Dortmund. In den Dortmund ist am Mittwoch die Intermodellbau 2021 gestartet. So war der erste Tag der vorerst letzten Messe unter 3G-Bedingungen.

Morgens um zehn ist die Welt schon in Dortmund. Zumindest die Modellbauwelt. Maßstab 1:87, manchmal größer, selten kleiner – in den Westfalenhallen ist wieder Intermodellbau, die nach eigenen Angaben weltweit größte Messe ihrer Art.

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Die Diskussion dauert im Gehen gut 100 Meter. „Ab heute“, sagt einer. „Nee, nächste Woche erst“, ist der Mann neben ihm überzeugt. „Ganz sicher.“ Bis ein Dritter sich einschaltet. „Von Donnerstag an gilt 2G“, sagt er. „Überall.“ Hat er gehört, weiß er genau. Und irrt sich doch – zumindest, was die Intermodellbau angeht. „Geimpft, genesen oder negativ getestet“, stellt ein Ordner gut 50 Meter vor dem Eingang klar. „Dann kriegen Sie ein Bändchen. Und nur mit dem – plus Eintrittskarte – geht es rein in die Messe.

„Fast alle hier sind geimpft“

Gut zwei Stunden steht er mit seinen Kollegen dort schon an diesem Morgen und kontrolliert. Dabei hat er festgestellt: „Viele wissen im Augenblick nicht, was wann und wo gilt.“ Für die meisten ist das hier an diesem Tag aber egal. „Fast alle, die kommen, sind geimpft.“ Nur zehn, zwölf Besucher seien bisher mit einem negativen Testergebnis erschienen.

„Klar“, wird Ralf Kryn vom Dortmunder Modelbauclub 750 später in der Halle sagen. „In der Altersgruppe, in der die meisten Modellbauer sind, da sind fast alle geimpft.“ Und wenn sie es nicht sind, dann bleiben sie offenbar aus Angst vor Corona zu Hause. Ein wenig leer sei es schon, findet er. „Aber es ist ja der erste Messetag. Da ist nie so viel los.“

Branche boomt - Projekte in den eigenen vier Wänden

Auch Pisten-Raupen gibt es auf der Messe als Modell zu sehen
Auch Pisten-Raupen gibt es auf der Messe als Modell zu sehen © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Kryn hat trotzdem zu tun, er ist nämlich FDL, Fahrdienstleiter also. Ist kein Scherz, muss so sein, denn die Anlage seines Clubs ist so groß, dass jemand, der am einen Ende einen Zug auf die Reise schickt, nicht sieht, was gerade an den anderen Ecken los ist. Deshalb hat der Club auch ein eigenes Telefonnetz verlegt und an Kryns Platz ein altes grünes Tastentelefon angeschlossen, das nun nicht stillsteht. „Strecke frei?“ Kurzer Blick auf den in vielen Stunden zusammengestellten Fahrplan. „Ist frei.“

Übertrieben? Der 55-Jährige schüttelt lächelnd den Kopf. „Hobby.“ Eines, das viele Menschen in den Wochen und Monaten von Lockdown und Ausgangssperren intensiver pflegen konnten als sonst. „Man hat einfach mehr Zeit für seine Projekte“, sagt Andre Kaczmarek vom Schiffsmodellbau-Club Bochum 1985. Das merken auch die Hersteller. „Da die Menschen mehr Zuhause waren, boomt diese Freizeitbeschäftigung“, bestätigt Steffen Kahnt, Geschäftsführer des Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels (BVS). Allein mit Modelleisenbahnen habe die Branche 2020 geschätzt 150 Millionen Euro Umsatz gemacht.

Zahl der Aussteller stark gesunken

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Mittag ist es geworden aber in den Gängen ist immer noch reichlich Luft. Besucherzahlen von knapp 90.000, wie sie vor einigen Jahren üblich waren, scheinen jedenfalls unerreichbar. Mancher Händler hat das wohl geahnt und ist gar nicht erst gekommen während der Pandemie. Die Zahl der Aussteller ist jedenfalls von rund 500 auf etwas über 300 gesunken.

Festhalten, was andere gebaut haben. Auf der Intermodellbau wird viel fotografiert.
Festhalten, was andere gebaut haben. Auf der Intermodellbau wird viel fotografiert. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Aber ist es wirklich nur Corona? Dem Boom der letzten Monate zum Trotz, „uns geht der Nachwuchs aus“, sagt Eisenbahn-Modellbauer Kryn. „Die jungen Leute daddeln lieber.“ Jürgen Thiele vom Schiffsmodellbauclub Essen kennt so etwas: „Unser Club wird immer kleiner.“ Und so sind es oft Männer mit weißen Haaren, die sich zwecks Detailtreue ihrer Modelle am Buch- und Antiquariatsstand vertiefen in Werke mit Titeln wie „Historische Waffen und Uniformen“ oder „Die Autos der amerikanischen Highway-Polizei“. Oder die kleine Figürchen (1000 Stück sitzend – 100 Euro) kaufen, um die Tribüne des Fußballstadions zu bestücken, an dem sie gerade arbeiten.

Drone Balls sollen junge Leute locken

Es gibt aber Hoffnung, jüngere Menschen zu begeistern. Am Stand des „Deutschen Aero Club und Modellflugsportverband Deutschland“ kann man sogenannte Drone Balls ausprobieren. Das sind – vereinfacht gesagt – hochwertige Drohnen in einem an einen Fußball erinnernden Schutzrahmen aus sehr elastischem Kunststoff, der mit vielen kleinen LED bestückt ist.

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Man kann sie zur Musik fliegen lassen, Parcours absolvieren oder zu einem echten Wettkampf damit antreten. Bei dem werden zwei kreisrunde Tore aufgehängt, durch die Teams aus drei bis fünf Spielern die Drohnen steuern müssen, um Punkte zu erzielen. „In Asien“, weiß Matthias Moebius, Referent Drohnensport im Modellflugsportverband, „gibt es längst große Meisterschaften.“ In Deutschland gibt es neben viel Hoffnung des Verbandes auf Interessenten noch abenteuerliche Vergleiche. „Erinnert mich an Quidditch“, sagt ein Mann in den 30ern. „Nur ohne Besen.“

Die Intermodellbau ist noch bis Samstag geöffnet. Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 9 Uhr bis 18 Uhr, Samstag von 9 Uhr bis 17 Uhr.

Die Messe wird nach dem 3G-Modell durchgeführt. Es herrscht Maskenpflicht.

Tickets (Erwachsen 12.50 Euro) unter www.intermodellbau.de