Essen. Brutal hatte der 51 Jahre alte Essener einen 90-Jährigen überfallen. Dafür bekam der 51-Jährige am Freitag neun Jahre und zehn Monate Gefängnis.

Sein Opfer war ein älteres Ehepaar, der Mann 90 Jahre alt, die Frau sieben Jahre jünger. Brutal hatte der Essener Carsten S. (51) die beiden in ihrem Haus im Essener Stadtteil Stoppenberg überfallen und die PIN-Nummer für die EC-Karte erpresst. Dafür muss der mehrfach vorbestrafte Mann neun Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Die XVI. Essener Strafkammer wies den drogensüchtigen Angeklagten am Freitag auch in eine Entziehungsanstalt ein, so dass er schon nach knapp fünf Jahren in Freiheit kommen könnte. Das gilt aber nur bei einer erfolgreichen Therapie.

Glück hat der Angeklagte, dass seine Opfer den Überfall überlebt haben. Denn es grenzte schon an einen versuchten Totschlag, als Carsten S. aus Stoppenberg am 25. Juni 2019 in das nicht weit entfernt gelegene Einfamilienhaus der Rentner durch eine offen stehende Terrassentür eindrang. Morgens war es, 7.45 Uhr, der 90-Jährige saß auf der Couch, als der mit einer Sturmhaube maskierte und einem Gewehr bewaffnete Mann plötzlich vor ihm stand.

Mit Gewehr auf Rentner eingeschlagen

Der Rentner wollte ihn abwehren, griff nach dem Gewehr, doch da bekam er den Gewehrkolben auf den Kopf. Der laut Anklage "schwungvolle Schlag" hinterließ eine Platzwunde, die genäht werden musste. Anschließend fesselte er ihn mit einem Klebeband, verschloss damit auch den Mund. Als die 83 Jahre alte Ehefrau in den Raum kam, fesselte und knebelte er auch sie.

Dann bedrohte er sie, hielt dem 90-Jährigen das Gewehr an den Kopf und rief: "Ich schieße dich ab, wenn du nicht die Wahrheit sagst: Wo ist das Geld?" Später sperrte er sie im Bad ein. Um zehn Uhr hörten Anrufer ihre Hilferufe, die Polizei befreite sie.

Bargeld und zwei EC-Karten erbeutet

Carsten S. hatte das Haus längst verlassen, nachdem er zuvor die Wohnung durchsucht hatte. Bargeld nahm er mit, eine Schreckschusswaffe und zwei EC-Karten, für die er die PIN erpresst hatte. Lange Zeit durfte er sich seiner Beute aber nicht erfreuen, und das lag eindeutig an ihm.

Carsten S. war zwischenzeitlich in die Essener Innenstadt gefahren um am Geldautomaten mit der erbeuteten EC-Karte 500 Euro zu ziehen. Dafür hatte er sich kunstvoll vor der Kamera des Automaten schützen wollen, indem er sein Gesicht mit den Streifen des gelben Klebebandes unkenntlich zu machen versuchte.

Waffe ragte aus dem Hosenbund

Das fiel natürlich Passanten in der Fußgängerzone auf. Pech für Carsten S., der vermutlich auch ohne die Klebestreifen aufgefallen wäre. Denn hinten aus dem Hosenbund ragte die erbeutete Schreckschusspistole heraus. Die alarmierte Polizei kam jedenfalls und nahm ihn fest.

Den Überfall hatte Carsten S. zunächst geleugnet. Einen Monat nach der Tat fand ein findiger Kripobeamter aber bei einer erneuten Durchsuchung im Haus des Verdächtigen einen Kriechgang. Und darin lag ein Rucksack mit entscheidenden Beweisen: Seitenschneider, Glasschneider, Handschuhe, Bier, gelbes Klebeband und - das Gewehr.

Sein Verteidiger Andreas Wieser hatte vor der Verhandlung bei Gericht und Staatsanwaltschaft die Zusage ausgehandelt, dass die Strafe bei einem Geständnis zwischen neun- und zehneinhalb Jahren Haft liegen werde. Drunter ging es kaum, denn der Angeklagte hat wegen Raubes in der Vergangenheit schon lange Haftstrafen verbüßt: einmal sechs Jahre Gefängnis, ein anderes Mal sieben Jahre.