Essen/Köln. Köln plant eine Erhöhung der Preise für Bewohner-Parkscheine. Das soll den Verkehr in der City senken. Ein Model auch für das Ruhrgebiet?

Noch gibt es kein Datum, keine Zahlen – aber die Aufregung ist dennoch bereits groß. Das künftige Kölner Ratsbündnis aus Grünen, CDU und der Volt-Partei hat vor kurzem angekündigt, die Gebühren für das Anwohnerparken in der Stadt auf „das Niveau europäischer Metropolen“ angleichen zu wollen, sobald das Land den Kommunen wie angekündigt die Möglichkeit dazu einräumt. Statt bisher 30 Euro sei mit einem mittleren dreistelligen Betrag zu rechnen. Langfristig wollen die Bündnispartner das Bewohnerparken sogar vollständig abschaffen. So lasse sich zusätzlicher Raum für Fußgänger und Radfahrer schaffen. Und Raum ist knapp in Köln.

„Versprechen müssen auch umgesetzt werden“

Im Ruhrgebiet ist er das allerdings auch. Sind die Kölner Pläne deshalb auch ein Model für das Revier? „Natürlich würde das etwas bringen“, sagt Iko Tönjes, NRW-Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Wahrscheinlich, so Tönjes, würde es dann Leute geben, die sich fragen, ob sie ihr Auto, das sie vielleicht kaum bewegen, wirklich noch brauchen.

Verteuertes Bewohnerparken allein, räumt der VCD-Sprecher allerdings auch ein, könne das Problem der autovollen Innenstädte nur mildern, nicht lösen. „Damit haben Sie ja noch keinen Einfluss auf Pendler- oder Einkaufsverkehr.“ Und ganz wichtig sei es auch, Alternativen zu bieten – verbesserte Bedingungen für Radwege beispielsweise oder eine schnellere Taktung bei Bussen und/oder U-Bahnen. „Das darf auch nicht bei Versprechen bleiben, das muss umsetzt werden.“

Arbeit an Verkehrskonzepten geht weiter

Köln erhöht die Preise für Parkausweise. Andere Städte wollen bisher nicht nachziehen.
Köln erhöht die Preise für Parkausweise. Andere Städte wollen bisher nicht nachziehen. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

In den großen Städten des Reviers wollen die Politiker dem Kölner Beispiel aktuell auch nicht folgen. „Es gibt derzeit keine Überlegungen die Gebühr für Anwohnerparkausweise zu erhöhen“, heißt es etwa in Duisburg, wo derzeit 10.055 Menschen einen solchen Ausweis haben und 30,70 Euro im Jahr dafür bezahlen. Auch die 4939 Inhaber von den 22 Euro teuren Bewohnerparkausweisen in Bochum müssen derzeit keine Preiserhöhung fürchten. Dortmund und Essen vermelden ebenfalls: „keine Erhöhung geplant“.

In Corona-Zeiten wird allerdings in allen Städten an neuen Verkehrskonzepten weitergearbeitet. „Das hat sich nicht geändert, nur weil die Städte in den letzten Monaten nicht so voll waren“, bestätigt Christian Schön, Sprecher der Stadt Dortmund. Dort gibt es den „Masterplan Mobilität“, im benachbarten Bochum das „Leitbild Mobilität“, in Duisburg ein „Mobilitätskonzept“ und in Essen den „Mobilitätsplan“. Und so ähnlich wie die Namen sind auch die Pläne.

„E-Scooter als nachhaltige Ergänzung“

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Dazu zählen Fahrzeiten und Taktungen, die bereits angepasst wurden oder erweitert werden, ausgebaute oder neue Radwege und Fahrradverleihe.

Duisburg sieht zudem „E-Scooter als eine nachhaltige Ergänzung der Angebote im Bereich der sogenannten Mikromobilität“ – für Wege zwischen einem und drei Kilometern. Kurze Strecken, auf denen das Auto in vielen Städten immer noch die erste Wahl unter den Verkehrsmitteln ist. „Dies führt häufig zu vollen Straßen, einer angespannten Parkraumsituation und schlechter Luft“, hat der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen jüngst einmal mehr bestätigt.

21 Bewohnerparkzonen in der Dortmunder City

Und natürlich sind Parkplätze in allen Städten ein großes Thema. „Ein zukünftiger Themenschwerpunkt wird daher der Umgang mit dem ruhenden Verkehr sein“, bestätigt ein Sprecher der Stadt Duisburg. Für viele Wissenschaftler ist das genau der richtige Weg (siehe Box).

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Anders als in Köln aber wollen die Revierstädte das Anwohnerparken nicht einschränken oder gar abschaffen, sondern eher ausweiten. So soll es in der Dortmunder City und den angrenzenden Quartieren laut Sprecher Schön schon bald 21 – teils sehr kleine - Bewohnerparkzonen geben. Bochum will so schnell wie möglich „alle oberirdischen Stellplätze bewirtschaften“ und auch „das Bewohnerparken zur Stärkung der Wohnfunktion ausweiten“.

Parkplatzsuche wird schwieriger

Das dürfte die Parksituation für Pendler oder Dauer-Einkäufer in den Innenstädten schwieriger, auf jeden Fall aber teurer machen – zumal in manchen Städten durch Neugestaltung von Straßen und Wegen einiges an Parkraum wegfällt. „Umsonst parken“, weiß der Dortmunder Stadtsprecher, „können sie in der City so gut wie gar nicht mehr.“