Als Pharmazeutischer Leiter des Dortmunder Impfzentrums ärgert sich Dr. Felix Tenbieg über Termine, die verfallen. „Auch Astrazeneca schützt!“

Dr. Felix Tenbieg ist Apotheker in Dortmund und Pharmazeutischer Leiter des örtlichen Impfzentrums. Annika Fischer sprach mit ihm über die „No Show“ beim Impfstoff von Astrazeneca.

Auch in Dortmund lassen Patienten ihre Impftermine verfallen. Ärgert Sie ein solches Verhalten?

Das macht mich sehr ärgerlich. Draußen warten ganz viele Menschen sehnsüchtig darauf, geimpft zu werden. Und die Leute, die dürften und bereits einen Termin haben, kommen einfach nicht. Es erschwert zudem auch die Arbeit der Mitarbeiter.

Inwiefern?

Wir müssen verhindern, dass am Ende des Tages ein Überhang da ist. Spätestens am Nachmittag müssen wir laufend die Zahlen abgleichen: Sollen wir schneller machen, müssen wir noch mehr machen? Noch haben wir in Dortmund keine Impfdosis wegschmeißen müssen, es ist noch immer gelungen, Nachrücker zu aktivieren, aber auch diese Listen sind endlich, und es kostet zahlreiche Telefonate, sie rasch einzuladen.

Dr. Felix Tenbieg, Apotheker in Dortmund.
Dr. Felix Tenbieg, Apotheker in Dortmund. © Privat | Privat

Aber der Impfstoff von Astrazeneca muss doch nicht, wie der von Biontech, schnell verbraucht werden?

Wenn die Spritze einmal aufgezogen ist, dann muss auch Astrazeneca binnen Stunden verimpft werden. In Dortmund wird nur am Donnerstag mit diesem Impfstoff geimpft, deshalb muss er immer verbraucht werden.

Warum scheuen die Menschen offenbar Astrazeneca?

Astrazeneca hat einen schlechten Ruf. Ich kann verstehen, dass jemand, der die Wahl hätte, sich lieber für Biontech entscheiden würde, weil der offenbar noch etwas besser wirkt. Aber mit einem Wirkungsgrad von etwa 70 Prozent ist Astrazeneca immer noch stärker als jeder Grippeimpfstoff. Und er schützt gegen schwere Verläufe und gar Todesfälle zu fast 100 Prozent. Das darf man nicht vergessen!

Und die Nebenwirkungen, von denen viele berichten?

Das sind eher Symptome der Wirkung als der Nebenwirkung. Dass die, sich am Tag der Impfung krank gemeldet haben, am nächsten Tag wieder gesund waren, erzählt man nicht.

Also impfen lassen, sobald man dran ist?

Ein klares Ja! Man muss die Wirkung für die Gesellschaft sehen: Je mehr Viren unterwegs sind und sich vermehren, desto größer ist auch das Risiko von Mutationen. Jeder Geimpfte schützt nicht nur sich selbst, sondern auch seine Umgebung mit. Umso wichtiger ist es , so viele Menschen so schnell wie möglich zu impfen.