Düsseldorf. Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor unseriösen Spendenaufrufen im Internet. Gerade wenn sie mit emotionalen Geschichten direkt ans Herz rühren.

Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor Spendenaufrufen in Internetportalen und Social Media. Immer häufiger versuchen verzweifelte Eltern schwer erkrankter Kinder oder selbst Betroffene, auf diesem Weg Geld für angeblich hier von der Krankenkasse nicht übernommene oder nicht zugelassene Therapien zu beschaffen. „Wir raten dringend davon ab, Unbekannten ungeprüft, nur aus emotionaler Betroffenheit heraus, Geld zu überweisen“, erklärte Pressereferentin Gerlinde Waschke. Eine eigene Homepage sei „kein Garant für Vertrauenswürdigkeit“.

Facebook bietet in den USA seit 2015 seine „Fundraising-Tools“ an, 2017 führte das Unternehmen die Spendenfunktion in den europäischen Ländern ein. Seither wurden nach Angaben einer Sprecherin insgesamt mehr als zwei Milliarden US-Dollar gesammelt (für private Notlagen sowie gemeinnützige Organisationen. Bereits 45 Millionen Menschen hätten eine Spendenaktion auf Facebook unterstützt oder selber erstellt. „GoFundMe“, nach eigenen Angaben die „Nummer 1 für medizinische Online-Kampagnen“ ging 2010 an den Start und warb seither sogar fünf Milliarden Dollar ein.

„Wir haben ein geregeltes System der medizinischen Nutzen-Bewertung“

„Vielen Betroffenen konnte dabei sicherlich geholfen werden“, räumt Waschke ein. Aber nicht alle Aufrufe seien seriös. Gerade wenn die Ansprache sehr direkt ist, sehr emotional, oder wenn gleich Kontonummer oder Spendenlink ins Auge springen, sei Vorsicht geboten. „Es klingt vielleicht herzlos, aber in Deutschland gibt es für alle eine gute medizinische Versorgung. Und wenn jemand was anderes will, muss man fragen, ob das überhaupt sinnvoll ist.“ Jürgen Frech, Sprecher des Katholischen Universitätsklinikums Bochum bestätigt diese Einschätzung: „Wir haben in Deutschland ein geregeltes System der medizinischen Nutzen-Bewertung.“ Ein Trend „medizinische Leistungen außerhalb des etablierten Systems zu erlangen“ sei nicht zu erkennen.

Volker Dudek, Vorsitzender eines Duisburger Hilfsvereins, der krebskranke Kinder unterstützt, weiß, dass es für Eltern ungemein schwer ist zu akzeptieren, dass nichts mehr für ihr Kind getan werden kann, dass sie verzweifelt nach jedem Strohhalm greifen. Aber auch er warnt vor „schwarzen Schafen“. Private Spendenaufrufe, so seine Erfahrung, „bringen zudem auch finanziell nichts.“

Seriöse Spendensammler können nachweisen, wohin das Geld fließt

Seriöse Spendensammler würden Belege liefern können, wohin das Geld fließen soll; Instanzen nennen, bei denen man nachfragen könne; sich in einer persönlichen Biografie outen. „Jemand der um Geld bittet, muss nachweisen können, wofür er es ausgibt“, betont die Verbraucherzentrale. Danach dürfe auch ruhig fragen, wer spenden will. Denn ist das Geld erst einmal überwiesen, ist es meist „auf Nimmerwiedersehen verschwunden“, so Waschke. Sie rät zudem zur eigenen Netzrecherche: „Es gilt, die Spreu vom Weizen zu trennen.“