Trotz negativen Testergebnissen auf das Coronavirus wird Quarantäne angeordnet. Experten: Ein zu früh durchgeführter Test hat keine Aussagekraft.

Essen Eine Schülerin aus Essen wurde nach einem direkten Kontakt mit einer erkrankten Pflegedienst-Mitarbeiterin auf das neuartige Coronavirus getestet: Das Ergebnis am Donnerstag war negativ. Trotzdem wurde die Schülerin für 14 Tage in Quarantäne geschickt. „Das Mädchen zeigt keine gesundheitlichen Symptome“, erklärt Silke Lenz, Pressesprecherin der Stadt Essen am Donnerstag.

Coronavirus: „Negativ getestet, obwohl infiziert“

Aber warum wird trotz eines negativen Coronavirus-Tests Quarantäne angeordnet? „Ein negativer Test am Anfang der Inkubationszeit sagt gar nichts aus“, erklärt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert Koch Instituts (RKI). Das RKI empfiehlt daher erst zu testen, wenn Symptome vorhanden sind.

„Wir wollten mit dem Test das aktuelle Infektionspotenzial abschätzen“, sagt Silke Lenz. Bei einem Fall wie der Schülerin, also bei einer Person, die einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt war, würde immer ein Abstrich genommen werden. „Damit auch Kontaktpersonen der getesteten Person wissen, ob zum Zeitpunkt des Kontaktes eine Infektion vorlag“, sagt Lenz. So könne besser die Infektionskette durchbrochen werden.

Doch dieser bietet Unsicherheiten Bei einem schnellen Test auf das Coronavirus kann es sein, „dass eine Person negativ getestet wird, obwohl sie infiziert ist, weil sich das Virus noch nicht stark vermehrt habe und man es nicht in ausreichender Zahl finden kann“, erklärt Prof. Dr. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Essen. Wenige Tage später allerdings könne die Situation schon anders aussehen. Die eigentlich negativ getestete Person würde dann in der Zwischenzeit andere Menschen mit dem Coronavirus infizieren. „Das ist eine große Gefahr“, sagt der Mediziner.

Grundsätzlich sind die Coronavirus-Tests „sehr zuverlässig“

Zudem sieht Dittmer noch ein weiteres Problem: Erfolgt die Abnahme der Probe nicht optimal, könnte das Ergebnis des Tests verfälscht sein. Grundsätzlich aber sind „die Tests, die wir anwenden, sehr zuverlässig“, erklärt der Mediziner.

Die Schülerin aus Essen wird in der zweiwöchigen Inkubationszeit regelmäßig überwacht. „Es gibt regelmäßigen bis zu täglichen Kontakt mit dem Gesundheitsamt“, sagt Silke Lenz von der Stadt Essen. Zudem müsse ein Fiebertagebuch geführt werden. Das RKI empfiehlt auf seiner Homepage für solche Fälle „die Reduktion der Kontakte zu anderen Personen“ und eine „nach Möglichkeit zeitliche und räumliche Trennung der Kontaktperson von anderen Haushaltsmitgliedern“. Sollte das Mädchen in den 14 Tagen Symptome des Coronavirus zeigen, werde laut Lenz ein erneuter Test durchgeführt.