Essen. Die Spiel ‘21 ist die erste große Publikumsmesse in Essen seit Monaten. So lief der Auftakt unter Corona-Bedingungen.

Sie haben ein wenig früher geöffnet am ersten Tag. Damit es nicht so viel Drängelei gibt an den Eingängen. So ist es noch nicht mal 10 Uhr, und die ersten Tische in den Essener Messehallen sind besetzt. Die „Spiel 21“ hat begonnen und eine halbe Stunde später ist kaum noch ein Platz frei, bilden sich die ersten Warteschlangen vor den Ständen. „Fast wie immer“, sagt Oliver (31) aus Dortmund.

Fast. Auf den ersten Blick machen tatsächlich nur die Masken den Unterschied zu früheren Zeiten. Aber natürlich gibt es ein ausgeklügeltes Sicherheits- und Hygienekonzept. Mund- Nasenschutz ist Pflicht in allen Hallen und an den Spieltischen, überall stehen Spender für Desinfektionsmittel, und an den Ständen wird gereinigt und geputzt, sobald die Tischbesetzung wechselt. Eine Tageskasse – das sollte man wissen – gibt es in diesem Jahr nicht. „Tickets sind nur online erhältlich“, bestätigt Dominique Metzler, Veranstalterin der Messe.

3G-Regel gilt auch für Kinder

Vor dem Betreten der Hallen wird penibel kontrolliert.
Vor dem Betreten der Hallen wird penibel kontrolliert. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Ansonsten gilt selbst für Kinder die 3G-Regel, und die wird beim Eintritt lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig kontrolliert – Lichtbildausweis inclusive. Wer seinen Test vergessen hat, kann ihn vor dem Parkhaus 6 für 15 Euro nachholen. „Aber“, sagt eine Mitarbeiterin am frühen Nachmittag, „bisher ist wenig los.“

Die Besucher finden die strengen Regeln „sinnvoll“ und „genau richtig“. „Wenn es mehr nicht ist“, sagen zwei Frauen. „Wir fühlen uns sicher“, sagen Dennis (33) und Eva (29) aus Düsseldorf. „Zumal wir beide geimpft sind.“ Und Peter, mit zwei Freunden „völlig easy“ aus den Niederlanden angereist, spürt trotz Masken und Kontrollen schon „wieder den Vibe in den Hallen“.

„Neu entwickelte Spiele lagen wir Blei in den Regalen“

Bis zu 30000 Besucher pro Tag dürfen hinein. Voller als es viele erwartet haben ist es dort am Mittag des ersten Publikumstages „aber doch nicht so voll wie sonst“, sagt Jochen Heil, der an seinem Messestand 3D-Puzzle aus dem Downton Abbey - Harry Potter- oder Game of Thrones-Universum vorstellt und verkauft. „Sehr angenehm ist die Besucherzahl“, findet er. Überhaupt kann er derzeit nicht klagen: „Die Geschäfte haben in den Corona-Monaten angezogen.“

Spielen nur mit Maske erlaubt. Die Besucher stört es nicht
Spielen nur mit Maske erlaubt. Die Besucher stört es nicht © Funke Foto Services | Lars Heidrich

Nicht nur bei Puzzlespielen. „Spieleverlage gehören insgesamt zu den Gewinnern der Coronakrise“, weiß Dominique Metzler. „Der Umsatz von Gesellschaftsspielen ist im laufenden Jahr ist um 14 Prozent gestiegen“ – dem Online-Shopping sei Dank. Dennoch seien alle Anbieter „glücklich, dass diese Messe nach einem Jahr Pause wieder stattfinden kann“. Das meiste Geld verdient wurde in den vergangenen 18 Monaten überwiegend mit den Klassikern. „Neu entwickelte Spiele lagen wie Blei in den Regalen.“

Rund 1000 Neuheiten werden in Essen vorgestellt

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Dabei gibt es so viele davon. Rund 1000 Neuheiten werden in den Grugahallen vorgestellt. Das Angebot reicht vom Mystery-Spiel „Echoes“, bei dem man Spielkarten mittels einer App „lauschen“ kann über das Familienspiel „Kipp mir Saures“, in dem auf raffinierte Weise „Süßigkeiten“ produziert werden, bis hin zu Eisenbahnbauspielen wie „Ultimate Railroads“.

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Ja selbst Ruhrgebietsspiele sind zu sehen. Bei „Schichtwechsel“ etwa müssen die Spieler ihre Zeche zur erfolgreichsten im Revier machen. Da gilt es nicht nur Arbeitszeiten zu organisieren, sondern auch den Abtransport der Kohle und die Veredelung in der Kokerei im Auge zu behalten. Geeignet für „2 bis 4 Kumpel“, schreiben die Hersteller und versprechen beim Spielen nicht nur Spaß, sondern auch das Erleben eines Stücks „Ruhrgebietsgeschichte der 1950er Jahre“. Und im vom Spielzentrum Herne entwickelten Krimispiel „Der Mord von Wanne-Eickel“ geht es um ein Verbrechen auf der Cranger Kirmes 1961. Das Opfer ist – man ahnt es fast – ein Schausteller.

Was gefällt, kann meistens auch vor Ort gekauft werden

Testen ausdrücklich erwünscht. Besucher auf der Spielemesse probieren ein neues Spiel aus
Testen ausdrücklich erwünscht. Besucher auf der Spielemesse probieren ein neues Spiel aus © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Testen der Neuheiten ist auf der Messe fast überall ausdrücklich erwünscht. Ein Wunsch der von den meisten Besuchern gerne erfüllt wird. „Manchmal versteht man sich durch die Masken etwas schlechter aber irgendwie funktioniert das schon“, hat Mareike (27) nach den ersten Versuchen festgestellt.

Was gefällt, kann auch in diesem Jahr meist vor Ort gekauft werden. Große, dicke Taschen tragen dann auch viele mit sich herum oder haben kleine Koffer vollgestopft mit ihren Neuerwerbungen. Alles nicht ausreichend für Patrick und Simon.

Fünf Stunden sind die Mittdreißiger aus Stuttgart angereist und ziehen nun einen großen Bollerwagen durch die Hallen, der schon ächzt unter all den Einkäufen. „Gerade warm geworden“, scherzt Patrick „Dafür haben wir das ganze Jahr gespart“, erklärt Simon. Wirklich schwierig war das für die Stammgäste der „Spiel“ nicht. „Hin und wieder“, sagt er, „haben wir in Corona-Zeiten auch mal etwas online gekauft.“ Patrick nickt: „Aber viele Spiele musst du einfach anfassen, bevor du sie kaufst. Gut deshalb, dass es die Messe wieder gibt.“

Wer die Messe in Essen besuchen möchte, kann die Tickets nur online unter www.spiel-messe.com erwerben.

Bis Samstag geöffnet von 10 Uhr bis 19 Uhr, am Sonntag von 10 Uhr bis 18 Uhr.

Die Tageskarte für Erwachsene kostet 20 Euro, Kinder von 4 bis 12 Jahren zahlen 11,50 Euro