Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet rüstet sich für die Feiertage – und empfiehlt Ausflugsziele abseits der besonders beliebten Hotspots. Friedhöfe etwa.

Schlechte Nachrichten: Das Wetter über Ostern soll gut werden. Mit maximal 17 Grad nicht wirklich warm genug fürs Flanieren „auf Taille“, aber meist sonnig, regnen wird es den Vorhersagen zufolge nur am Montag. Die Menschen werden nach draußen drängen. In Massen? Mitten in der Pandemie? Die Stadt Düsseldorf fürchtet eine „Eskalation“, Köln sperrt seinen Boulevard, doch im Revier blickt man den Feiertagen gelassen entgegen.

„Nö“, sagt etwa Jasmin Trilling, Sprecherin der Stadt Essen (Inzidenzwert am 31. März: 134), „wir erwarten kein besonders spannendes Wochenende, dafür ist das Wetter nun doch nicht schön genug.“ Man sehe „keine Notwendigkeit, besondere Vorkehrungen zu treffen“, die neue Corona-Schutzverordnung samt Notbremse sei ja erst in dieser Woche in Kraft getreten, für beliebte Einkaufsstraßen wie die „Rü“, aber auch solchen in der Mittelzentren habe die Stadt zudem eine erweiterte Maskenpflicht verfügt.

„Am Baldeneysee ist genug Platz“

Für den Baldeneysee nicht. „Da ist genug Platz!“, meint Trilling. Am Grün der Stadt, im Übrigen auch an ihren weniger überlaufenen, trotzdem „sehr schönen Wanderwegen und Halden abseits des Sees“, sollten sich die Menschen „ruhig erfreuen“. Ob die Regeln eingehalten werden, wird kontrolliert. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes werde man „auch Ostern da sehen, wo es wichtig ist“, nicht nur in den Naherholungsgebieten und in der Innenstadt, sondern etwa auch auf Spielplätzen.

„Keine besondere Problemlage“, erklärt auch Sebastian Hiedels, Sprecher der Stadt Duisburg (163). Man werde dennoch „im gesamten Duisburger Stadtgebiet die Einhaltung der Coronaschutzverordnung sowie der veröffentlichten Allgemeinverfügung kontrollieren und dabei etwaige Verstöße konsequent ahnen“.

„Wir sind nicht die Stadt der Engel, aber die Leute benehmen sich anständig“

Die Ruhe vor dem Sturm: Der Kemnader See am Mittwoch, schon bald könnte es hier voll werden.
Die Ruhe vor dem Sturm: Der Kemnader See am Mittwoch, schon bald könnte es hier voll werden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ähnliches Bild in Bochum (139): Keine besonderen Maßnahmen, alles längst Routine. „Wir sind sicher nicht die Stadt die Engel“, sagt Pressesprecher Peter van Dyk, „aber die Leute hier benehmen sich sehr anständig“. Es gebe Verstöße gegen die Coronaschutzverordnung, im Großen und Ganzen hielten sich Bochums Bürger jedoch „sehr diszipliniert“ an die Regeln. Deshalb brauche man auch zu Ostern nicht „zwei Polizisten hinter jedem Laternenpfahl, wir wollen doch keinen Überwachungsstaat“. Stichpunktartig werde natürlich auch an den Ostertagen kontrolliert, vor allem an beliebten Ausflugszielen, aber etwa auch in der Kortumstraße. Doch die personellen Kapazitäten seien begrenzt, „und wir müssen ja auch die Falschparker im Auge behalten, den Handel, die Gastronomie...“

Dirk Clemens, den Leiter der „Betriebsstätte Kemnade“ der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr, erreicht unsere Anfrage, als er gerade von einem kleinen Rundgang am See zurück ins Büro kommt. „Gut besucht, aber alles in Ordnung, keine Regelverstöße“, erzählt er – und hofft, dass er das auch Ostern wird sagen können. Seit Dienstag gilt hier die Maskenpflicht – auf Bochumer Seite. In Witten geht’s (Stand: Mittwoch) noch ohne Mund-Nasen-Schutz, eine weitere der viele Corona-Absurditäten.

„Gebrauchte Masken gehören in den Müll“

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Vor einem Jahr, zu Ostern 2020 war es am Kemnader See proppenvoll“, erinnert sich Clemens, „weil das Wetter super gut war.“ Werde es diese Jahr wohl nicht, doch die Menschen könnten „derzeit ja nirgendwo hin, außer nach Malle“. Es könnte also erneut voll werden am langen Wochenende, glaubt er. Clemens’ größte Sorge nach dem See-Bummel am Morgen ist dabei allerdings eine, die nur am Rande mit Corona zu tun hat: „Gebrauchte Masken“, appelliert er genervt von dem, was er sah, „gehören in die Mülleimer, nicht auf die Wege.“

Düsseldorf (97) dagegen fürchtet den österlichen Ansturm, Altstadt-Anwohner nennen die Situation schon jetzt „unerträglich“. Erst am vergangenen Wochenende hatten sich am Rhein und in der Altstadt wieder hunderte von Menschen getroffen, um illegal Party zu machen – ohne Rücksicht auf Corona-Regeln, berichtete die RP. Das im Februar erlassene Verweilverbot ist inzwischen jedoch wieder aufgehoben worden und bleibt es auch. An den ersten frühlingshaften Tagen waren damals angeblich 700.000 Menschen an den Rhein geströmt. „Wir werden an Ostern sehr präsent sein und konsequent einschreiten“, verspricht Oberbürgermeister Stephan Keller. Musikboxen, heißt es etwa, würden sofort „konfisziert“.

Die Stadt Köln (127) sperrt aus Infektionsschutzgründen über Ostern den Rheinboulevard sogar ganz. Bei guter Wetterlage sei an dem beliebten Treffpunkt die Einhaltung der Abstandsregeln faktisch unmöglich, hieß es.

„Muss keiner meinen: Ist Ostern, da haben die Beamten alle frei“

Nicht nur in Dortmund, auch in anderen Städten geht die Polizei am „Car-Freitag“ gegen die Tuner-Szene vor. Für die ist Ostern der offizelle Auftakt der Saison. Das Foto wurde im vergangenen Jahr bei einer Kontrollaktion in Wattenscheid gemacht.
Nicht nur in Dortmund, auch in anderen Städten geht die Polizei am „Car-Freitag“ gegen die Tuner-Szene vor. Für die ist Ostern der offizelle Auftakt der Saison. Das Foto wurde im vergangenen Jahr bei einer Kontrollaktion in Wattenscheid gemacht. © dpa | Caroline Seidel

„Wir sind vorbereitet“, versichert Nina Kupferschmidt, Sprecherin der Polizei Dortmund – mit Blick auf Car-Freitag, den traditionellen Saisonauftakt der Raser-, Tuner- und Poserszene. Doch längst ist die am Wall und anderswo in Dortmund ja ganzjährig aktiv. In der Pandemie sogar mehr denn je – „mangels alternativer Möglichkeiten der Freizeitgestaltung“, meint Kupferschmidt. Man erwarte für Freitag „ein hohes Fahrzeugaufkommen, was genau passieren wird, ist schwierig vorherzusehen“; die Botschaft der Polizei indes klar: „Es lohnt sich nicht herzukommen, nicht zum Wall, nicht zum Phoenixsee und auch nicht auf die einschlägigen Parkplätze – die Einsätze sind geplant. Es muss niemand meinen: Ist Ostern, da haben alle Beamten frei.“

Seit Anfang des Jahres ist das Vorgehen gegen die Szene Behördenschwerpunkt, kurzfristige Erfolge erhofft man sich dennoch nicht. „Das braucht Durchhaltevermögen“, weiß Kupferschmidt. Zu Ostern allerdings will man hart durchgreifen. Vor allem, sagt Kupferschmidt, „weil sich die gebeutelten Anwohner an einem stillen Feiertag wirklich Ruhe verdient haben.“ „Schnee“, ergänzt sie dann, „Schnee zu Ostern wäre schön“. Wenn es schneit, bleiben die aufgemotzten Autos in der Garage.

Dortmund (141) wird im Übrigen „an allen Tagen der Osterzeit“ mit seinem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) und der „Taskforce Corona“ im Stadtgebiet unterwegs sein, um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren. Am Phoenixsee, im West- und Rombergpark, wo seit dieser Woche auch Masken getragen werden müssen, patrouilliere zudem ein Sicherheitsdienst. Man erwarte, heißt es in einer Mitteilung, „dass es viele Dortmunder*innen an den Ostertagen wieder nach draußen zieht, um sich dort zu bewegen“, – und rät zu gut gewählten Zielen für den Osterausflug ins Grüne, Deusenberg oder Wannebachtal, Halde Gotthelf oder Landschaftspark „Alte Körne“ etwa. Aber auch die städtischen Friedhöfe seien prima Orte der Erholung…