Bottrop. Norderney ist bei Urlaubern im Ruhrgebiet sehr beliebt. Bald können sie ab Bottrop täglich dort hinfliegen. Tickets gibt es ab Samstag.
In 50 Minuten vom Ruhrgebiet nach Norderney? Ab 26. März 2021 soll das möglich sein. Mit einer Cessna Caravan ab dem Flugplatz Schwarze Heide, der zwischen Bottrop und Dinslaken liegt. Simon Huthwelker aus Datteln, hauptberuflich selber Pilot bei Tui, will den Flug mit seiner frisch gegründeten Firma „Meer Express GmbH“ täglich außer Dienstag durchführen. Ab 99 Euro, wirbt er. Gebucht werden kann im Internet ab Samstag, 26. September, elf Uhr. Neun Passagiere finden in der Turboprop-Maschine Platz.
Wie kommt man denn auf so eine Idee? „Ich bin Vater von fünf Kindern“, erzählt der 42-Jährige, „und die lange Anfahrt nach Norderney und Juist hat uns immer gestört, also hab’ ich mir das überlegt.“ Die Anfahrt mit dem Auto dauert ohne Stau etwa vier Stunden, dazu kommt eine einstündige Überfahrt mit der Fähre. In den 60er-Jahren, so Huthwelker, habe es wohl mal Flüge von Essen/Mülheim aus zur ostfriesischen Insel gegeben, seither aber nichts mehr.
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Den möglichen Bedarf kann man sehen, wenn man auf die Zahlen schaut: Norderney kommt jährlich auf 600.000 Gäste und drei Millionen Übernachtungen – 60 Prozent der Besucher kommt aus Nordrhein-Westfalen.
Optimistisch blickt auch Achmed Sharma auf das Projekt. Er ist Chef des Itzehoer Airservice, den Huthwelker als Partner gewonnen hat. Seine beiden Cessnas stehen normalerweise am Flugplatz „Hungriger Wolf“ in Hohenlockstedt.
„Das hört sich alles sehr positiv an“, findet Sharma. Es habe bisher nur vereinzelte Verbindungen nach Norderney von Flugplätzen im Norden gegeben, nie regelmäßige Flüge aus Nordrhein-Westfalen. „Mit dem Flieger“, so Sharma, „spart man von dort aus ja praktisch einen Tag.“
Beim Testflug habe er 47 Minuten für die Strecke gebraucht. Die Entfernung – Luftlinie – beträgt etwa 250 Kilometer. Der Flugplatz auf Norderney, 1970 eröffnet und mit benachbartem Leuchtturm, hat eine etwa 1000 Meter lange Start- und Landepiste.
Erfreut ist natürlich auch André Hümpel. „Das ist eine sehr schöne Initiative“, findet der Geschäftsführer des Flugplatzes Schwarze Heide. „Wir sind üblicherweise ein Landeplatz für Individualverkehr, für Pendler, für Berufspiloten, deshalb ist eine Geschichte wie diese schon ungewöhnlich für uns“, sagt Hümpel. Eine Regel-Verbindung hatte er bisher nicht.
Alle Parkplätze am Flugplatz sind kostenlos
Abflüge von der 1150 Meter langen Bahn gingen schnell, und für die Formalitäten benötige man keinen großen Vorlauf, was für Fluggäste zweifellos attraktiv sei. „Man geht durch die Halle, steigt in den Flieger, und los geht es“, fasst Hümpel zusammen.
Als großen Pluspunkt auch im Vergleich zu möglichen Mitbewerbern sieht er zudem, dass Schwarze Heide über viele Parkplätze verfügt. „Und“, sagt Hümpel, „sie sind alle kostenlos.“