Ex-Rotlichtgröße Bert Wollersheim stand vor Gericht wegen einer gefälschten TÜV-Plakette. Warum nach sechs Minuten schon alles vorbei war.
Bert Wollersheim dreht noch eine Ehrenrunde mit seinem weißen Cadillac Fleetwood über den Parkplatz des Langenfelder Amtsgerichts, damit der Kameramann von RTL glücklich wird. Glamourös ist der Termin nicht unbedingt, zu dem die Ex-Rotlichtgröße aus Düsseldorf mit Ehefrau Ginger Costello-Wollersheim erschienen ist: Wollersheim muss sich wegen einer gefälschten TÜV-Plakette verantworten – gegen einen entsprechenden Strafbefehl über 8000 Euro hat er Einspruch eingelegt.
Dass Richterin Annika Preindl das Verfahren in Saal 59 nach sechs Minuten einstellen wird, kann der 68-Jährige zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Gute Laune stellt er vorab dennoch zur Schau: „Ich hab’ ja nichts gemacht.“
Über Jahre galt Wollersheim mit blonder Mähne, Tätowierungen und besonders vollbusigen Lebensgefährtinnen als schillernde Figur in der Rotlicht-Szene. TV-Sender RTL 2, nicht unbedingt wählerisch bei der Auswahl seiner Themen, ließ ihn sogar in einer eigenen Doku-Soap auftreten.
Bert Wollersheim ist laut Anwalt pleite
Sein Anwalt hatte vor einem Jahr bestätigt, dass der ehemalige Bordellbetreiber pleite sei. Einnahmen aus Fernsehauftritten seien bereits gepfändet worden. Wollersheim hatte 2016 als Grund für seine Geldnot angegeben, dass die Behörden seinen Betrieb an der Rethelstraße in Düsseldorf geschlossen hätten. Freier waren dort betäubt und finanziell ausgeplündert worden. Wollersheim selbst war allerdings dafür nicht verantwortlich.
Ohrringe mit Totenköpfchen
Seinem Stil freilich, den man nicht zwangsläufig als dezenten Chic einstufen würde, ist Wollersheim treu geblieben: Lange Haare, silberfarben lackierte Fingernägel, Ohrringe mit Totenköpfchen, 500-Euro-Sneaker von Philip Plein und Prada-Sonnenbrille. Die Gattin (33) mit wasserstoffblondem Tollenturm auf dem Kopf und durchsichtigem Blüschen, dem die Stoffsprengung droht, auch nicht vollkommen unauffällig.
Von der „Wimperntante“ ins Nagelstudio
Schuld an der ganzen Sache sei ja seine Frau, erzählt Wollersheim den Journalisten, und sie kichert fröhlich dazu: „Ich kam von meiner Wimperntante in Langenfeld und wollte ins Nagelstudio nach Düsseldorf.“ Sie habe sich nicht angeschnallt, und schon hielt die Polizei das Auto an. „Das mit dem Verbandskasten ist aber Deine Schuld“, sagt sie und tippt ihren Bert an. „Ich wusste gar nicht, dass die Haltbarkeitsdaten haben“, seufzt er.
Was er auch nicht gewusst haben will: dass die TÜV-Plakette gefälscht war. „Der Wagen war in der Werkstatt, ich hab’ mich um nichts gekümmert“, beteuert er, und sein Anwalt wiederholt es Minuten später im Gerichtssaal.
Richterin und Staatsanwältin geben auf
„Wenn wir ein Problem haben, den Vorsatz nachzuweisen, sollten wir vielleicht einstellen“, sagt die Richterin und blickt zur Staatsanwältin. Die nickt, und ihr leises Stimmchen ist kaum zu hören: „Wenn Herr Wollersheim damit einverstanden ist.“ Ist er.
8000 Euro gespart: Wird nun gefeiert? „Wir machen uns auf jeden Fall einen schönen Wellnesstag“, erwidert Wollersheim und grinst in die Runde: „Happy Valentinstag!“