Essen. Gefährdet war ein Mehrfamilienhaus, aber letztlich scheiterte der von dem Gladbecker Rentner geplante Anschlag. Jetzt steht er vor Gericht.

Passiert ist letztlich kaum etwas, aber das Risiko war groß, als der Rentner am 1. August vergangenen Jahres ein Mehrfamilienhaus in Alt-Rentfort anzünden wollte. Doch der Plan des Gladbeckers scheiterte. Jetzt muss er sich wegen versuchten Mordes vor dem Essener Schwurgericht verantworten. Richter Martin Hahnemann wies ihn am Freitag aber bereits darauf hin, dass es am Ende auch zu einer Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie kommen könne.

Denn Zweifel an der Schuldfähigkeit des 66-Jährigen sind erlaubt. Im Prozess schweigt er zwar zu den Vorwürfen der Anklage: "Ich sage hier gar nichts." Bei der psychiatrischen Sachverständigen Marianne Miller hat er aber gesprochen, auch bei der Polizei.

Gasflasche ins Innere geworfen

Vorgeworfen wird ihm, auf die Geschäftsräume eines Bestatters, dem er Geld schulden soll, einen Anschlag verübt zu haben. Er soll aus seiner Küche die Gasflasche für den Herd mitgenommen und sie im aufgedrehten Zustand durch die geschlossene Scheibe ins Innere geworfen haben. Dann soll er einen brennenden Lappen hinterher geworfen haben, der aber offenbar ausging. So blieb den Bewohnern des Mehrfamilienhauses viel Leid erspart.

Hintergrund ist wohl ein Streit mit dem Bestatter, der Geld sehen wollte. Der Rentner dachte aber, das sei die Schuld seiner Schwester. Jedenfalls fühlte er sich zusehends bedroht durch den Bestatter, allerdings sind seine Eindrücke wohl fern jeder Realität.

Strahlen im Auge empfangen

So wirft er dem Bestatter zum Beispiel vor, dieser sende Strahlen gegen ihn aus und erzeuge so Punkte auf seinem rechten Auge. Von zwei Mordversuchen auf seine Person hat der Rentner der Psychiaterin berichtet, beide seien aber gescheitert. Er habe dann aber nicht mehr weiter reden wollen, erzählt sie: "Er sagte: Schwamm drüber. Er wolle auf keinen Fall etwas dazu sagen."

Allerdings sei er mehrfach bei der Polizei gewesen, um den Bestatter anzuzeigen. Die Beamten hätten aber keine Zeit für ihn gehabt. "Keiner hörte meine Hilferufe", erzählte der Rentner der Gutachterin. Und fügte hinzu: "Ich will nicht in die Klapsmühle."

Von seinem Leben hat er ihr auch berichtet: "Ich hatte eine wunderschöne Kindheit", sagte der gebürtige Gladbecker, der einem Arbeiterhaushalt entstammt. Schon 1956, da war er drei Jahre alt, sei die Familie nach Thüringen in die damalige DDR gezogen. Warum, das wisse er nicht. Erst 1997 sei er nach Gladbeck in die alte Heimat zurückgekehrt. Drei weitere Prozesstage hat das Schwurgericht geplant.