Köln/Düsseldorf. Die Messen wagen einen Neustart mit völlig unterschiedlichen Konzepten. So sollen die Gamescom und Caravan-Salon trotz Corona funktionieren.

Es sind zwei Messen, auf die viele Menschen schauen werden. Schon weil es die ersten sind, die seit Anfang März wieder stattfinden. Aber auch weil sie nach eigenen Angaben die weltweit größten ihrer Art sind. Am 27. August startet die Gamescom 2020 in Köln. Aber eigentlich ist der Ort egal. Die Video- und Computerspielmesse könnte in diesem Jahr theoretisch überall stattfinden. Denn in den Messehallen am Rhein wird kein Besucher sein. Stattdessen gibt es digitale Geisterspiele. Alles findet nur virtuell statt. Ganz anders der Caravan Salon: Ab dem 4. September sind bei der Campingmesse in Düsseldorf Besucher ausdrücklich erwünscht.

100 Millionen Zuschauer sind nicht ausgeschlossen

Abstand unmöglich. Normalerweise kommen jährlich mehr als 370000 Besucher zur Gamescom. Diese Jahr läuft alles nur im Netz
Abstand unmöglich. Normalerweise kommen jährlich mehr als 370000 Besucher zur Gamescom. Diese Jahr läuft alles nur im Netz © WAZ FotoPool/ Ralf Rottmann

Mit der Gamescom gebe es kaum eine Veranstaltung, sagt Gerald Böse, Chef der Köln-Messe, die besser für den Schritt ins Digitale geeignet sei. Schon in den vergangenen Jahren wurden viele Veranstaltungen im Netz übertragen. Bei der Eröffnungsshow „Gamescom: Opening Night Live“ etwa, bei der im Stream neue Spiele vorgestellt werden, sahen 2019 rund 50 Millionen Menschen zu. Das ist weit mehr, als jede TV-Sendung schafft. Böse geht davon aus, die Zahl in diesem Jahr „locker“ verdoppeln zu können.

Und die Messe ist bester Dinge, den Andrang stemmen zu können. Man habe, heiß es, „ausreichend Kapazitäten“ – auch durch Partnerschaften mit Streaming-Diensten und Videoportalen wie Youtube, Twitch, Steam oder Tic Toc. Gewinnspiele soll es geben, Spieledemos und Online Turniere – und und das alles sogar kostenlos. Wer sich auf der Seite www.gamescom.de registriert hat, kommt sogar noch in den Genuss einiger exklusiver Angebote.

Zwei Branchengrößen fehlen

Mit Nintendo und weitestgehend wohl auch Sony werden zwei Branchengrößen allerdings fehlen. Gerüchten zufolge wollen beide die Aufmerksamkeit nutzen, um im Netz Neuigkeiten zu verkünden. Gerade bei Sony, das im Herbst die neue Playstation 5 auf den Markt bringt, scheint das nicht unwahrscheinlich.

Sorgen, dass das digitale Konzept zu gut funktioniert und auch künftig fortgesetzt wird, hat die Messe nicht. Die Spiel-Community will einmal im Jahr zusammen feiern“, sagt ein Sprecher der Messe. Und Felix Falk, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Games Branche ahnt: „Der größte Verlust sind die Begegnungen vor Ort.“

Messetickets nur online im Vorverkauf

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Das dürften die Veranstalter des Caravan-Salon ähnlich sehen. Man könne zwar viel online anbieten, sagt Alexander Kempe, Sprecher der Messe. „Aber am Ende wollen die Leute auch mal rein in den Caravan, wollen etwas anfassen.“ Zumal Camping in Coronazeiten das Interesse vieler Nicht-Camper geweckt hat. „Wir sehen, dass die Popularität der Urlaubsform Caravaning steigt und viele neue Kunden anzieht“, sagt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes. Kempe ergänzt: „Mit der gleichzeitig stattfindenden Tour Natur und einem Schwerpunkt zum Thema E-Bikes decken wir alle wichtigen Trends ab.“

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Dennoch könnte der Kartenvorverkauf besser laufen. „Seitdem die Infektionszahlen wieder steigen“, sagt Kempe, „spüren wir eine gewisse Zurückhaltung. Viele warten offenbar noch ab.“ Ein spontaner Messebesuch ist allerdings nicht möglich. Karten für den Caravan Salon sind nur online und personalisiert im Vorverkauf erhältlich

Zahl der Aussteller nahezu halbiert

Auch Cos-Player können 2020 nicht auf der Gamescom spielen
Auch Cos-Player können 2020 nicht auf der Gamescom spielen © Funke Foto Services | Lars Heidrich

Um potenziellen Besuchern die Sorge vor einer Infektion zu nehmen, haben die Veranstalter vor allem für Platz gesorgt. Obwohl statt 620 Anbietern nur 320 anreisen, ist die Ausstellungsfläche mit rund 200.000 Quadratmetern gleich geblieben. Breiter sind die Gänge geworden, luftiger stehen die Wohnmobile. „Mindestabstand ist kein Problem“, versichert Kempe. Maske ist dennoch Pflicht und in den Fahrzeugen dürfen sich nur Personen aufhalten, für die keine Kontaktbeschränkungen gelten – also Menschen aus einem Haushalt etwa, plus Fachberater. Nach jedem Besuch wird desinfiziert.

Auch vor der Halle gibt es Veränderungen. Auf dem Parkplatz 1, wo traditionell die vielen Messegäste übernachten, die mit dem eigenen Wohnmobil zum Caravan-Salon anreisen, ist die Zahl der Plätze um 500 reduziert worden. Ein Festzelt wird es nicht geben, der übliche Partyabend fällt aus. „Feiern“, sagt Kempe, „werden wir hoffentlich im nächsten Jahr dann wieder.“