Essen/Hagen. Der Hackerangriff und seine Folgen: Warum es noch keine Lokalteile gibt – ein Blick ins Druckzentrum der FUNKE Mediengruppe.
Zuerst die gute Nachricht. Die Zeitungen der Funke-Mediengruppe in NRW werden nach dem Hackerangriff der vergangenen Woche nach und nach wieder dicker. Bis allerdings auch alle Lokalteile in gewohnter Form wieder erscheinen, kann es trotz des großen Engagements in allen Abteilungen noch etwas dauern.
Denn auch das Druckzentrum in Hagen-Bathey ist durch die Attacke zu großen Teilen lahm gelegt worden. „In normalen Zeiten“, sagt Christian Walter, Leiter dieses Zentrums, „verlassen jede Nacht bis um 3 Uhr im Schnitt mehr als 430.000 Zeitungen der WAZ, WR, Westfalenpost und NRZ unsere Hallen.“
Druckzentrum: Eigentlich sind es 52 verschiedene Zeitungen
Auf bis zu acht Druckstraßen sind sie seit 22 Uhr entstanden und werden nun mit LKW in die Städte des Reviers, des Niederrheins und des Sauerlandes gebracht. Ginge es nur darum, diese gigantische Zahl zu drucken, wäre das selbst unter diesen erschwerten Bedingungen wahrscheinlich irgendwie zu schaffen.
Aber es ist ja nicht nur eine Zeitung, die hier gedruckt wird, es sind auch nicht nur vier Titel, am Ende sind es eigentlich 52 verschiedene Zeitungen mit 52 unterschiedlichen Lokalteilen, die hier entstehen.
Als müsse man einen Garten durch einen Strohhalm gießen
Und genau das macht die Produktion in diesen Tagen so schwierig. Denn all die Berichte, Meldungen und Kommentare, die die Reporter der Funke-Mediengruppe auch in diesen Tagen aus diesen 52 Städten geschrieben, all die Fotos, die Fotografen dazu gemacht haben, werden normalerweise vollautomatisch an das Druckzentrum in Hagen weitergeleitet.
Seit dem Hacker-Angriff aber steht ein Teil der Leitungen nicht zur Verfügung. Was am Ende ungefähr so ist, als müsse man seinen Garten statt mit einem Schlauch durch einen Strohhalm gießen. „Wir haben da einen echten Engpass“, sagt Walter. „Und das ist ein Problem.“
Zeitung kann normalerweise abends aktualisiert werden
Es ist leider nicht das einzige Problem. „Normalerweise arbeiten im Druckzentrum fünf sogenannte Belichter, mit deren Hilfe jeweils 300 Druckplatten in der Stunde hergestellt werden können“, erzählt der 44-Jährige. Eine Kapazität, die völlig ausreicht, um die täglich zwischen 3500 und 4000 benötigten unterschiedlichen Platten für alle Seiten der Lokalausgaben zu produzieren.
Die landen dann – auch vollautomatisch - an den passenden Stellen der einzelnen Druckstraßen und werden dort eingefügt. „Das wird mundgerecht serviert“, sagt Walter. Nur so ist es auch möglich, die Zeitung – von Lokalausgabe zu Lokalausgabe unterschiedlich lange – immer wieder zu aktualisieren, auf den neuesten Stand zu bringen.
Ausgaben müssen bis 21 Uhr druckfertig sein
Nach dem Hackerangriff der vergangenen Woche aber laufen zurzeit erst wieder zwei dieser fünf Belichter. Zu wenig, um alle eigentlich benötigten Seiten zu belichten. „Damit kann man unmöglich alle Lokalteile produzieren“, erklärt der Druckzentrumsleiter. Und damit kann man leider auch nicht mehr auf Dinge reagieren, die sich erst am Abend ereignen. „Wir müssen zwischen 20.30 Uhr und 21 Uhr fertig sein.“
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Erschwerend kommt hinzu, dass im Augenblick kaum noch etwas vollautomatisch passiert. Teilweise muss jeder Artikel auf einer Seite noch einmal angefasst und verschoben werden. „Derzeit ist bei uns ganz viel Handarbeit angesagt.“ Zum Glück gibt es viele Hände, die mitarbeiten. „Alle Mitarbeiter sind aus dem Urlaub zurückgekommen“, erzählt Walter. Und haben deshalb auch von Weihnachten nicht viel mitbekommen. „Das holen wir alles später nach.“
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Auch außerhalb des Zentrums arbeiten Techniker Tag und Nacht, um den Betrieb rund um die Druckstraßen in Hagen wieder zu beschleunigen. Der außerplanmäßige Großeinsatz zeigt mittlerweile erste Erfolge. „Wir kommen“, sagt Christian Walter, „jeden Tag wieder ein wenig mehr auf die Beine.“