Duisburg. In Duisburg hat die Messe „Angeln“ begonnen. Sie bietet alles, was Angler freut. Doch es sind auch Fische da, die leben hier in aller Sicherheit.
Peter Joest bindet eine Fliege, also, nicht für den Hals, sondern für die Angel. Aus Haken, Garn, orangefarbenen Hahnfedern und Fellhaaren entsteht vor aller Augen ein Fischköder, denn Joest („wie Soest“) sitzt an exponierter Stelle auf der Messe „Angeln“ und geht seinem Hobby nach: Und das ist nicht Angeln. „Wenn ich die Wahl habe zwischen Angeln und Fliegen Binden, nehme ich Fliegen Binden“, sagt der Krankenhaustechniker aus Hilden. Nahm er Freitag, nimmt er Samstag, nimmt er Sonntag.
Alle andern hier, darf man unterstellen, gehen lieber angeln. Noch bis zum 12. Januar, bis Sonntagabend finden sie in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord, was sie dazu im weitesten Sinne brauchen: Köder, Routen, Haken natürlich, Messer („Das blaue Wunder“), Taschenlampen, Watbekleidung, Angelurlaub, Floßfahrten. Boote für den Raubfischfang, schon ab 14.990 Euro.
„Angler sind immer auch Fummler“
Und geködert werden nicht nur Fische: „Mit dieser Rute“, erzählt gerade ein Verkäufer einem eventuellen Käufer, „hat der beim ersten Mal einen 38er-Barsch und einen 65er-Hecht geangelt. Wenn die Ohren nicht wären, hätte der rundum gegrinst.“ Beim Holländer gibt es den „Vispas van Groot Rotterdam“, bei „Angelsport Waldi“ so ziemlich alles und bei Dirk Franke Klebstoff. Klebstoff? Einen ganzen Stand nur mit Klebstoff.
Denn „Angler sind immer auch Fummler“, sagt Franke, Vertreter der Firma Ber-Fix: „Überwasserkleber, Unterwasserkleber, alles da.“ Fixiert ein Stückchen Metall auf einer Glasscheibe, „nehmen Sie mal hoch!“ Nichts geht mehr. „Klebstoff, der auch klebt“, triumphiert Franke, „im Baumarkt kriegen Sie ja Zeug . . .“
Vorführungen von Fliegenfischen und Vorträge mit Angeltipps
Unter Tausenden Anglern schwimmen wenige Meter weiter Karpfen, Rotaugen und Schleien ganz entspannt dahin, in einem Schaubecken und in Sicherheit. Das große Becken gehört nämlich zum „Rheinischen Fischereiverband“, der hier heimische Fische zeigen will. Denn der Weg zum Nachwuchs führt direkt über den Naturschutz, sagt Verbandssprecher Egon Luettke: „Die Jugend interessiert sich wieder für die Natur.“ Der Karpfen lebe hoch!
Es ist die 15. „Angeln“ hier. 6000 Quadratmeter, ein paar Tausend Besucher, Vorführungen von Fliegenfischen, Vorträge wie „30 Tipps, größere Hechte zu fangen“ oder „Nachts kracht’s“. Geht aber auch nur darum, Zander zu angeln. Im Moment spricht Stephan Gockel, bei dem man Angeltouren auf holländischen Gewässern buchen kann, über seine Erfahrungen mit manchen Kunden. Es wird ja auch viel gelacht.
Leute zerfleddern an einem Tag auf dem windigen Boot
„Jedes Jahr überraschend, es wird doof kalt“, hebt Gockel gerade an. Manche kämen in Kleidung, „die würde ich nicht im Sommer anziehen“, andere seien bestens ausgestattet, hätten die Funktionskleidung aber 20 Jahre nicht getragen. „An einem windigen Tag auf dem Boot zerfleddern die nach und nach.“
Und Peter Joest, dem Fliegenbinder, gucken auch schon wieder ein paar Leute zu. Er ist aber auch flink! Und erzählt von Kollegen, deren Ehrgeiz es ist, die Fliegen echten Insekten nachzubilden. „Die arbeiten beispielsweise tagelang am Bein einer Gottesanbeterin, die können sie am Ende nicht unterscheiden von echten Tieren.“ Die Folge: Mancher Fliegenbinder bekam schon Probleme mit dem Zoll. Wegen der vermeintlichen Einfuhr geschützter Tiere. Dabei war die Gottesanbeterin doch nur eine Fliege.
Preise und Öffnungszeiten
„Angeln“ bis 12. Januar im Landschaftspark Duisburg-Nord, Emscherstraße 71. Geöffnet Samstag 9 bis 18 Uhr, Sonntag 9 bis 17 Uhr.
Der Eintritt beträgt zehn Euro, Kinder bis zwölf Jahre zahlen nichts, wenn Erwachsene sie begleiten. Vorführungen und Vorträge sind im Eintrittspreis inbegriffen.