mit normalen Autos“, sagt eine Anwohnerin an der Schmiedingstraße, wo gleich drei der modifizierten Lampen stehen. Pflug nickt. „Als wir vor drei Jahren mit der Planung begannen, waren E-Autos noch nicht so ein Thema. Da wäre es nicht gut angekommen, mal eben 320 Parkplätze zu Ladeplätzen zu machen.“

An diesem Nachmittag allerdings ist immer ein Platz frei und so kann Brechmann eines der DEW 21-E-Autos an den Strom hängen. Alles, was er dafür benötigt, ist ein Standardladekabel mit Typ-II-Stecker.

Vier bis fünf Stunden bis die Batterie voll ist

An den grünen Laternen lassen sich in Dortmund E-Autos laden.
An den grünen Laternen lassen sich in Dortmund E-Autos laden. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

„Einstecken und fertig“, dann fließt der Strom bis zu 11 kW und zum Preis von 38 Cent die Kilowattstunde. Bezahlt wird entweder über eine Chipkarte, die DEW 21 herausgibt, per Roaming über die Karten anderer Anbieter oder über einen QR-Code mit dem Smartphone.

Für Kunden der DEW sei das Laden an der Laterne „etwas teurer“, als wenn sie an der eigenen Wallbox laden würden, räumt Brechmann ein. „Aber“, sagt Pflug, „dafür zahlen sie auch keine Parkgebühren.“ Und auch kein Knöllchen, wenn man die Höchstparkzeit – hier 90 Minuten – überschreitet, weil es je nach Ladezustand und Modell vier bis fünf Stunden dauern kann, bis die Batterie wieder voll ist. Es gebe eine Vereinbarung mit dem Ordnungsamt bestätigt Pflug. „So lange sichtbar geladen wird, gibt es keinen Strafzettel.“

Der Bund unterstützt das Projekt

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Zwischen 7000 und 9000 Euro kostet eine der smarten Lade-Leuchten. Das ist nicht viel weniger, als für eine klassische Ladesäule fällig wird. Aber der Preis, heißt es in Dortmund, relativiere sich, weil man ja gleichzeitig auch eine – teils 50 Jahre alte – Laterne, gegen ein modernes Modell austausche.

Ohnehin wird die Dortmunder Stadtkasse nicht stark belastet. Denn finanziert wird das Projekt überwiegend aus Mitteln, die die Bundesregierung zur Verfügung gestellt hat, um die Stickoxidimmission in besonders belasteten Kommunen zu senken. Aber das Förderprogramm ist zeitlich begrenzt. Deshalb müssen sie bis September 2022 mit den zunächst 320 Säulen fertig sein.

Ladestation spart Platz am Straßenrand

Bleibt noch die Frage, ob man sich mit dem neuen Angebot nicht noch mehr Verkehr in die ohnehin bereits oft verstopfte Innenstadt holt? „Nein“, sagen Pflug und Brechmann. „Niemand, der hier nicht wohnt oder arbeitet, kommt nur, um sein E-Auto aufzuladen.“ Stattdessen spare eine in den Laternenmasten integrierte Ladestation natürlich auch Platz am Straßenrand. „Und es ist ein Teil weniger, das umgefahren werden kann.“