Essen/Palma de Mallorca. Das Party-Treiben auf Mallorca hat Entrüstung ausgelöst – auch die Berichterstattung darüber. Manche behaupten, das verwendete Foto sei ein Fake.

Die Berichterstattung um den Party-Trubel am vergangenen Freitag (10. Juli) an der „Bierstraße“ an der Playa de Palma auf Mallorca hat eine Woge der Entrüstung ausgelöst. Aber auch die Berichterstattung darüber steht in der Kritik. Nutzer kritisieren, das Thema werde von Medien aufgebauscht. Manche Urlauber und Mallorca-Fans sehen die Insel und sich selbst dadurch in Misskredit gezogen. Einige werfen auch dieser Zeitung „Fake“-Berichterstattung vor, vor allem in Bezug auf ein Foto. Dies sei „alt“, behaupten Nutzer. Ist es nicht, ergibt unsere Recherche.

„Fake News hier, Fake News dort. Was die letzte Woche über Mallorca berichtet wurde, kann man gar nicht in Worte fassen“, regt sich etwa ein Reisender aus Heiligenhaus auf Facebook auf. Er selbst mache seit zehn Jahren immer wieder Urlaub auf Mallorca und sieht sich nun als „rücksichtslosen Sauftouristen hingestellt“. Mit erkennbarer Wut berichtet er in einem Posting: „Da werden Urlauber zu Kriminellen gemacht“. Andere Reisende berichten, „wir hatten überhaupt nicht den Eindruck, dass es ausgeartet ist“.

Frust von Mallorca-Fans über Berichterstattung

Der Frust mag nachvollziehbar sein. Aber mehreren Berichten nach haben am Freitagabend einige Hundert Menschen in der sogenannten Bierstraße Party gemacht und dabei sämtliche Corona-Auflagen missachtet. Bereits am Samstag danach sei an der gleichen Stelle kaum mehr etwas los gewesen, berichtet ein Redakteur dieser Zeitung, der in den vergangenen Tagen auf Mallorca im Urlaub war.

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Auch er kritisiert manches der medialen Berichterstattung als „aufgebauscht und übertrieben“. So habe die Nachrichtensendung eines privaten TV-Senders am Montagabend etwa von „Tausenden Feiernden“ gesprochen - eine deutlich zu hohe Zahl, sagt er.

Mallorca besteht nicht nur aus der „Bierstraße“

Manche Medienkritiker und Mallorca-Fans schwadronieren nun von „Lügenpresse“. Sie scheinen dabei aber Anlass und Berichterstattung zu vertauschen: Denn es steht außer Zweifel, dass am vergangenen Freitag zu viele Menschen in Playa de Palma Party gemacht haben - allen Bemühungen um Hygiene und Corona-Schutz von Gastronomen und Hotelbetreibern vor Ort zum Trotz.

Manche stoßen sich daran, dass da ein vergleichsweise kleiner Ort auf Mallorca nun für die gesamte Insel stehe; die „Bierstraße“ etwa ist vielleicht 150 bis 200 Meter lang und Mallorca besteht nicht nur aus „Ballermann“ und Sauf-Tourismus, sondern ist beliebtes Reiseziel von Familien, Wanderurlaubern, Radsportlern, Naturfans und vielen anderen. Dass es aber nur wenige Corona-Infizierte braucht, um hier einen neuen Hotspot à la Ischgl oder Gangelt entstehen zu lassen, dürfte mittlerweile bekannt sein.

Kaum Corona-Fälle auf den Balearen

Die mallorquinischen Behörden haben deshalb Konsequenzen gezogen und alle Gaststätten an Bier- und der sogenannten Schinkenstraße dicht gemacht. Viele der Partyhotspots wie „Oberbayern“, „Megapark“ oder „Bierkönig“ waren ohnehin nicht offen. Auch in der von Briten bevorzugten Party-Hochburg Magaluf wurden Gaststätten zwangsweise geschlossen. Denn auch dort ging es am vergangenen Wochenende zu hoch her, berichteten spanische Zeitungen.

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Die Maskenpflicht, die seit Montag auf der Insel gilt, hat indes nichts mit den Vorfällen vom Wochenende zu tun: Sie war bereits vorher angekündigt worden. Denn viele Spanier hatten die Lage zu locker genommen; ein Leichtsinn, der sich wohl daraus erklärt, dass auf den Balearen derzeit nur sehr wenige Corona-Fälle bestätigt sind, wie die deutschsprachige Mallorca-Zeitung berichtet. Dass das möglichst so bleibt, ist sicher im Interesse aller, die auf Mallorca sind oder demnächst dorthin reisen.

„Es sind immer wenige Deppen, die den Ruf ruinieren“

Das genannte Bild, das manche Mediennutzer als „Fake“ kritisieren, ist jedoch unzweifelbar echt und aktuell, versichert der Urheber: „Das Foto wurde am 10.07.2020 um 23:19 Uhr erstellt, so steht es in den exif-Daten der Kamera“, teilt die Deutsche Presseagentur (dpa) auf Nachfrage mit. Es zeigt also die Situation am vergangenen Freitagabend. „Der Fotograf hat ein Übersichtsfoto der Bierstraße in Palma gemacht. Dpa hat das Foto zu den aktuellen Meldungen in den Dienst gegeben.“

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Dass die Corona ignorierenden Party-Exzesse einiger weniger dazu geführt haben, dass Mallorca die hiesigen Schlagzeilen bestimmt und nun gar unter anderem eine 14-tätige Quarantäne für Reiserückkehrer in der Diskussion ist, kann niemanden überraschen. Ein Facebook-Nutzer bringt das Dilemma auf den Punkt: „Es sind immer wenige Deppen, die den Ruf ruinieren.“

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