Essen. Die Deutschen lieben Blumen - am liebsten aus nachhaltiger Produktion Aber auch die Gartenbranche hat mit dem Klimawandel zu kämpfen.
Natürlich ist der Klimawandel in aller Munde. Gerade hier auf der IPM, der Internationalen Pflanzenmesse in Essen. Bei der reinen Fachmesse stimmen sich mehr als 1500 Aussteller von Dienstag bis Freitag (28. bis 31. 1 auf die Trends der kommenden Gartenbausaison. Und damit auch auf das veränderte Wetter. Warme Winter, heiße Sommer, kaum Regen und wenn, dann gleich sintflutartig. Von „Herausforderungen“ spricht da nicht nur Jürgen Mertz, Präsident des Zentralverbandes Gartenbau. Zumal die Kundschaft auch kritischer geworden ist.
Messe nur für Fachbesucher
Die Weltleitmesse des Gartenbaus dreht sich um Lösungen und Innovationen der grünen Branche. Schon seit 1983 findet die Internationale Pflanzenmesse jährlich in der Messe Essen statt.
Hier präsentieren Aussteller vermehrt Produkte, die nachhaltig und klimawandelgeeignet sind. Dazu gehören hitze- oder kältetolerante Pflanzen- und Gehölzsorten, umweltfreundliche und ressourcenschonende Verpacckungslösungen, Biodünger und -substrate, luftreinigende leicht zu pflegende Zimmerpflanzen und Töpfe aus nachhaltig und biologisch abbaubaren Materialien.
Besuchen können die Messe bis Donnerstag nur Fachbesucher
Dabei läuft das Geschäft eigentlich ja gar nicht schlecht. Im Gegenteil: Die Deutschen haben sich allein 2019 Schnittblumen, Topfpflanzen und andere Gewächse für Haus und Garten 8,9 Milliarden Euro kosten lassen – 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt hat damit jeder Deutsche 108 Euro für Grünzeug ausgegeben. Einen Großteil davon übrigens für Schnittblumen. Im vergangenen Jahr seien für 3,1 Milliarden Schnittblumen an die Verbraucher verkauft worden, sagt Mertz. Das seien knapp 5 Prozent mehr als 2018.
Gute Geschäfte am Valentins- und Muttertag
Ein Grund für das satte Plus bei den Schnittblumen sind die guten Geschäfte am Valentins- und Muttertag sowie zu Weihnachten. „Zuletzt hatten wir überwiegend Traditionskäufer, jetzt sind wieder mehr jüngere Kunden dabei.“ Mit weitem Abstand die beliebteste Schnittblume in Deutschland – man ahnt es fast – ist die Rose. Auf sie entfallen nach Branchenangaben etwa 40 Prozent der Ausgaben für Schnittblumen.
Anders als früher fragen die Kunden mittlerweile nach. Wo kommen die Blumen her? Wurden sie mit Pflanzenschutzmitteln behandelt? „Nachhaltigkeit ist ein großes Thema“, weiß Helmuth Prinz, Präsident des Fachverbandes Deutscher Floristen. Prinz begrüßt das. „Der Fachhandel kann solche Fragen beantworten“, erklärt er. Er kann auch nachhaltige Produkte anbieten. Etwa die – besonders für Einsteiger geeigneten – Anzuchtsets in umweltfreundlichen und mit Sprüchen bedruckten Papiertüten des Gladbecker Startups „Junger Sprosss (www.junger-spross.com). Die Tüte mit der Erde öffnen, den beigelegten Samen pflanzen, Wasser darauf – fertig ist die Sache.
Bäume wachsen bis zu sechs Meter im ersten Jahr
Auch für den nächsten heißen Sommer gibt es Hilfe. Gartenbauer raten etwa verstärkt zum Anbau von Gewächsen mit eigenem Wasserspeicher wie Sedum und Saxifraga. Ein paar Nummern größer geht es bei der Firma WeGrow aus Tönisvorst (www.wegrow.de) zu. Das Unternehmen züchtet so genannte Kiri-Bäume. „Aluminium der Hölzer“ nennt sie Peter Maximilian Diessenbacher, einer der Firmengründer. Aber das Holz der Bäume ist nicht nur extrem leicht, es ist auch besonders wärmedämmend, witterungsbeständig und bindet sehr viel Kohlendioxid.
Vor allem aber sind Kiri die am schnellsten wachsenden Bäume der Welt. Schon im ersten Jahr wachsen sie bis zu sechs Meter in die Höhe und bereits innerhalb weniger Jahre entwickeln sie einen Stammdurchmesser von bis zu 40 Zentimetern. „Da können“, sagt der Besitzer einer Baumschule, „unsere heimischen Hölzer nicht mithalten.“
Viele Pflanzen verdorrt - jetzt wird nachgekauft
Die Dürrephasen der vergangenen Jahre haben bei den Gartenbaubetrieben die Nachfrage nach Bäumen und Sträuchern steigen lassen - weil vertrocknete Gehölze ersetzt wurden. Bei den Kommunen bestehe an diesem Punkt aber noch erheblicher Nachholbedarf, kritisierte Mertz. Gerade einmal durchschnittlich 50 Cent pro Einwohner gebe die öffentliche Hand laut der neuen Marktstudie aus. „Grün in der Stadt“ werde als wichtiger Klimabaustein angepriesen, getan werde aber zu wenig.