Dortmund. Eine Serie von 15 Kellerbränden beunruhigt die Menschen in Dortmund. So will die Polizei nun die Brandstifter fassen
Es ist die Nacht zum 13. März dieses Jahres. Gegen 3.30 Uhr wird die Dortmunder Feuerwehr zu einem Brand im Stadtteil Marten gerufen. „Brennendes Gerümpel“ in einem Kellerraum hat das Treppenhaus des dreigeschossigen Gebäudes stark verraucht. 13 Menschen müssen ihre Wohnung verlassen, bis die Flammen gelöscht sind. Niemand ahnt, dass der Brand nur der Beginn einer ganzen Serie von nächtlichen Brandstiftungen ist.
Nur zwei Tage später aber brennt es in Lütgendortmund gleich vier Mal in einer Nacht. Kaum sind die Einsatzkräfte im Morgengrauen zum ersten Einsatz ausgerückt, werden in direkter Nähe drei weitere Feuer gemeldet. Wieder brennt Gerümpel im Keller, zwei Personen werden leicht verletzt, 46 Bewohner kurzfristig aus ihren Wohnungen evakuiert und im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr untergebracht. Mitarbeiter des Dortmunder Energieversorgers untersuchen Leitungen, können aber keinen Defekt feststellen. Die Polizei nimmt Ermittlungen auf.
Feuerwehr musste Bewohner mit Leitern retten
Gut fünf Wochen bleibt es ruhig, doch am 25. April kommt der nächste Alarm – dieses Mal aus Kirchlinde. In einem Mehrfamilienhaus brennt es gleich in zwei Kellern. Niemand wird verletzt, eine Wohnung aber wird so stark verraucht, dass sie zunächst unbewohnbar ist. Mit zwei Bränden im Juni und drei im Juli in Marten, Kirchlinde und Westerfilde geht es weiter. Bei einem davon wird es knapp für einige Bewohner. Da eine Flucht durch den völlig verrauchten Flur nicht mehr möglich ist, muss die Feuerwehr sie mit Leitern von ihren Balkonen retten.
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In der vergangenen Woche dann schlägt nachts um vier Uhr ein Rauchmelder in einem Mehrfamilienhaus in Kirchlinde Alarm. Nur 30 Minuten später kommt der nächste Alarm ganz aus der Nähe. In einem Keller steht Müll in Flammen. Zwei Frauen werden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser transportiert. Vergangenen Samstag dann das bisher letzte Feuer. Zum Glück ohne größere Folgen. Es sei, heißt es aus Ermittlerkreisen, „ein Wunder“, dass bisher nicht mehr passiert und niemand schwer verletzt worden sei.
Polizei setzt auf „strategische Fahndung“
An einem oder mehreren Serientätern zweifelt längst niemand mehr. Dana Sekata, Sprecherin der Dortmunder Polizei möchte keine Details verraten. „Aber“, sagt sie, „es gibt in allen Fällen Eckpunkte, die sich ähneln.“ Mittlerweile wurde eine eigene Ermittlungskommission gegründet.
Deren Arbeit ist nicht leicht. Ein Feuer ist meist schnell gelegt, die Motive sind völlig unterschiedlich Viele Psychologen teilen Brandstifter in drei Kategorien ein. Frusttäter, Lusttäter und solche mit gestörtem Sozialverhalten. Laut Studien sind es häufiger Männer als Frauen, meist Alleinstehende, eher Menschen mit geringerer Bildung. Von sich aus hören sie nur selten auf.
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Deshalb setzt die Dortmunder Polizei nun verstärkt auf die seit einem Jahr erlaubte, „strategische Fahndung“. Sie ermöglicht es den Beamten zum Beispiel Autos und Personen auch ohne konkreten Verdacht zu überprüfen.
Bevölkerung wird um Mithilfe gebeten
Gleichzeitig wird auch die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Sie soll verstärkt auf Menschen achten, die sich verdächtig auf Zuwegen oder in Eingangsbereichen aufhalten oder an Haus- oder Kellertüren rütteln. Und auf keinen Fall sollen sie ohne weitere Kontrolle den elektrischen Türöffner drücken, wenn es in der Nacht schellt. Es ist eine Aufmerksamkeit, die sich lohnen könnte. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 3000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die auf die Spur der Brandstifter führen. Hinweise werden unter 110 oder 0231/132-7441 entgegen genommen