Ruhrgebiet. Corona hat NRW erreicht – und die ersten lange geplanten Großveranstaltungen im Ruhrgebiet sind abgesagt worden. Messen werden verschoben.

Menschenansammlungen, raten Experten, solle meiden, wer sich vor dem Corona-Virus schützen will. Aber was wird dann aus all den lange geplanten Großveranstaltungen im Ruhrgebiet? Jetzt da die Krankheit Nordrhein-Westfalen erreicht hat.

Es fiel schwer, das geben sie zu: Der Deutsche

Badminton

Verband und die Stadt

Mülheim

haben am Mittwochmittag das „

Yonex German Open“abgesagt

. Die Meisterschaften hätten vom 3. bis 8. März 2020 in der Mülheimer „Innogy-Sporthalle“ stattfinden sollen. Die weltbesten Badminton-Spieler wollten hier antreten, darunter die beiden Olympiasieger Chen Long und Lin Dan. Insgesamt hatten sich für das hochkarätige Turnier 250 Teilnehmer aus aller Welt angemeldet, darunter 40 chinesische Athleten (plus Betreuerstab). 7000 Besucher wurden erwartet. Bereits im Vorfeld hatte der Sportdirektor des Verbands, Martin Kranitz, erklärt, die Situation sei sehr schwierig.

Badminton-Olympiasieger Chen Long bei einem Wettkampf in Brasilien 2016. In Mülheim wird er nicht antreten können. Die German Open wurden am Mittwoch abgesagt.
Badminton-Olympiasieger Chen Long bei einem Wettkampf in Brasilien 2016. In Mülheim wird er nicht antreten können. Die German Open wurden am Mittwoch abgesagt. © dpa | Esteban Biba


Badminton wird von asiatischen Spielern dominiert, die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio ist in vollem Gange, nur bis Ende April noch können Weltranglistenpunkte gesammelt werden. „Nach ärztlicher Beratung und einem Abwägungsprozesshaben wir die Veranstaltung zum vorgesehenen Zeitraum abgesagt“,begründete Mülheims Sport-und Gesundheitsdezernent Marc Buchholz am Mittwoch die Entscheidung. Auf Grund der aktuellen Lage habe das Gesundheitsamt Mülheims die Empfehlung ausgesprochen, die Veranstaltung abzusagen und auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. „Der Empfehlung sind wir gefolgt“, erklärte Buchholz.

Ob das Turnier nachgeholt wird und was aus den bereits gekauften Tickets wird, war am Mittwoch noch unklar.

Messen in Düsseldorf und Köln verschoben

Die Internationale Eisenwarenmesse, die Anfang März in Köln beginnen sollte. wurde schon am Dienstagnachmittag auf Februar kommenden Jahres verschoben: Aussteller aus der Werkzeugbranche hätten Bedenken angemeldet, einige Unternehmen ihre Teilnahme auch schon abgesagt, hieß es. 3000 Aussteller waren erwartet worden, fast die Hälfte davon wären aus China angereist. Alle anderen Veranstaltungen in der Messe Köln finden allerdings planmäßig statt (Stand: Mittwoch). Drei Kölner Messen in Asien – die „interzum guanzhou“ sowie die „EmTech Asia“ und die MIECF“ – wurden jedoch auf spätere Termine verschoben oder ganz abgesagt.

Die Messe Düsseldorf gab am Freitag bekannt, dass der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken VDW als Veranstalter der METAV 2020 – Internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung – entschieden habe, die Messe, die vom 10. bis 13. März in Düsseldorf stattfinden sollte, zu verschieben.Es werde zeitnah ein neuer Veranstaltungstermin gesucht.

Auch die Weinfachmesse ProWein findet möglicherweise nicht statt.
Auch die Weinfachmesse ProWein findet möglicherweise nicht statt. © dpa | Maja Hitij

Vor dem Hintergrund „einer noch nicht absehbaren Lage zum Coronavirus in Düsseldorf und NRW“ würde auch die Lage für die kommenden Eigenveranstaltungen auf dem Düsseldorfer Messegelände neu bewerten. Dies beträfe die Messen BEAUTY, TOP HAIR, ENERGY STORAGE EUROPE, ProWein, wire und Tube. Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Wir nehmen die Sorgen bezüglich des Coronavirus, die an uns herangetragen werden, sehr ernst. Die Sicherheit unserer Kunden, Partner, Mitarbeiter und Nachbarn steht bei uns an erster Stelle. Wir stehen in direktem Kontakt mit den zuständigen Gesundheitsbehörden und vertrauen auf deren Empfehlung.“

Viele Anfragen bei der Messe Essen

Ähnlich reagieren Westfalenhalle in Dortmund und Essener Messe: Für Veranstaltungen auf dem Gelände der Westfalenhallen Unternehmensgruppe (Messe und Kongress Dortmund, Westfalenhalle) besteht nach aktueller Einschätzung der Behörden keine Gefährdung, heißt es in Dortmund: Gegenwärtig“ sehe man „keinen Anlass, den Messe- oder Veranstaltungsbetrieb einzuschränken“. Bei der Messe Essen heißt es: „Wir nehmen natürlich die erhöhte Sensibilität unserer Aussteller und Besucher für das Thema wahr“, so Sprecher Tom Kraayvanger. Viele Anfragen besorgter Kunden erreichten das Haus, direkte Auswirkungen auf unser Messegeschäft seien derzeit noch nicht spürbar. Für die am Mittwoch gestartete „Reise + Camping“ habe es

keine Absagen

gegeben.


Anders stelle sich die Situation in China dar. Der für April geplante Termin der Essener Pflanzenmesse „Hortiflorexpo IPM“ in Peking etwa sei von den lokalen Behörden bereits abgesagt und auf einen unbestimmten neuen Termin verschoben worden. Für weitere Messen wie die „Beijing Essen Welding & Cutting“ sowie die „China Essen Motor Show“ „warten wir die Entwicklungen ab“, so Kraayvanger.


Er habe Verständnis dafür, dass sich manche Veranstalter – auch in Deutschland – entschieden hätten, einzelne Messen abzusagen, vor allem wenn deren Messeteilnehmer maßgeblich aus den besonders vom Ausbruch des Corona-Virus betroffenen Gebieten stammten. Die Messe Essen selbst treffe Vorkehrungen, um den Gesundheitsschutz von Ausstellern, Besuchern und Mitarbeitern „bestmöglich zu gewährleisten“: Diese reichen von gezielten und verstärkten Hygienemaßnahmen bis hin zum medizinischen Dienst auf dem Messegelände und basieren auf den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und des Robert-Koch-Instituts.

Ruhr-Tourismus zur ITB nach Berlin reisen – nach derzeitigem Stand

In wenigen Tagen soll in Berlin die Internationale Reisemesse ITB beginnen. Sicher aber ist das nicht.
In wenigen Tagen soll in Berlin die Internationale Reisemesse ITB beginnen. Sicher aber ist das nicht. © dpa | Rainer Jensen


Auch Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr-Tourismus GmbH, verfolgt die aktuellen Entwicklungen rund um die Verbreitung des neuen Virus „sehr aufmerksam-- nicht nur, weil er am 4. März zur ITB in Berlin erwartet wird. Nach derzeitigem Stand, erklärte er am Mittwoch „halten wir aber in Austausch mit der Messe Berlin an unserer Absicht fest, die Metropole Ruhr auf der ITB zu vertreten.“ Sechs Aussteller aus China haben allerdings bereits ihre Teilnahme abgesagt, Gerüchten, dass die Messe gar nicht stattfinden werde, widersprachen die ITB-Veranstalter am Dienstag jedoch vehement. Am Freitagabend soll eine Entscheidung fallen Die nächste „eigene“ Großveranstaltung der Ruhr-Tourismus GmbH ist die „Extraschicht“ im Juni. Bis dahin, bleibt zu hoffen, ist das Virus vergessen.

Derweil rutschte bereits am Montag der Börsenkurs des internationalen Veranstalters und Tickethändlers CTS Eventim in den Keller – um neun Prozent, auf das niedrigste Niveau seit Dezember. Eventim gehört unter anderem der italienische Konzert- und Show-Veranstalter „Vivo Concerti“. Italien hatte nach dem Corona-Ausbruch in dieser Woche sogar den Karneval in Venedig abgesagt.

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