Ruhrgebiet/Düsseldorf. Eine Schule schließt bei Verdacht, die andere will weitermachen bei Infektion. Die Landeselternkonferenz moniert Unsicherheit für Schulleiter.

An Schulen im ganzen Land zeigt sich eine große Unsicherheit im Umgang mit dem Coronavirus. Dies kritisiert sie Landeselternkonferenz NRW. Die Verantwortung für viele Entscheidungen werde „von der politischen Entscheidungsebene und höchsten Verwaltungsebene so tief wie möglich abgewälzt - auf die Schulleitung“, heißt es in einer Pressemitteilung. Zwar habe das Schulministerium Handlungsempfehlungen herausgegeben, es verweise „aber darauf, dass die Hoheit über Schutzmaßnahmen die Gesundheitsbehörden“ haben. „Aber die Verantwortung für schulische Veranstaltungen und Fahrten sollen Schulleitungen tragen.“ So würden Laien zu verantwortlichen Entscheidern über gesundheitliche Schutzmaßnahmen.

Tatsächlich gehen Schulen sehr unterschiedlich um mit Corona: Die „International School on the Rhine“ in Neuss etwa misst nun mit Thermometern die Stirntemperatur jeder Person, die das Gebäude betreten möchte – obwohl unter Fachleuten diese Messungen wegen der langen Inkubationszeit als wenig sinnvoll gelten.

Lehrer meldeten sich einfach krank

Im Gegensatz zum Duisburger Schulamt erteilt die Stadt Oberhausen den Schulen keine Anordnung, Schüler schon bei bloßen Erkältungssymptomen nach Hause zu schicken. Schuldezernent Jürgen Schmidt hält dies derzeit für übertrieben. Einige Ämter schließen Schulen schon bei Verdachtsfällen. An der Düsseldorfer Dieter-Forte-Gesamtschule dagegen sollte der Unterricht weitergehen, obwohl eine Lehrerin positiv auf Covid-19 getestet wurde. Nur elf Lehrer und einige Schüler sollten zuhause bleiben. Doch der Unterricht muss nun trotzdem ausfallen – 34 weitere Lehrer meldeten sich krank.

„Diese sehr unterschiedlichen Vorgehensweisen innerhalb einer Kommune verstärken Ängste, die zunehmend zu Verwerfungen eines normalen Umgangsführen“, moniert die Landeselternkonferenz NRW. Angesetzte Ausflüge,Veranstaltungen oder Klassenfahrten sollten allgemein durch das Ministerium geregelt werden oder durch Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam. Zudem sollten anstehenden Schulfahrten nicht mehr als Pflichtveranstaltungen gelten, um Druck aus der „unsicheren Situation“ zu nehmen.

Streit auch um Diagnosezentren

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) kritisiert das uneinheitliche Vorgehen der Gesundheitsämter und mahnte an, die Städte sollten Diagnosezentren für Corona-Verdachtsfälle einrichten. „Wir stellen fest, dass offenbar nicht alle lokalen Gesundheitsbehörden sich ihrer Rolle und Verantwortung im Kontext einer Pandemie bewusst sind“, stellte der Vorstandsvorsitzende Frank Bergmann fest.

In Bochum und Dortmund zum Beispiel gibt es bereits Diagnosezentren, in Herne ist eines in Vorbereitung. Essen etwa fährt eine andere Strategie. Hier sucht die Feuerwehr Verdachtsfälle nach einer telefonischen Abklärung auf und nimmt den Abstrich. Die KV erklärte, mit den zentralen Tests würden die örtlichen Praxen entlastet. Das Vorgehen schone auch Ressourcen wie knappes Schutzmaterial.

Düsseldorf zog eine Flüchtlingsunterkunft frei, um dort eine Quarantänestation einzurichten für Touristen oder Düsseldorfer, die nicht in häuslicher Quarantäne verbleiben können. „Dies wäre etwa der Fall, wenn es Familienmitglieder mit Vorerkrankungen gibt, die nicht gefährdet werden sollen“, teilte die Stadt dazu mit.

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