Essen. Mehrere Hilfsorganisationen aus der Region helfen den Erdbeben-Opfern in Haiti. Doch sie sind schwer zu erreichen, und neue Gefahren drohen.

14 Uhr morgens in Port-au-Prince, es dämmert, ist schon heiß, 28 Grad. „Heiß ist relativ“, sagt Paul-Philipp Braun von der Hilfsorganisation „Isar“ aus Duisburg und geht die heutigen Termine seiner Leute durch: Besprechung im Ministerium, Besprechung im Krisenstab - wie kommen wir nach Süden, wie ins Erdbebengebiet von Haiti?

Denn die eine Überlandstraße gilt als gefährlich, kriminelle Banden überfallen dort Hilfskonvois. In der Unglücksregion dahinter sind mehr als 1400 Menschen umgekommen, um die 7000 verletzt, tausende Häuser eingestürzt, 30000 Familien betroffen. Der nächste Schlag für Haiti: Polit- und Naturkatastrophen überfallen das Land immer und immer wieder.

Man sieht „auch eine Bevölkerung, die direkt zu helfen versucht“

Ein Mann sucht in den Trümmern eines Hauses herum.
Ein Mann sucht in den Trümmern eines Hauses herum. © dpa | David de la Paz

Isar will zunächst erkunden, was gebraucht wird, und dann eventuell ein medizinisches Team mit einer mobilen Notfallaufnahme hinterherschicken. Auch andere Hilfsorganisationen aus der Region haben sich auf den Weg gemacht, zu retten. ,Action medeor“ aus Tönisvorst (bei Krefeld) stellt etwa 100.000 Euro bereit, um „die benötigten Medikamente und Materialien zur Wundversorgung bereitzustellen“, so Vorstandssprecher Sid Peruvemba.

Eine ausgesprochene Haiti-Kennerin ist Anne Hamdorf von der „Kindernothilfe“ in Duisburg, sie lebte dort mehrere Jahre. „Auf Bildern in den sozialen Medien und aus Freundeskreisen sieht man die Ratlosigkeit, die zerstörten Häuser, viele Menschen stehen unter Schock. Aber auch eine Bevölkerung, die direkt zu helfen versucht.“ Zentrales Problem in ihren Augen ist der Mangel an Medikamenten, medizinischem Material und vor allem Personal.

Neue Warnmeldung vor großen Regenmengen und Überschwemmungen

Auch die Kindernothilfe gibt 100.000 Euro für sofortige Hilfe. „Die Partnerorganisationen vor Ort untersuchen im Moment, was die genauen Bedarfe sind“, sagt Hamdorf: „Es geht um Trinkwasserversorgung, Ernährungssicherung und um den Schutz der Kinder.“ In eigenen, betreuten Schutzhäusern können sie dem Umfeld draußen aus Zerstörung, Verletzung und Tod vorübergehend entkommen.

Der Tropensturm ,Grace’, der auch noch über das Unglücksgebiet zog, viel dagegen schwächer aus als befürchtet. Um 7.28 Uhr aber empfängt Paul-Philipp Braun von Isar eine neue Warnmeldung auf seinem Handy: Es drohten große Regenmengen und Überschwemmungen. Auch „schwächer“ ist relativ.