Dortmund. Ihre drei Kinder soll sie missbraucht haben, steht deshalb vor dem Landgericht Dortmund. Zuhörer muss die Mutter nicht fürchten.
Der Vorwurf ist ungeheuerlich. Eine Mutter aus Kamen soll laut Anklage ihre drei minderjährigen Kinder mehr als ein Jahr lang sexuell missbraucht haben. Sechs, zehn und 13 Jahre alt waren sie. Was die 38-Jährige aus Kamen zu den Vorwürfen sagt, wird am Montag zum Prozessauftakt nicht bekannt. Das Dortmunder Landgericht erspart ihr die Öffentlichkeit. Zuhörer und Presse müssen den Saal verlassen.
Nervös wirkt die stämmige Frau, nachdem die Justizwachtmeister ihr die Handfesseln abgenommen haben. Ihre Hände zittern. Seit Ende Februar sitzt sie in Untersuchungshaft. 68 Sexualdelikte, begangen zwischen dem 31. Dezember 2018 und dem 23. Februar 2020, listet Staatsanwältin Lisa Magnus später in ihrer Anklage auf. Aber das wird außer den Prozessbeteiligten niemand hören.
Gericht schließt Öffentlichkeit aus
Die Staatsanwältin ist es, die den Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit ohne größere Begründung stellt. Verteidiger Sören Eckardt schließt sich an. Aber die Idee dazu dürfte Richter Ulf Pennig gehabt haben. Denn die Jugendschutzkammer kehrt nach nur zwei Minuten Beratung mit einer längeren Begründung zurück, die offenbar schon vorher formuliert worden war.
Im Kern will das Gericht mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit nicht die Angeklagte schützen, sondern ihre Kinder. Diese würden bei öffentlicher Erörterung der Taten vermutlich psychische Folgen erleiden müssen. Würde das immer gelten, Öffentlichkeit und Politik hätten wohl nie vom Ausmaß der großen Missbrauchskandale in Lügde oder Bergisch-Gladbach gehört.
Eine Mutter als Angeklagte
Von üblichen Prozessen um sexuellen Missbrauch, die Tag für Tag an den Gerichten verhandelt werden, unterscheidet sich dieser auch nicht sonderlich. Nur, dass es diesmal eine Frau, eine Mutter ist, die sich den Vorwürfen stellen muss.
In 32 der angeklagten 68 Fälle soll sie "kinderpornographische Schriften hergestellt" haben. Das heißt, dass sie von sexuellen Handlungen mit ihren Kindern Fotos oder Videos machte. In den übrigen 36 Fällen soll sie die Videos anderen im Internet angeboten haben. In mehreren Fällen kam es laut Anklage sogar zum besonders schweren sexuellen Missbrauch der Kinder.
Mann aus Hamburg kennengelernt
Tatort soll jeweils die Kamener Wohnung gewesen sein, in der sie mit ihnen zusammengelebt hatte. Sie soll nicht allein auf die Idee der Kinderpornographie gekommen sein. Im Internet habe sie einen Mann aus Hamburg kennengelernt, der sie zu den Taten angeregt haben soll, heißt es in der Anklage.
Auf seine Spur sollen die Fahnder der Polizei über Recherchen in einschlägigen Foren des Internets gekommen sein. Ihn erwartet wohl ein eigenes Verfahren. Für die Verhandlung gegen die Kamener Mutter hat die 31. Dortmunder Strafkammer insgesamt sieben Sitzungstage angesetzt.