Dortmund. Prostitution ist derzeit verboten aber ein Bordell in Dortmund darf öffnen. Denn Sex gibt es im „Bordoll“ nur mit lebensgroßen Silicon-Puppen.

Ein Backsteinhaus in einem Dortmunder Industriegebiet. Da sitzen sie auf dem Sofa. Aufwändig geschminkt, in knappen Dessous und Schuhen mit hohen Absätzen. Und schweigend, was auch passiert. Denn sie sind Puppen, „Liebespuppen“ aus Silicon. Deswegen nennt sich das Etablissement auch nicht Bordell sondern Bordoll – „doll“ heißt auf deutsch Puppe. Im Stadtteil sagen sie Puppen-Puff.

Stammkundschaft kommt weiterhin

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Aber das stört Evelyn Schwarz nicht. Denn die Geschäfte gehen gut und sind auch durch Corona nicht schlechter geworden, einer Zeit, in der Prostitution verboten ist. Im Gegenteil: „Es sind sogar ein paar neue Leute erschienen, die das mal ausprobieren wollten“, sagt die 32-Jährige. Und die Stammkundschaft ist auch nicht kleiner geworden. „Wer das mag, der kommt auch in diesen Zeiten.“

Und wer mag das?

 Zwei weibliche Sexpuppen liegen in einem Zimmer eines  Puppenbordells.
Zwei weibliche Sexpuppen liegen in einem Zimmer eines Puppenbordells. © dpa | Steffen Trumpf

Die meisten Kunden seien zwischen 25 und 55 Jahre alt. Bunt gemischt vom „Hartz IV-Empfänger bis zum Richter“. Aus Neugier, oft auch um ihre Partnerin nicht zu betrügen. Manche auch, sagen Sexual-Therapeuten, weil sie vor richtigen Frauen Angst haben. Und wieder andere, ahnt Schwarz, „weil die Puppen ihr Fetisch sind.“

Puppen kosten zwischen 900 und 1300 Euro das Stück

Warum sie auch kommen, sie zahlen 80 Euro für die Puppenstunde auf einem der Zimmer. Die Puppen selbst kosten – je nach Größe und Gewicht – aktuell zwischen 900 und 1300 Euro. Besonders beliebte Exemplare müssen selbst bei bester Pflege alle acht bis zehn Wochen ausgetauscht werden.

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Natürlich gibt es Kritik an den Sex-Puppen. „Eine Sexpuppe sei nicht bloß eine Gummipuppe, die unter dem Mann liegt“, ist etwa Megan Walker überzeigt, Direktorin des kanadischen London Abused Women’s Centre. „Diese Sexpuppe ist jede Frau, die ihn zurückgewiesen hat.“

Roboter mit simuliertem Herzschlag

Bordoll-Betreiberin Schwarz sieht das erwartungsgemäß anders. „Ein falsches Frauenbild wird durch Hardcore-Pornos vermittelt und nicht durch ein lebloses Objekt“, glaubt sie.

Wobei das mit dem „leblos“ schon bald Vergangenheit sein könnte. Denn in Asien aber auch in den USA werden längst Sex-Roboter zusammengesetzt. Mit warmer Haut, simuliertem Herzschlag oder immer besser werdender Mimik und Sprachmodulen. Schwarz kennt die Modelle, wird sie aber sie in ihrem Betrieb vorläufig nicht einsetzen. „Zu anfällig und zu teuer“, sagt sie.

Kundschaft aber wäre offenbar da. Bei einer Umfrage der Universität Essen-Duisburg erklärten 40 Prozent der befragten Männer, sie könnten sich durchaus vorstellen, innerhalb der nächsten fünf Jahre einen hochwertigen Sex-Roboter zu kaufen. Frauen, auch das ein Ergebnis der Studie, zeigten übrigens genauso Interesse an Sexrobotern