Köln. Die Ermittlungen in Bergisch Gladbach offenbarten eine bundesweite Missbrauchsserie. Jetzt steht ein 27-Jähriger in Moers vor Gericht.
Im Kindesmissbrauchs-Komplex Bergisch Gladbach hat am Dienstag der landesweit zweite Prozess begonnen. Angeklagt ist ein 27-jähriger Mann. Er soll vier kleine Kinder in insgesamt 36 Fällen missbraucht haben - zwei Mal zusammen mit einem Chat-Partner, der in einem anderen Verfahren angeklagt ist.
Angeklagter für die Allgemeinheit gefährlich
Der Soldat sei für die Allgemeinheit gefährlich, stellte die Staatsanwaltschaft bei der Anklageverlesung fest. Der Angeklagte bezeichnete die verlesenen Vorwürfe als weitgehend richtig. Drei der missbrauchten Kinder sind nach Angaben des Gerichts Nebenkläger in dem Verfahren. Der Prozess gegen den Soldaten findet vor der auswärtigen Strafkammer des Landgerichts Kleve in Moers bei Duisburg statt.
Opfer des Angeklagten, der mit seiner Familie im niederrheinischen Kamp-Lintfort lebte, waren laut Anklage vor allem der kleine Stiefsohn und die leibliche Tochter. Der Mann soll für die Taten überwiegend die Zeit genutzt haben, in der seine Frau arbeiten war. Zu den Opfern sollen auch die Tochter des Chat-Partners aus Bergisch Gladbach gehören und seine eigene kleine Nichte.
Nach der Selsbtanzeige die Nichte missbraucht
Die Nichte soll der Angeklagte nach früheren Angaben noch nach seiner Selbstanzeige im Juni letzten Jahres missbraucht haben. Verhaftet wurde der Mann erst im Oktober, als die Ermittler im Zusammenhang mit dem Kinderpornografie-Netzwerk auf ihn stießen. Daneben soll der 27-Jährige in drei Fällen Videos und Bilder von den Taten hergestellt haben.
Die Ermittlungen zu einem bundesweiten Kinderpornografie-Tauschring hatten in Bergisch Gladbach bei Köln begonnen und erstrecken sich mittlerweile auf sämtliche Bundesländer. Allein in NRW gibt es über 20 Verdächtige. Nach Angaben der Ermittler sind noch längst nicht alle Daten ausgewertet.
Vier Verhandlungstage für Prozess in Moers
Ende April hatte ein erster Prozess in Mönchengladbach begonnen. Zwei 39 Jahre alte Männer sind dort unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 79 Fällen angeklagt. Zwischen 2015 und 2019 sollen die beiden Deutschen aus Krefeld und Viersen am Niederrhein immer wieder zwei Mädchen vergewaltigt haben.
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Der Prozess gegen den Bundeswehrsoldaten findet vor der auswärtigen Strafkammer des Landgerichts Kleve in Moers statt. Es sind vier Verhandlungstage bis zum 26. Mai angesetzt. Es ist in Nordrhein-Westfalen der zweite Prozess zu dem Fall.
Anklage gegen Hauptverdächtigen erhoben
Noch in der vergangenen Woche hatte das Landgericht Köln Anklage gegen den 43 Jahre alten Hauptverdächtigen erhoben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Deutschen unter anderem vor, seine 2017 geborene Tochter immer wieder sexuell missbraucht zu haben. Den überwiegenden Teil habe er fotografiert und gefilmt und diese Aufnahmen an Chatpartner weitergeleitet.
Insgesamt werden dem Koch und Hotelfachmann 79 Straftaten zur Last gelegt, wie das Landgericht Köln am Mittwoch mitteilte. Der Prozess gegen den Mann könnte demnach im Sommer beginnen, sofern das Hauptverfahren eröffnet wird. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Freiheitsstrafe. Zudem steht die Anordnung einer Sicherungsverwahrung im Raum.
43-Jähriger soll Chatpartner identifiziert haben
Den Angaben zufolge hat sich der Mann bisher nicht zu den Vorwürfen eingelassen. Allerdings soll er bei der Identifizierung seiner Chatpartner geholfen haben. Einen Teil der Taten soll er gemeinsam mit dem Chatpartner aus Kamp-Lintfort begangen haben, der ab Dienstag in Moers vor Gericht steht.
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Bei dem Angeklagten aus Bergisch Gladbach hatte es im Oktober 2019 die erste Durchsuchung gegeben, die den Fall ins Rollen brachte. Ermittler fanden riesige Mengen kinderpornografischen Materials, mit dessen Auswertung Dutzende Spezialisten der Kölner Polizei bis heute beschäftigt sind. Davon ausgehend kamen sie nach und nach immer mehr Verdächtigen auf die Spur. Diese sollen - größtenteils ihre eigenen - Kinder missbraucht und sich darüber ausgetauscht haben. (dpa)